Rechtsextremismus an Schulen Schülerräte: "Hitlergrüße mancherorts kein Randphänomen mehr"
03.04.2024, 12:00 Uhr Artikel anhören
Fake News in sozialen Netzwerken sollen eine große Rolle spielen, weshalb junge Menschen anfällig für Rechtsextremismus werden.
(Foto: picture alliance / SvenSimon)
Schülerräte der ostdeutschen Bundesländer beklagen zunehmenden Rechtsextremismus im Schulumfeld. Die Hemmschwelle sei gesunken, heißt es in einer Erklärung. Im letzten Jahr hatte der Fall um zwei Lehrer an einer Schule in Brandenburg eine bundesweite Debatte ausgelöst.
Die Schülervertretungen der sechs ostdeutschen Bundesländer haben zunehmenden Rechtsextremismus an Schulen beklagt und ein entschiedenes Gegensteuern gefordert. "Völkische Narrative, antisemitische Verschwörungstheorien und extremistisches Gedankengut treten auch im Raum Schule immer häufiger zutage und treffen dabei auf eine Schulgemeinschaft, die personell, materiell und vom Wissen her schlecht vorbereitet ist", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Landesschülerräte in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Hakenkreuze und andere verfassungsfeindliche Symbole oder offen gezeigte Hitlergrüße seien mancherorts im Schulumfeld keine Randphänomene mehr. Die Hemmschwelle sinke an vielen Stellen und die Bereitschaft, verfassungsfeindliche Aussagen als legitime Meinungsäußerung einzustufen, wachse.
Hinzu komme moderner Rechtsextremismus in meist verschleierten Formen. "Besonders im digitalen Raum beeinflussen Algorithmen, teils durch KI (Künstliche Intelligenz) generierte Fake News und breit gefächerte Propaganda immer stärker die Meinungsbildung der Gesellschaft", so die Schülervertretungen.
Lehrer verließen Schule in Brandenburg
Vor allem junge Menschen seien dafür anfällig, sich über das Netz zu radikalisieren. Die Schülerinnen und Schüler regen unter anderem eine Stärkung des Geschichts-, Politik- oder Sozialkundeunterrichts an, um mehr Wissen über die historischen Hintergründe und aktuelle Bedrohungen für die Demokratie durch Rechtsextremismus zu vermitteln.
Nötig sei zudem, an Schulen den Umgang mit digitalen Medien zu lehren. Im Unterricht müssten fächerübergreifend demokratischer Streit, fundierte politische Urteils- und Meinungsbildung sowie ein wertschätzendes Miteinander erlernt werden. Wichtig seien auch Fortbildungen für Lehrkräfte.
Im vergangenen Jahr machte der Fall um zwei Lehrer aus Brandenburg deutschlandweit auf die Problematik aufmerksam. Diese hatten in einem Brandbrief öffentlich gemacht, dass sie an ihrer Schule in Burg täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert seien. Das Schreiben löste eine breite Debatte aus. Die beiden Lehrer zogen sich wegen der zunehmenden Anfeindungen letztlich von ihrer Schule zurück.
Quelle: ntv.de, rog/dpa