Politik

Bagdad duldet Kriegsverbrechen Schwere Vorwürfe gegen schiitische Milizen

Auch die Regierungstruppen folterten und töteten Gefangene,
heißt es in dem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International..

Auch die Regierungstruppen folterten und töteten Gefangene, heißt es in dem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International..

(Foto: picture alliance / dpa)

Terror und Gräueltaten gibt es im Kampf gegen den Islamischen Staat nicht nur auf einer Seite. Schiitische Milizionäre im Irak nutzen die Gelegenheit für ihren eigenen brutalen Rachefeldzug gegen Sunniten, prangern Menschenrechtler an.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) hat der irakischen Regierung vorgeworfen, von schiitischen Milizen begangene Kriegsverbrechen an sunnitischen Zivilisten zu dulden. Schiitische Milizionäre sowie Mitglieder der irakischen Sicherheitskräfte hätten dutzende Menschen gefoltert und ermordet, heißt es in einem veröffentlichten Amnesty-Bericht unter dem Titel "Absolute Straflosigkeit: Die Milizen-Herrschaft im Irak". Demnach rächen sich schiitische Milizen für Angriffe der Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) offenbar mit Morden an Sunniten.

Der IS vertritt eine radikalsunnitische Interpretation des Islam und wird von Teilen der sunnitischen Minderheit des Irak unterstützt. Diese fühlt sich seit dem Sturz des früheren Machthabers Saddam Hussein im Jahr 2003 von der schiitisch dominierten Zentralregierung in Bagdad an den Rand gedrängt. Dem im Juni begonnenen Vormarsch der IS-Kämpfer im Nordirak hatten die irakischen Sicherheitskräfte kaum etwas entgegenzusetzen. Inzwischen kämpfen kurdische und schiitische Milizen an der Seite der irakischen Armee gegen den IS.

Dem Amnesty-Bericht zufolge sind Gruppen nicht-staatlicher Kämpfer im Irak seit dem Teilrückzug der Armee noch mächtiger geworden. Religiös motivierte Gewalttaten seien insbesondere durch mächtige Milizen in den Städten Bagdad, Kirkuk und Samarra verübt worden. An verschiedenen Orten im Land wurden demnach dutzende Leichen mit Kopfschusswunden gefunden, die zuvor gefesselt worden waren. Amnesty vermutet hier "ein Muster gezielter Hinrichtungen".

"Indem die Regierung in Bagdad Milizen gewähren lässt, solche schrecklichen Taten routinemäßig zu begehen, billigt sie Kriegsverbrechen und fördert einen Teufelskreis von religiös motivierter Gewalt", erklärte die Amnesty-Krisenbeauftragte Donatella Rovera. Die Behörden hätten es bislang unterlassen, Milizen für Kriegsverbrechen und andere schwere Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung zu ziehen, erklärte Rovera weiter. Amnesty forderte, die Regierung unter Ministerpräsident Haidar al-Abadi müsse "die Milizen wieder kontrollieren und Rechtsstaatlichkeit wiederherstellen".

Quelle: ntv.de, ddi/AFP

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