Babyglück im Bundeskabinett Schwesig will ihr Ideal vorleben
08.09.2015, 18:34 Uhr
Familienministerin Manuela Schwesig bekommt in wenigen Monaten ihr zweites Kind.
(Foto: imago/Stefan Zeitz)
Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist das politische Projekt von Manuela Schwesig. Jetzt bekommt die SPD-Politikerin ihr zweites Kind. Das Ende ihrer Karriere wird das nicht sein. Nach kurzer Babypause will sie weitermachen. Nun sei ihr Mann mal dran.
Das Familienministerium muss demnächst eine Weile ohne seine Chefin auskommen. Jedoch nur wenige Wochen, wie Ministerin Manuela Schwesig betont. Die 41-Jährige erwartet in wenigen Monaten ihr zweites Kind. Das ist für sie kein Grund, ihren Ministerposten aufzugeben. "Es ist immer ein Spagat, wie in anderen Familien auch", sagt die SPD-Politikerin.
Beruf oder Karriere? Die Frage habe sie mit ihrem Mann Stefan gemeinsam und ganz pragmatisch beantwortet: Sie hat beim ersten Kind pausiert, nun sei er an der Reihe. "Es ist für uns beide selbstverständlich, dass wir berufstätig sind und beide im Beruf bleiben", sagt Schwesig.
Mit breitem Grinsen wirbt sie an diesem Dienstag gemeinsam mit Schulkindern für sichere Schulwege. Die Aufmerksamkeit gehört in diesem Moment jedoch nur der Ministerin. Wölbt sich schon ein Babybauch unter dem roten Kleid? Wie fühlt sie sich? "Mir geht es gut, mir geht es prima", wiederholt sie geduldig. Sie sei sehr glücklich, sagt sie knapp.
Kanzlerin gratulierte bereits
Besonders über die vielen Glückwünsche. Die kamen auch von Kanzlerin Merkel und weiteren Kabinettsmitgliedern. Die Neuigkeit über den Schwesig-Nachwuchs hätten die Kollegen jedoch erst am Dienstagmorgen erhalten. "Das ist ja nichts, was man in einer Kabinettssitzung bekanntgeben muss", sagt die Politikerin nüchtern.
Trotzdem erinnert man sich in Berlin an diesem Tag auch an Schwesigs Vorgängerin. Vier Jahre lang war Kristina Schröder unter Kanzlerin Merkel in der Regierung, 2011 bekam sie ein Kind, als erste Bundesministerin während der Amtszeit. Heute hört man nicht mehr viel von ihr. Schröder hatte angekündigt, sich mehr Zeit für ihre Familie nehmen zu wollen. "Es ist eine ganz persönliche Entscheidung", sagt Schwesig.
Für sie sei der Ausstieg jedoch keine Option. Vorbild für Schwesig dürfte eher Ursula von der Leyen sein, die auch einmal im Kabinett für Familien zuständig war. Heute ist die siebenfache Mutter Verteidigungsministerin. Und manche sehen sie noch nicht am Ende ihrer Karriere.
Schwesig ist für Wahlkampf 2017 gesetzt
Das Attribut "ehrgeizig" wird für Schwesig oft vergeben, "attraktiv und ehrgeizig" noch öfter. Die SPD-Politikerin aus dem Nordosten hat sich in der Großen Koalition zu einem großen Plus für ihre Partei entwickelt. Denn ihre Themen sind nah bei den Menschen. Die Frauenquote ist ihr Erfolg, mehr Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen soll einer werden, ihr wichtigstes Anliegen aber bleibt die Frage, wie Männer und Frauen Familie und Beruf noch besser vereinbaren können.
Die 41-Jährige ist da dicht bei ihrer eigenen Lebenserfahrung. Sie pendelt zwischen Berlin und der Familie in Schwerin, ihr achtjähriger Sohn Julian hat von seiner Mutter manche Tage nicht mehr als einen Anruf am Morgen und einen am Abend. Aber er hat einen Vater, der sich mit reduzierter Arbeitszeit um ihn kümmert.
Schwesig als Rollenvorbild für das moderne Deutschland? "Nein, das muss jede Frau für sich selbst entscheiden", erklärt sie. Sie arbeitet immerhin einen Tag im Monat zu Hause im Home Office, wie die Ministerin kürzlich berichtete. Im Dienstwagen von Schwerin nach Berlin werden Akten studiert und Telefonkonferenzen abgehalten. In der Hauptstadt schläft Schwesig in ihrem Ministerium. Der Sonntag zu Hause bei der Familie ist ihr dann besonders wichtig. "So wie eigentlich in jeder anderen Familie auch", erklärt Schwesig ihre Situation.
Dabei kennt die Ministerin die extreme Doppelbelastung durch Familie und Beruf spätestens seit 2008. Damals wurde die gelernte Diplom-Finanzwirtin als 34-Jährige Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern. 2009 gehörte sie zum Wahlkampfteam des dann gescheiterten SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier. Seitdem gilt sie als Hoffnungsträgerin ihrer Partei. Daran wird sich auch mit dem zweiten Kind nichts ändern. 2017, im Wahlkampf für die Bundestagswahl, wird sie dringend gebraucht.
Quelle: ntv.de, Claudia Thaler und Thomas Lanig, dpa