"Privatstrategien müssen aufhören" Seehofer maßregelt Söder
07.11.2016, 22:06 Uhr
(Foto: dpa)
In Berlin empfangen die Spitzen der CSU-Landesgruppe im Bundestag die Kollegen aus Bayern zu einem Routinetermin. Doch plötzlich wird es deutlich: Ministerpräsident Seehofer knöpft sich seinen Finanzminister vor - in dessen Abwesenheit.
Kurz nach dem CSU-Parteitag hat Parteichef Horst Seehofer seine Angriffe auf den bayerischen Finanzminister Markus Söder deutlich verschärft. Bei einem Treffen der Fraktionsspitzen von Bundestags- und Landtags-CSU in Berlin habe Seehofer Söder ruhig, aber massiv kritisiert. Das verlautete aus internen Kreisen. "Es ist richtig aus ihm herausgebrochen", berichtete ein Teilnehmer am Abend. Söder selbst war bei der Sitzung nicht anwesend.
Anlass war demnach ein Appell von Ex-CSU-Chef Erwin Huber. Er forderte die Partei auf, Kritik an Kanzlerin Angela Merkel einzustellen. Huber verwies dabei auf ein Interview Söders, das am Montag in der "Passauer Neuen Presse" erschienen war.
In dem Interview hatte Söder Parteifreunde gerügt, die Merkel bereits Unterstützung im Fall einer erneuten Kanzlerkandidatur signalisiert hatten. "Einige aus der CSU sind bereits mit vorauseilendem Gehorsam nach vorn gegangen. Das war nicht gut", sagte Söder dem Blatt.
"Kein Stratege"
Daraufhin habe sich Seehofer in der internen Sitzung zu Wort gemeldet und Söder - ohne ihn namentlich zu nennen - scharf kritisiert: Eigennutz dürfe nicht vor dem Gemeinwohl gehen, und derartige "Privatstrategien" müssten aufhören. "Nur Zwietracht" werde auf diese Art geschürt.
Laut "Süddeutscher Zeitung" sagte Seehofer zudem, offensichtlich mit Blick auf seinen Finanzminister: "Wer jeden Tag einen Förderbescheid überreicht, ist noch lange kein Stratege."
Die Reaktionen auf Seehofers Angriff waren der "Süddeutschen Zeitung" zufolge gemischt. Eine Hälfte der Teilnehmer habe geklatscht, die andere Hälfte habe sich zurückgehalten. Aber alle seien sprachlos gewesen.
Söder gilt als parteiinterner Konkurrent Seehofers. Ihm werden Ambitionen auf den Posten des bayerischen Ministerpräsidenten nachgesagt.
Quelle: ntv.de, chr/dpa