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"Kirche ist bei den Menschen" Selenskyj kritisiert Papst-Äußerung zu "weißer Fahne"

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Präsident Selenskyj und sein Außenminister Kuleba reagieren auf die "Weiße Fahne"-Äußerung von Papst Franziskus - mit deutlicher Kritik. Kuleba weist dabei auch auf Parallelen zu Handlungen der Kirche in "der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts" hin.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat einen missverständlichen Appell von Papst Franziskus zu Friedensverhandlungen mit Russland scharf zurückgewiesen. Die Kirche sei bei den Menschen, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. "Und nicht zweieinhalbtausend Kilometer entfernt, irgendwo, um virtuell zu vermitteln zwischen jemandem, der leben will, und jemandem, der dich vernichten will."

"Als das russische Böse am 24. Februar diesen Krieg begann, standen alle Ukrainer auf, um sich zu verteidigen. Christen, Muslime, Juden - alle", sagte Selenskyj. Und er danke jedem ukrainischen Geistlichen, der in der Armee, in den Verteidigungsstreitkräften ist. Sie stünden an der vordersten Front, sie schützten das Leben und die Menschlichkeit, sie unterstützten mit Gebeten, Gesprächen und Taten. "Das ist es, was die Kirche ist - bei den Menschen."

Auch der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba äußerte sich zu der Aussage des Papstes. "Unsere Flagge ist gelb und blau", schrieb Kuleba auf X und bezog sich dabei auf die Farben der Nationalflagge. "Dies ist die Flagge, unter der wir leben, sterben und siegen. Wir werden niemals eine andere Flagge hissen."

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Außenminister Kuleba wies auf X auch auf Vorwürfe hin, Papst Pius XII. habe es versäumt, gegen die Nazi-Gewaltherrschaft im Zweiten Weltkrieg vorzugehen. "Gleichzeitig kennen wir die Strategie des Vatikans aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, wenn es um die weiße Fahne geht", schrieb er. "Ich fordere (den Vatikan) dringend auf, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen und die Ukraine und ihr Volk in ihrem gerechten Kampf um ihr Leben zu unterstützen."

Der Pontifex hatte mit einem missverständlichen Appell zu Friedensverhandlungen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine massiven Widerspruch ausgelöst. Die Äußerungen des katholischen Kirchen-Oberhaupts wurden in der Ukraine und bei vielen ihrer Unterstützer als einseitiger Appell allein an Kiew verstanden - von manchen gar als Aufruf zur Kapitulation. Der 87-Jährige gebrauchte in einem am Wochenende veröffentlichten Interview des Schweizer Fernsehens mit Blick auf Schwierigkeiten der ukrainischen Armee auch das Wort von der "weißen Fahne" - in Kriegszeiten seit Jahrhunderten das Zeichen der Kapitulation, also der kampflosen Aufgabe gegen die feindlichen Truppen.

Quelle: ntv.de, lme/dpa/rts

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