Politik

"Hart aber fair" zu Populisten Sind Trump und Johnson am Ende?

Plasbergs Gäste, von links nach rechts: Ralph Freund, Christian Hacke, Norbert Röttgen, Annette Dittert, James Hawes.

Plasbergs Gäste, von links nach rechts: Ralph Freund, Christian Hacke, Norbert Röttgen, Annette Dittert, James Hawes.

Ein Skandal jagt den nächsten - und doch schien bislang keiner davon den beiden Alpha-Populisten Boris Johnson und Donald Trump etwas anhaben zu können. Ändert sich das gerade schlagartig?

Während US-Präsident Donald Trump wegen des Telefonats mit seinem ukrainischen Kollegen Selenskyj unter massivem Druck steht und ihm ein "Impeachment" genanntes Amtsenthebungsverfahren droht, scheint das Ablaufdatum des britischen Premierminister Boris Johnson bereits auf den 31. Oktober datiert zu sein - den Tag, an dem ein ungeordneter Brexit droht. Beiden Staatschefs gemein war bislang ihr gelinde gesagt laxer Umgang mit der Wahrheit und die fast schon unwirklich anmutende Fähigkeit, jeden noch so schlimmen Skandal scheinbar unbeschadet zu überstehen. Das könnte sich nun ändern, weshalb "Hart aber fair" am Montagabend folgendes Thema bringt: "Trump und Johnson unter Druck - Endspiel der Populisten?"

Frank Plasbergs Ruf ins Studio gefolgt sind der CDU-Politiker Norbert Röttgen, der Schriftsteller James Hawes, die Londoner ARD-Korrespondentin Annette Dittert, der Politikwissenschaftler Christian Hacke sowie der Vizepräsident der "Republican Overseas Deutschland", Ralph Freund.

Trumps ungebrochener Rückhalt

"Die Inhalte von Trump treffen den Nerv der Zeit, und er tut gut darin, den Finger in die Wunder zu legen", ist Freund überzeugt, der einen Parteiausweis der US-Republikaner sein Eigen nennt. Vor einem Amtsenthebungsverfahren müsse Trump keine Angst haben, denn "es fehlt nicht nur die 'Smoking Gun', sondern auch eine Mehrheit in der Bevölkerung für ein Impeachment." Der Rest der Runde sieht zwar sehr wohl deutliche Indizien für eine Schuld Trumps, aber Christian Hacke gibt zu bedenken: "Das Impeachment-Verfahren ist leicht zu eröffnen, aber wahnsinnig schwer durchzuführen."

Das liegt vor allem daran, dass Trumps Republikaner die Mehrheit im Senat haben - und der entscheidet schlussendlich, ob der US-Präsident seines Amtes enthoben wird. "Außerdem hat Trump einen ungebrochenen Rückhalt bei der Bevölkerung", führt der Politikwissenschaftler weiter aus. Ein Rückhalt, der allerdings nicht ewig währen muss, wie Norbert Röttgen einwendet: "Trump hat die feindliche Übernahme der republikanischen Partei abgeschlossen. Die Partei hat sich ihm ergeben, aber wenn sich die Öffentlichkeit von ihm distanziert, könnte sich auch die Partei wieder gegen ihn stellen."

"Johnson hat kein Schamgefühl"

Ein Zustand, der in Großbritannien deutlich schneller erreicht sein könnte. Dort versammelt der Premier vor allem an der Basis zwar noch viele Tories hinter sich, aber "bei Johnson ist das viel, viel wackliger", glaubt Politikwissenschaftler Hacke. Vor allem der jüngste Grapsch- und Bevorteilungs-Skandal könnte den Premierminister teuer zu stehen kommen. "Johnson hat kein Schamgefühl und kein Gefühl von Aufrichtigkeit", konstatiert der britische Schriftsteller James Hawes, der "die letzte Etappe des Verfalls des britischen Weltreichs" kommen sieht.

Und auch Annette Dittert, die seit mehr als zehn Jahren in London wohnt, sagt: "In England haben sich sowohl die Torys als auch Labour radikalisiert, und in der Mitte ist nichts mehr. Das ist hart, weil ich mich 2008, als ich nach England kam, in dem Land so wohlgefühlt habe. (…) Und die Briten selbst werden psychisch krank." Und das ist dann auch die traurige Message dieser Diskussion: Ganz egal, ob Trump und Johnson nun tatsächlich am Ende sind oder nicht, der Schaden ist bereits angerichtet und lässt sich nicht mehr so leicht beheben. Schlusswort Röttgen: "Das ist keine Episode, in beiden Ländern nicht. Auch wenn der Brexit abgesagt wird, bleibt die Bevölkerung für mindestens eine Generation gespalten. Dasselbe ist beim Impeachment in den USA der Fall."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen