Die Homo-Ehe und die CDU Spahn fordert offene Debatte
02.06.2015, 10:34 Uhr
Jens Spahn sieht die Anschlussfähigkeit seiner Partei in Gefahr.
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Die CDU-Spitze lehnt weitere Schritte in Richtung Homo-Ehe ab. Doch Präsidiumsmitglied Spahn warnt davor, die Debatte nur halbherzig und unaufrichtig zu führen. Schließlich gehe es für die Union um viel.
CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn warnt seine Partei davor, im Streit um die Homo-Ehe die Wirkung auf weite Teile der Bevölkerung zu unterschätzen. "Wenn wir diese Debatte mit mangelnder Aufrichtigkeit und verletzend führen, dann stoßen wir nicht nur Schwule und Lesben vor den Kopf, sondern auch ihre Familien und Freunde", sagte Spahn der "Welt". Viele unterschätzten diese Breitenwirkung. Entscheidend sei für ihn, über die Frage offen zu diskutieren.
Es gehe um "die Anschlussfähigkeit der CDU an eine moderne bürgerliche Gesellschaft", sagte Spahn. Die Parteimitglieder und die Wähler der Union erlebten "ganz selbstverständlich, dass ihre Söhne, Töchter, Nichten, Neffen, Enkel und Nachbarn ihr Leben als Homosexuelle sichtbar und unaufgeregt leben".
Die Schwulen und Lesben, die sich in ihrer Partnerschaft rechtlich verbindlich dauerhaft binden wollten, lebten ein modernes Bürgertum, zeigte sich der CDU-Politiker überzeugt. "Wer heiratet, macht eine klare Ansage, das ist modern gelebtes Bürgertum. Da sollten wir stolz sein statt ängstlich", sagte Spahn.
CDU-Spitze gegen weitere Schritte
Die CDU-Spitze hatte am Montag weitere Schritte in Richtung Homo-Ehe abgelehnt. Auslöser für die neue Debatte in Deutschland war das Ja der Iren vor einer Woche für eine Verfassungsänderung, wonach Ehen künftig unabhängig vom Geschlecht geschlossen werden dürfen. Politiker von SPD, Grünen und Linken fordern seither auch in Deutschland eine "Ehe für alle". Auch innerhalb der CDU gibt es eine Debatte darüber.
In den meisten praktischen Fragen, etwa im Steuer- oder Erbrecht, sind gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften inzwischen der Ehe gleichgestellt oder das Gesetzgebungsverfahren dafür ist auf dem Weg. Einschränkungen gibt es allerdings noch im Adoptionsrecht. Auch der Begriff "Ehe" bleibt rechtlich der Verbindung von Mann und Frau vorbehalten.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP