76.000 Opfer in einem Jahr Syrien-Krieg fordert immer mehr Opfer
01.01.2015, 16:39 Uhr
Zivilisten leiden besonders unter dem Krieg - jedes vierte Opfer ist kein Kämpfer.
(Foto: REUTERS)
Das Töten nimmt kein Ende. Die Brutalität des Krieges in Syrien hat eine neue Dimension gewonnen: Jedes vierte Opfer war ein Zivilist, unter den Toten sind Tausende Kinder. Auch im Irak kamen so viel Menschen um wie seit Jahren nicht mehr.
Im syrischen Bürgerkrieg sind im vergangenen Jahr nach Angaben von Menschenrechtlern mehr als 76.000 Menschen ums Leben gekommen. Beinahe jedes vierte Opfer in dem blutigen Konflikt war 2014 ein Zivilist, wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Unter den Toten waren demnach 3500 Kinder und fast 2000 Frauen.
Zudem seien mehr als 22.600 syrische Soldaten und andere Kämpfer des Regimes getötet worden. Extremistische Gruppen wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und die radikal-islamische Al-Nusra-Front hätten fast 17.000 Anhänger in ihren Reihen verloren. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs im Frühjahr 2011 sind in Syrien mindestens 200.000 Menschen ums Leben gekommen.
Auch im Irak wurden 2014 so viele Menschen getötet wie seit Jahren nicht mehr. Nach Angaben der Regierung starben im vergangenen Jahr mehr als 15.000 Menschen bei Gewaltakten. So viele Tote gab es seit dem Höhepunkt der Gewalt zwischen den Konfessionen im Jahr 2007 nicht mehr. 2014 wurden zudem mehr als 22.000 Menschen verletzt.
Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sitzt in der Nähe von London. Sie stützt sich bei ihren Informationen über den Bürgerkrieg auf ein Netz von Informanten in Syrien.
Assad wünscht sich einen Sieg für 2015
Syriens Machthaber Baschar al-Assad besuchte unterdessen in einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte am Silvesterabend Truppen des Regimes in einem umkämpften Gebiet. Die syrische Nachrichtenagentur Sana verbreitete Bilder, die den Staatschef im Osten der Hauptstadt Damaskus in Gesprächen mit Soldaten an der Front zeigen sollen.
Die größte Hoffnung des syrischen Volkes für das Jahr 2015 sei ein Sieg der Regierungstruppen, sagte Assad in dem Ort Dschobar vor Offizieren. Anschließend inspizierte er Stellungen der Soldaten, umarmte sie und aß mit ihnen. Bei dem Besuch im Schutz der Dunkelheit war Assad ganz in Schwarz gekleidet, wohl aus Angst vor Angriffen von Regimegegnern. Die TV-Bilder von dem Auftritt waren mit patriotischen Liedern unterlegt.
In Dschobar wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle am Tag von Assads Besuch mindestens 25 Soldaten und regierungstreue Milizen getötet. Sie kamen demnach bei Kämpfen mit Anhängern der Al-Nusra-Front ums Leben, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida.
Unterdessen tauchte im Internet ein Video auf, das mutmaßlich zwei in Syrien entführte Italienerinnen zeigt. Die beiden Mitarbeiterinnen einer Hilfsorganisation waren im August von bewaffneten Männern im Norden der Provinz Aleppo verschleppt worden. Unklar bleibt in dem Video, in dem sie Italien um Bemühungen für ihre Freilassung bitten, welche Gruppe die beiden Frauen festhält.
Die Sprecherin des italienischen Abgeordnetenhauses, Laura Boldrini, erklärte, die Behörden begrüßten den angeblichen Beweis, dass die beiden am Leben seien. Das Außenministerium kommentierte die Aufnahme bislang nicht.
Quelle: ntv.de, bdk/dpa/AFP