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Festgenommen im "sicheren" Land Taliban lassen österreichischen Rechtsextremisten frei

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Taliban in Kabul. Afghanistan sei wieder sicher, hatte der Österreicher noch kurz vor seiner Verhaftung geschrieben.

Taliban in Kabul. Afghanistan sei wieder sicher, hatte der Österreicher noch kurz vor seiner Verhaftung geschrieben.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Ein österreichischer Rechtsextremist reist im Oktober 2022 nach Afghanistan, in einem Reisebericht schwärmt er von seinem "gefahrlosen Bildungsurlaub". Als er einige Monate später wieder in das Land kommt, wird er von den Taliban verschleppt. Nach neun Monaten bekommt das österreichische Außenministerium den 84-Jährigen frei.

Nach neun Monaten Haft bei den Taliban in Afghanistan ist ein österreichischer Rechtsextremist freigelassen worden. Wie Bundeskanzleramt und Außenministerium in Wien mitteilten, landete der 84-jährige Herbert F. in der katarischen Hauptstadt Doha. Er war seit Mai 2023 in der Gewalt der islamistischen Taliban gewesen, die ihm unter dem Vorwurf der Spionage kurz nach seiner Einreise verschleppt hatten.

Kanzler Karl Nehammer von der ÖVP dankte auf X der katarischen Regierung für ihre Vermittlung in der Angelegenheit. Das Außenministerium betonte, dass der 84-Jährige in den vergangenen Monaten über das Außenamt, die zuständige Botschaft in Pakistan sowie die EU-Vertretung in Kabul "nach Kräften konsularisch betreut" worden sei. So habe man erreicht, dass ihm dringend benötigte Medikamente und ein Hörgerät übergeben worden seien. Zuvor hatte die Familie des Mannes eine Online-Petition veröffentlicht, in der sie auf eine Intensivierung der diplomatischen Bemühungen drang. Man bemühe sich, teilte das Außenministerium auf Anfrage des österreichischen "Standard" im vergangenen Juni mit. Konsularische Hilfeleistungen in Afghanistan seien aber "selbstverständlich nur sehr beschränkt möglich".

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Herbert F. ist in der rechtsextremen Szene Österreichs fest verwurzelt. 1967 war er Gründungsmitglied der Nationaldemokratischen Partei (NDP), die 1988 verboten wurde. Afghanistan hatte der ehemalige Lehrer bereits in den 1980er Jahren besucht, als dort islamistisch geprägte Gruppen gegen sowjetische Truppen kämpften. Trotz einer seit Jahrzehnten bestehenden Reisewarnung der höchsten Stufe für Afghanistan reiste der selbsterklärte "Völkerfreund" im Oktober 2022 und dann 2023 erneut über Pakistan nach Kabul.

Wie der österreichische "Standard" berichtete, hatte er noch kurz vor seiner Verhaftung in einem rechtsextremen Szeneblatt einen Artikel unter dem Titel "Urlaub bei den Taliban" veröffentlicht, in dem er sich unter anderem beeindruckt vom regen Leben auf den Basaren zeigte. Afghanistan stellte er darin als "wieder sicher" dar, in einem ergänzenden Interview sprach er von einer "gefahrlosen Bildungsreise". Eine Erzählung, die man in rechtsextremen Kreisen gerne hört, denn demnach wäre Afghanistan ein "sicheres Herkunftsland", in das man problemlos abschieben kann. So reisten beispielsweise im September eine Delegation der rechtsextremen österreichischen FPÖ nach Kabul, um sich ein Bild von der Sicherheitslage vor Ort zu machen.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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