Deutungshoheit über Interview Trump streitet mit Zeitung um ein "d"
15.01.2018, 08:03 Uhr
Trump wirft dem "Wall Street Journal" vor, ihn absichtlich falsch zitiert zu haben.
(Foto: AP)
In einem Interview prahlt US-Präsident Trump mit seiner "sehr guten Beziehung" zum nordkoreanischen Machthaber Kim und sorgt damit für Irritationen. Das will Trump so allerdings nie gesagt haben - er fühlt sich von den "Fake News" absichtlich diskreditiert.
US-Präsident Donald Trump hat in der Vergangenheit den Medien immer wieder pauschal vorgeworfen, "Fake News" zu sein. Nun erhebt er konkrete Vorwürfe gegen das renommierte "Wall Street Journal". Er wirft der Zeitung vor, ihn absichtlich falsch zitiert zu haben – dabei geht es um einen einzigen Buchstaben.
Denn während sich im Deutschen der Konjunktiv "hätte" deutlich vom Wort "haben" unterscheidet, ist der Unterschied im Englischen sehr viel subtiler. Genau das wird nun zum Streitfall, bei dem beide Seiten die Deutungshoheit für sich beanspruchen. Das "Wall Street Journal" hatte den US-Präsidenten in einem Interview vom Donnerstag mit der Aussage zitiert: "I probably have a very good relationship with Kim Jong Un." Auf Deutsch: "Ich habe wahrscheinlich eine sehr gute Beziehung zu Kim Jong Un."
Die Aussage hatte für große Aufregung gesorgt, da das Verhältnis von Trump zum nordkoreanischen Machthaber in der Vergangenheit vor allem von Beleidigungen und gegenseitigen Vorwürfen geprägt war. Trump hatte zudem in dem fraglichen Interview eine klare Antwort, ob er jemals mit Kim persönlich geredet habe, verweigert.
Der US-Präsident fühlt sich allerdings von der Zeitung falsch zitiert, er hat nach eigenen Angaben gesagt: "I'd probably have a very good relationship with Kim Jong Un", entsprechend also die deutsche Konjunktiv-Form: "Ich hätte wahrscheinlich eine sehr gute Beziehung zu Kim Jong Un." Unstrittig ist dagegen der nachfolgende Satz, in dem er hinzufügte: "Ich habe Beziehungen zu Menschen. Ich denke, ihr Leute seid überrascht."
Weißes Haus veröffentlicht Mitschnitt
In den USA sorgt das vermeintlich fehlende "d" für eine große Kontroverse, über den Fall berichten unter anderem die "New York Times" und die "Washington Post". Nachdem sich Trump auf Twitter über die "Fake News" echauffiert und angekündigt hatte, dass es "mittlerweile zum Glück Aufzeichnungen von Gesprächen mit Reportern gebe", veröffentlichte das Weiße Haus tatsächlich eine Audiodatei. Seine Pressesprecherin Sarah Huckabee Sanders verbreitete das Interview und postete ebenfalls ein Bild, das mit der Überschrift "Fake News" versehen ist.
Wie die "New York Times" berichtet, soll Sanders die Zeitung um eine Korrektur gebeten haben. Das "Wall Street Journal" veröffentlichte als Reaktion stattdessen aber selbst eine Audiodatei sowie eine Erklärung, wonach man bei der ursprünglichen Version bleiben werde. "Wir haben den O-Ton von unserem Interview mit Präsident Trump sowie das Transkript eines externen Dienstes überprüft und halten an dem, was wir berichtet haben, fest", heißt es. Tatsächlich ist eine zweifelsfreie Feststellung, was genau Trump gesagt hat, kaum möglich.
Quelle: ntv.de, jgu