Eine Woche Luftangriffe Türkei tötet Hunderte PKK-Kämpfer
01.08.2015, 13:29 Uhr
Dutzende Angriffe flog die türkische Luftwaffe innerhalb einer Woche auf die PKK.
(Foto: AP)
Dutzende Luftangriffe hat die türkische Luftwaffe innerhalb einer Woche auf Stellungen der PKK geflogen. Und dabei nach Angaben einer amtlichen Nachrichtenagentur mehr als 200 Kämpfer getötet. Verletzt wurde der Bruder eines prominenten Politikers.
Bei den seit einer Woche anhaltenden Luftangriffen der türkischen Streitkräfte auf Stellungen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Südosten der Türkei und im Nordirak sind nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu etwa 260 Kämpfer getötet und Hunderte weitere verletzt worden. Unter den Verletzten sei auch Nurettin Demirtas, der Bruder des Vorsitzenden der türkischen Kurdenpartei HDP, Selahattin Demirtas, berichtete Anadolu ohne Angaben von Quellen. Die türkische Regierung weigert sich derzeit, Angaben zu den Opfern ihrer Luftangriffe zu machen.
In einer Umkehr ihrer bisherigen Strategie hatte die Türkei vor rund einer Woche begonnen, Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien zu bombardieren. Gleichzeitig aber griff sie nach dem Anschlag auf zwei türkische Polizisten auch Basen der verbotenen PKK im eigenen Land und im Nordirak an. Dort kämpfen Kurden gegen den IS.
Der Präsident der autonomen Kurdenregion im Irak, Massud Barsani, forderte die PKK auf, das Gebiet im Nordirak zu verlassen. "Die PKK muss das Schlachtfeld von der irakischen Region Kurdistan fernhalten, damit keine Zivilisten Opfer dieses Krieges werden", forderte er laut einer Mitteilung seines Büros.
Die türkische Regierung spricht von einem "Krieg gegen den Terrorismus". Seitdem griff die Luftwaffe den IS nur drei Mal an, die PKK hingegen Dutzende Male. Der laufende Friedensprozess zwischen Regierung und PKK wurde durch Ankara aufgekündigt. Immer wieder kommt es aber auch zu Übergriffen auf türkische Soldaten und Polizisten. Mehrere von ihnen kamen dabei ums Leben. Die Täter sind mutmaßlich Anhänger der PKK.
Ermittlungen gegen Kurden-Politiker
Allein am Freitag zerstörten 28 türkische Kampfjets laut Anadolu 65 PKK-Ziele, darunter auch Waffenlager. In der Nacht wurden bei einem Luftangriff auf ein Dorf nördlich der irakischen Kurdenhauptstadt Erbil erneut sechs Menschen getötet, darunter nach Angaben eines Arztes zwei Frauen. Ob es sich bei den Opfern um PKK-Mitglieder handelte, war unklar.
Politiker Selahattin Demirtas macht kein Hehl daraus, dass sich sein Bruder den PKK-Kämpfern in den nordirakischen Kandil-Bergen anschloss. Dass er oder seine Partei selbst der PKK nahestehen, bestreitet er jedoch vehement. Wiederholt distanzierte er sich von jeder Form der Gewalt, auch durch die PKK.
Gegen den HDP-Chef und die Co-Vorsitzende Figen Yuksekdag laufen in der Türkei Ermittlungen. Demirtas spricht von einer "schmutzigen Propaganda" von Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Die HDP hatte bei den Parlamentswahlen im Juni mit 13 Prozent einen historischen Erfolg errungen und Erdogans islamisch-konservativer AKP damit die absolute Mehrheit verbaut.
Quelle: ntv.de, mli/AFP