Politik

Protest trotz Verbot Über 140 Festnahmen bei türkischen Pride-Paraden

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LGBTQ-Menschen in der Türkei fürchten verstärkten Druck nach Erdogans Wiederwahl.

LGBTQ-Menschen in der Türkei fürchten verstärkten Druck nach Erdogans Wiederwahl.

(Foto: AP)

Während Pride-Paraden wie der CSD hierzulande inzwischen oft an Volksfeste erinnern, werden sie in der Türkei verboten. In Istanbul und Izmir geht die LGBTQ-Bewegung trotzdem auf die Straße. Viele Teilnehmer werden festgenommen.

Im türkischen Istanbul sind am Sonntag trotz eines Verbots hunderte Menschen bei einer Pride-Parade für die Rechte von LGBTQ-Menschen auf die Straße gegangen. Nach Angaben der Veranstalter wurden mindestens 93 von ihnen festgenommen. Die Polizei hatte bereits vor Beginn der Demonstration am Sonntag weite Teile des Zentrums rund um den Taksim-Platz abgeriegelt, um die Versammlung zu verhindern. Die Teilnehmer trafen sich daraufhin Stunden vor dem angekündigten Demonstrationsbeginn an anderen Orten und marschierten durch das Istanbuler Nobelviertel Nisantashi. Sie ließen eine meterlange Regenbogenflagge von einem Gebäude wehen und verlasen eine Presse-Erklärung.

Auch in der westtürkischen Stadt Izmir ging die Polizei gegen Teilnehmende der dortigen Pride-Parade vor und nahm den Organisatoren zufolge mindestens 48 Menschen fest.

Nach einer aufsehenerregenden Pride-Parade in Istanbul im Jahr 2014 mit mehr als 100.000 Teilnehmern hatten die türkischen Behörden die Veranstaltung in den vergangenen Jahren immer wieder verboten, offiziell aus Sicherheitsgründen. Auch in diesem Jahr untersagten sie den Marsch.

Die türkische LGBTQ-Gemeinschaft fürchtet nach der Wiederwahl des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Mai verstärkten Druck. Erdogan hatte in seinem gesamten Wahlkampf gegen LGBTQ-Menschen gewettert. In kaum einer Veranstaltung sparte er Angriffe auf Homosexuelle und Trans-Menschen aus. Auch andere Vertreter der Regierung äußern sich immer wieder offen feindlich gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten und queeren Menschen (LGBTQ). Seit Jahren wird versucht, die jährliche Demonstration zu verhindern. Der Gouverneur der Provinz Istanbul, Davut Gül, hatte bereits im Vorfeld angekündigt, Veranstaltungen, die die "Familie bedrohen", nicht zulassen zu wollen. Mehrere Veranstaltungen in Zusammenhang mit dem sogenannten Pride-Monat zur Sichtbarmachung von LGBTQ waren untersagt worden, darunter etwa ein Picknick und eine Filmvorführung.

Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa

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