"Wenn Sie was gelernt haben ..." Über diesen Tauber-Satz regen sich viele auf
04.07.2017, 10:12 Uhr
Im Wahlkampf präsentiert sich die CDU als Wohlfühlpartei für die Zufriedenen. Einem unzufriedenen Wähler sagt CDU-Generalsekretär Tauber indirekt, er sei selbst schuld an seinem Schicksal.
Montagabend, 22 Uhr. Vor ein paar Stunden haben die Chefs von CDU und CSU, Angela Merkel und Horst Seehofer, das Wahlprogramm der Union vorgestellt. Es ist ein Programm, das sich vor allem an die Zufriedenen richtet. Jetzt twittert CDU-Generalsekretär Peter Tauber. "Wenn Sie was Ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs."
Angefangen hatte es damit, dass Tauber einen Kommentar der "Welt" teilte und sich dessen Titel, Vollbeschäftigung sei besser als Gerechtigkeit, zu eigen machte. Ein Nutzer namens Golo677 fragte den CDU-Generalsekretär daraufhin, ob das jetzt heiße, dass er drei Minijobs annehmen müsse. Tauber reagiert mit der oben zitierten Antwort.
Der Satz kam bei vielen nicht gut an. "Sie sind mit der Realität da draußen jetzt nicht auf ganz enger Tuchfühlung, oder?", schrieb ein Nutzer. "Ausbildung und guter Job sind nicht zwingend verknüpft." Ein anderer verwies darauf, dass Tauber bei den Nebeneinkünften zu den Großverdienern im Bundestag gehört. SPD-Vizechef Ralf Stegner nannte Tauber "Arroganz der Macht auf zwei Beinen" und witzelte, das "C" der Union sei "outgesourct" worden. Die Journalistin Laura Himmelreich twitterte: "Beeindruckend, wie man auf 75 Zeichen 2,5 Millionen Wähler beleidigen kann." In Deutschland gibt es derzeit 2,5 Millionen Arbeitslose.
Am Morgen danach stand der Hashtag #Tauber bei Twitter an erster Stelle. Vermutlich fiel ihm nun auf, dass seine Reaktion danach klang, als sei jeder Arbeitslose selbst schuld an seinem Schicksal. "Fakt ist doch: Nur mit einer guten Ausbildung verdient man genug, damit man nicht drei Minijobs braucht, um über die Runden zu kommen", schrieb er. Auch auf den Einwand, Ausbildung und Job seien nicht zwingend verknüpft, reagierte er: "Nein, leider nicht. Aber ohne Ausbildung geht es gar nicht, oder?" Minijobs an sich seien gut, "aber nicht, wenn man drei machen muss", antwortete er einem anderen Nutzer. "Das darf nicht Ziel sein und das wollte ich sagen."
Schließlich veröffentlichte Tauber den Screenshot eines kurzen Textes, in dem er sich entschuldigt. "Wer drei Minijobs braucht, um über die Runden zu kommen, der hat es nicht leicht. Und ich wollte niemandem zu nahe treten, der in so einer Situation ist."
Ein Gutachten des RWI - Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (pdf) kam im vergangenen Jahr übrigens zu dem Schluss, dass es unter Minijobbern zwar einen vergleichsweise hohen Anteil von Beschäftigten ohne beruflichen Abschluss gibt, dass aber das durchschnittliche Bildungsniveau von geringfügig Beschäftigten "sowohl hinsichtlich der beruflichen als auch der schulischen Bildung" nicht auffällig niedrig ist.
Quelle: ntv.de