Arbeit ausgesetzt Ukraine: Explosion nahe AKW Saporischschja
14.03.2022, 16:52 Uhr
Die Explosion ereignete sich nach ukrainischen Angaben in einem Munitionslager nahe des AKW Saporischschja.
(Foto: Uncredited/AP/dpa)
Russische Truppen halten das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja besetzt. Noch immer ist nicht klar, wer dort für Betrieb und Sicherheit verantwortlich ist. Die ukrainische Seite berichtet von einer Explosion unweit des Werks. Unklar ist, ob dies Auswirkungen auf die Strahlenbelastung hat.
Russische Truppen sollen ukrainischen Angaben zufolge Teile eines Munitionslagers unweit des besetzten Atomkraftwerks Saporischschja gesprengt haben. Die Explosion habe sich bei der Ruine eines Militär-Ausbildungsplatzes ereignet, teilte der ukrainische Atomkraftbetreiber Enerhoatom auf Telegram mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Von russischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme. Das Personal im Kraftwerk habe wegen der Explosion zwischenzeitlich seine Arbeit niedergelegt, hieß es von Enerhoatom. Ob die Strahlenbelastung sich durch den Vorfall verändert habe, sei bislang nicht bekannt.
Bei dem von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine herrschte zuletzt Unklarheit darüber, wer für Betrieb und Sicherheit verantwortlich ist. Enerhoatom meldete der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, das Atomkraftwerk stehe "unter der Kontrolle des Befehlshabers der russischen Streitkräfte". Der russische Staatskonzern Rosatom dementierte dagegen im Austausch mit der IAEA, die operationelle Kontrolle übernommen zu haben.
Die derzeitige Situation verletze eine der sieben unverzichtbaren Säulen der Nuklearsicherheit, hatte Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde, am Wochenende gewarnt. Dabei handele es sich um die Säule "Das Betriebspersonal muss in der Lage sein, seine Aufgaben im Bereich der Sicherheit zu erfüllen und Entscheidungen frei von ungebührlichem Druck zu treffen".
Atomenergiebehörde in Sorge
Grossi äußerte große Sorge über die Sicherheit der ukrainischen Atomanlagen. Die IAEA sei bereit, vor Ort zu helfen, dies setze aber eine dringend nötige Vereinbarung über die Sicherheit der Atomanlagen zwischen Russland und der Ukraine voraus. Die Ukraine hatte der IAEA berichtet, dass Russland plane, Rosatom die volle und ständige Kontrolle über Europas größtes Atomkraftwerk zu übergeben. Moskau dementierte dies gegenüber der IAEA.
Die ebenfalls von russischen Truppen eingenommene Atomruine von Tschernobyl ist nach ukrainischen Angaben erneut ohne Strom. Der ukrainische Energieversorger Ukrenergo teilte auf Facebook mit, die Stromzufuhr der Anlage und der Stadt Slawutysch sei durch russische Truppen beschädigt worden. Erst am Sonntag hatte die ukrainische Regierung mitgeteilt, dass die Stromversorgung wieder hergestellt sei, so dass die Kühlsysteme der Anlage wieder normal funktionieren könnten.
Quelle: ntv.de, chf/dpa