Russische Armee stark dezimiert? Ukraine startet kleinere Gegenoffensiven
16.03.2022, 12:32 Uhr
Ukrainische Streitkräfte attackieren vor allem die russischen Nachschublinien.
(Foto: AP)
Russland konzentriert sich angesichts des heftigen Widerstands der Ukrainer derzeit vor allem auf die Sicherung der Geländegewinne. Sowohl Kiew als auch London sehen auf russischer Seite schwere Verluste. Die ukrainische Armee nutzt die Situation für kleinere Gegenoffensiven.
Die ukrainischen Streitkräfte führen nach Angaben des Präsidentenberaters Oleksii Arestowytsch an mehreren Fronten kleinere Gegenoffensiven aus. Die russischen Truppen hätten keinen Boden gutmachen können. Die Lage in den wichtigsten Brennpunkten habe sich nicht geändert - und könne dies auch nicht, weil Russland seine Ressourcen aufgebraucht habe, sagte Arestowytsch in einem Video-Briefing. Etwa zwei Drittel der Raketen, mit denen Russland ukrainische Ziele beschieße, würden zivile Gebäude und Infrastruktur treffen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Russland dementiert, Zivilisten ins Visier zu nehmen.
Die ukrainischen Streitkräfte sollen den russischen Truppen erneut schwere Verluste zugefügt haben. Nahe der südwestukrainischen Hafenstadt Odessa seien zwei Kampfflugzeuge vom Typ Suchoi Su-30 abgeschossen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Nach Angaben des regionalen Militärstabs versuchten russische Einheiten, die ukrainische Luftabwehr bei Odessa auszuschalten, dies sei aber nicht gelungen. Vor der Küste kreuzen demnach mehrere russische Kriegsschiffe, von denen eins ebenfalls auf ukrainische Stellungen gefeuert haben soll. Bisher habe es aber keinen Landeversuch gegeben.
Die russische Armee soll nach Angaben des ukrainischen Generalstabs bereits bis zu 40 Prozent der Einheiten verloren haben, die seit dem russischen Einmarsch am 24. Februar an Kämpfen beteiligt waren. Diese Truppen seien entweder vollständig zerstört worden oder hätten ihre Kampfkraft verloren. Nach ukrainischen Angaben wurden seit Kriegsbeginn am 24. Februar etwa 13.800 russische Soldaten getötet. Etwa 430 Panzer, 1375 gepanzerte Fahrzeuge und Hunderte weitere Fahrzeuge seien zerstört worden, ebenso rund 85 Kampfflugzeuge und mehr als 100 Hubschrauber. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Ukraine hat Russlands Schwächen ausgenutzt
Großbritannien untermauert die Annahme der großen Verluste auf russischer Seite. Die ukrainischen Streitkräfte hätten taktisch Russlands Schwächen ausgenutzt, den russischen Vormarsch vereitelt und "den Truppen schwere Verluste zugefügt", hieß es in einem Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums. Die Russen täten sich schwer mit den Herausforderungen des ukrainischen Geländes. Da es ihnen nicht gelungen sei, den Luftraum unter ihre Kontrolle zu bringen, seien ihre Optionen begrenzt.
Russland konzentriere sich angesichts des heftigen Widerstands der Ukrainer derzeit vor allem auf die Sicherung ihrer Geländegewinne, so Präsidentenberater Mychajlo Podoljak. Ukrainische Artillerie und Luftwaffe attackierten die russischen Nachschublinien. "Die Führung der Russischen Föderation versucht Verbündete zu finden, Soldaten, die bereit sind, auf ukrainischen Feldern zu sterben", sagte Podoljak.
Quelle: ntv.de, mba/dpa