Politik

Österreicher filmen in Röszke-Lager Ungarn füttern Flüchtlinge wie Tiere

Die ungarischen Flüchtlingslager sind berüchtigt. Doch sie sind streng abgeriegelt und außer den Insassen haben nur wenige sie von innen gesehen. Ein Team aus Österreich kann sich Zutritt verschaffen und bringt ein Video an die Öffentlichkeit.

Einem Team aus Österreich ist es gelungen, Zugang zum berüchtigten Auffanglager für Flüchtlinge im ungarischen Röszke an der Grenze zu Serbien zu erhalten. Dabei filmte Michaela Ehrenhauser-Spritzendorfer, die Frau eines österreichischen Grünen-Politikers, unbemerkt, wie die Essensausgabe in der Halle vonstatten geht. Das Video wurde vom Youtube-Account Alexander Spritzendorfers hochgeladen und ist hier zu sehen.

 

Ungarische Beamte mit Mundschutz holen kleine Päckchen aus einem Sack und werfen diese wahlweise in die Luft oder händigen sie den sich drängenden Flüchtlingen aus. Bei der Essensverteilung ist keinerlei Systematik zu erkennen. Während sich Frauen und Kinder an den Rand des Geschehens zurückgezogen haben, drängen sich Männer in einem großen Pulk und versuchen, als erste an die hochgeworfenen Päckchen zu gelangen. Im Hintergrund ist Kindergeschrei zu hören.

"Es ist die Verantwortung der europäischen Politiker"

Der BBC berichtete Ehrenhauser-Spritzendorfer: "Die Polizisten haben Sandwiches in Plastiktüten in die Menge geworfen. Wer in der Lage war, ein solches Paket zu fangen, der hatte Glück. Einige brachten die Sandwiches den Frauen und Kindern, die am Rand warteten. Andere aßen sie direkt auf. Wieder andere versuchten, auf den Zaun zu klettern, um eher in der Lage zu sein, etwas zu fangen." Das Video wurde vom Youtube-Account ihres Ehemannes hochgeladen.

Zu ihrer Motivation sagte Ehrenhauser-Spritzendorfer, sie habe das Video und einige Fotos eigentlich nur gemacht, um sie ihrem Mann zu zeigen. Erst später sei ihr klargeworden, dass sie die Aufnahmen an die Öffentlichkeit bringen müsse. "Wir als Europa lassen die Leute da in Lagern wie Tiere leben. Es ist die Verantwortung der europäischen Politiker, die Grenzen jetzt zu öffnen!" forderte sie bei der BBC.

Die Österreicherin war Mitte dieser Woche mit dem Journalisten Klaus Kufner nach Röszke gereist. Die Aufnahmen entstanden ihren Angaben zufolge am Mittwochabend. Kufner sagte in dem BBC-Interview, in der Halle hätten sich geschätzt 500 bis 600 Menschen befunden. Außerhalb der Halle hätten noch einmal Hunderte in Zelten gelebt. "Es hat mich an ein Konzentrationslager erinnert", sagte er dem britischen Sender.

Das Team bekam nach eigener Aussage Zugang zu dem als berüchtigt geltenden Camp, weil sie beharrlich auf Einlass gedrungen hatten. Sie mussten als Gegenleistung Hilfsgüter mit hinein bringen. In Budapest will sich heute offenbar die Polizei zu dem Video beraten.

Quelle: ntv.de, nsc

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