Syrer für Jahre hilfsbedürftig WFP muss Lebensmittelhilfe drastisch kürzen
24.09.2015, 07:05 Uhr
Die Hilfe für Syrer im Bürgerkriegsland selbst erreicht nur einen Teil der Menschen. Und auch deren Rationen sind zusammengeschrumpft.
(Foto: REUTERS)
Allein bis zum Jahresende fehlen dem Welternährungsprogramm fast 300 Millionen US-Dollar, um syrische Flüchtlinge im Nahen Osten zu unterstützen. Die Lage ist für viele Menschen so hoffnungslos, dass sie erneut fliehen - nach Europa oder sogar nach Syrien.
Das Welternährungsprogramm (WFP) geht davon aus, dass die syrischen Flüchtlinge noch lange auf humanitäre Hilfe angewiesen sein werden. "Wir müssen leider für einen Zeitraum von mehreren Jahren planen", sagte Rasmus Egendal, der bis vor einer Woche stellvertretender WFP-Koordinator für die Syrien-Hilfe in Amman war.
Trotz internationaler Bemühungen um eine politische Lösung des seit 2011 andauernden Konflikts hätten die meisten Flüchtlinge die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in ihre Heimat aufgegeben. Dies sei einer der Hauptgründe für die aktuelle Fluchtbewegung aus Syrien und seinen Nachbarstaaten nach Europa.
Das WFP hat wegen fehlender Finanzmittel die Zahl der Syrien-Flüchtlinge, die Unterstützung erhalten, von 1,6 Millionen auf 1,3 Millionen Menschen reduziert. Außerdem wurde der Wert der elektronischen Lebensmittel-Gutscheine im Durchschnitt halbiert. In Syrien musste die UN-Organisation die Notrationen für mehr als vier Millionen Menschen um über ein Viertel reduzieren.
Viele gehen aus Verzweiflung sogar nach Syrien
Egendal wies darauf hin, dass Lebensmittel-Gutscheine alleine nicht ausreichten, um weitere Migration in Richtung Europa zu verhindern. Er sagte: "Nahrungsmittelhilfe alleine löst das Problem natürlich nicht und kann auch nicht dafür sorgen, dass die Flüchtlinge dauerhaft in den Nachbarstaaten bleiben, wenn sie dort keine Zukunftsperspektive für sich und ihre Kinder sehen, und da gehören auch Bildung und Arbeitsmöglichkeiten dazu."
Im Libanon, aber auch in Jordanien, habe er zuletzt etliche Flüchtlinge getroffen, die nach Syrien zurückgekehrt seien, weil sie Schulden nicht hätten bezahlen können - vor allem Mietschulden. Sie seien aus lauter Verzweiflung zurückgekehrt, obwohl sie in Syrien immer noch um ihr Leben fürchten müssten.
Um die Nothilfe bis zum Jahresende aufrechterhalten zu können, fehlen dem WFP noch 278 Millionen US-Dollar (knapp 250 Millionen Euro). Die EU-Staaten beschlossen in der Nacht, die Nachbarländer Syriens stärker zu unterstützen. Damit soll die Fluchtbewegung zumindest verlangsamt werden. Die Hilfswerke der Vereinten Nationen sollen für die Versorgung der Menschen vor Ort mindestens eine Milliarde Euro zusätzlich erhalten, vereinbarten die EU-Staats- und Regierungschefs auf ihrem Sondergipfel in Brüssel.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/rts