Politik

Im Austausch für Peter Kassig Wallraff wollte freiwillig IS-Geisel werden

Für Brisantes stets zu haben: Günter Wallraff.

Für Brisantes stets zu haben: Günter Wallraff.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Journalist Günter Wallraff sagt, er habe mit US-Behördenvertretern die Möglichkeit einer freiwilligen Gefangennahme durch den IS erörtert. Sogar seinem Tod hätte er etwas Positives abgewinnen können.

Günter Wallraff wollte sich im Austausch für die US-Geisel Peter Kassig in die Gefangenschaft des Islamischen Staates (IS) begeben. Das berichtet das Magazin der "Süddeutschen Zeitung" nach einem Interview mit Wallraff. Die Pläne waren so weit fortgeschritten, dass auch die deutsche US-Botschaft informiert war. "Ich suchte Kontakt zur US-Botschaft und bot denen an, dass ich mich gegen ihn (Peter Kassig, d.Red.) austauschen lasse", sagte der durch investigative Recherchen bekannt gewordene Journalist.

Bei einem Treffen mit einem Vertreter der Botschaft sei ihm jedoch bedeutet worden, dass ein Austausch nicht möglich sei. Die US-Amerikaner sahen wenig Chancen für Wallraff, die Gefangenschaft des IS zu überleben. Auf Wallraffs Einwände, dass er als freiwilliger Gefangener bessere Überlebenschancen hätte, wie auch auf seinen Vorschlag, mittels Privatinitiative das Lösegeld zu sammeln, ging die US-Seite nicht ein. Das hat Methode, wie Wallraff mittlerweile weiß: "Inzwischen habe ich erfahren, dass die Amerikaner aus Prinzip kein Lösegeld zahlen und sogar Angehörige juristisch gezwungen haben, es zu unterlassen, das Lösegeld privat aufzubringen."

Wäre Wallraff vom IS wie die anderen Geiseln öffentlich hingerichtet worden, hätte dies nach Ansicht des 73-Jährigen zumindest einige mögliche IS-Kämpfer zur rechtzeitigen Umkehr bewegen können. "Hätte man mich öffentlich massakriert, hätte es in Deutschland eventuell muslimische Jugendliche, die sich zum IS hingezogen fühlen und für die ich wegen meiner Initiativen für Einwanderer vielleicht eine Orientierung bin, nachdenklich gemacht und sie am Ende von ihrem Entschluss abgebracht", sagte Wallraff der Zeitung.

Der Fall Peter Kassig erfuhr weltweite Aufmerksamkeit. Der ehemalige US-Soldat arbeitete als ziviler Helfer in den Wirren des syrischen Bürgerkrieges, bis er 2013 im Osten Syriens von IS-Kämpfern entführt wurde. Trotz eines eindringlichen Appells seiner Eltern wurde er im November 2014 im Alter von 26 Jahren vom IS getötet. Wahrscheinlich war der Täter wie in anderen Videos der Henker "Jihadi John".

Quelle: ntv.de, ppo/dka/AFP

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