Reaktionen auf das TV-Duell Wer landet den ersten Punktsieg?
27.09.2016, 13:20 Uhr
Clinton oder Trump - nach dem ersten TV-Duell im US-Wahlkampf beanspruchen beide Präsidentschaftskandidaten naturgemäß den Sieg für sich. Amerikanische Medien ziehen eine eindeutige Bilanz.
Mit der ersten TV-Debatte zwischen Hillary Clinton und Donald Trump ist die heiße Phase im Kampf um den Einzug ins Weiße Haus eingeläutet worden. Die beiden Präsidentschaftskandidaten lieferten sich den erwartet heftigen Schlagabtausch - doch darüber, ob die Demokratin oder der Republikaner die Diskussion für sich entscheiden konnte, herrscht unmittelbar nach dem Fernsehauftritt Uneinigkeit. Das zeigen auch die Reaktionen auf die Fernsehdebatte.
Aus einer ersten Umfrage des Senders CNN geht Clinton mit 62 Prozent als Siegerin hervor. Trump sahen demnach nur 27 Prozent der Befragten als Gewinner der TV-Debatte. Der Immobilienunternehmer reagierte prompt und verwies darauf, dass er CNN nicht schaue. Vielmehr äußerte er sich auf Twitter in mehreren Tweets begeistert zu den Ergebnissen zahlreicher anderer Umfragen, in denen er "großartig abgeschnitten" habe.
Hier nur zwei Beispiele: Aus einer Online-Befragung im Auftrag des Senders CNBC geht Trump nach Meinung von mehr als 500.000 Teilnehmern als klarer Gewinner hervor. Demzufolge hat Trump das TV-Duell gegen Clinton mit 61 zu 39 Prozentpunkten für sich entschieden. Auch die Umfrage des "Time Magazine" führte Trump nach der Befragung von mehr als 800.000 Personen bis zum frühen Morgen mit 59 zu 41 Prozentpunkten als Sieger, was der Republikaner mit Genugtuung auf seinem Twitter-Account per Screenshot kundtat. Nur drei Stunden und mehr als 300.000 Umfrageteilnehmer später liegen Trump und Clinton in derselben Umfrage jedoch mit jeweils 50 Prozent gleichauf.
"Schonungslos feindselige Debatte"
Die Beobachter der "Washington Post" bezeichneten Trump in der Debatte in Teilen als "ziellos". Zwar habe Clinton "nicht perfekt" agiert. Dennoch sei sie nach Auffassung des Blatts um Längen besser als Trump gewesen - nicht zuletzt dank ihrer guten Vorbereitung.
Bei der "New York Times" schreibt man von einer "schonungslos feindseligen Debatte", in der Trump durch eine permanente Ungeduld aufgefallen sei. Insgesamt dürften dessen drastische Attacken auf Clinton zwar die republikanische Basis begeistert haben. Doch auf Frauen und unentschlossene Wähler hätten diese Angriffe abschreckend gewirkt.
Der Republikaner-nahe Sender Fox News mochte nicht von einem Trump-Sieg sprechen. Im Gegenteil: "Hillary hat die erste Debatte gewonnen (es ist hilfreich, vorbereitet zu sein)" titelt der Sender in seiner Online-Ausgabe. Clinton habe "Trumps Worte effektiv gegen ihn verwendet" und verdeutlicht, warum sie die demokratische Präsidentschaftskandidatin ist. Wenn die Wähler bei den Wahlen Anfang November ihre Stimme nach Temperament und Erfahrung abgeben sollten, dann würden sie Fox zufolge demokratisch wählen.
"Er hat es gemeistert"
Ungeachtet der vermeintlich repräsentativen positiven Umfragewerte für Trump hat dessen Berater Michael Flynn die Auswahl der Fragen des Moderators Lester Holt kritisiert. "Sie waren okay, aber er hat ein paar vergessen", sagte der Ex-General, der Trump in militärischen Fragen berät. "Ich denke, er hätte eine andere Auswahl treffen können." So sei es kaum um Amerikas Sicherheit gegangen, erklärte Flynn weiter. Aus seiner Sicht hat Trump die Debatte gewonnen. "Er hat es gemeistert."
Auch das demokratische Lager beansprucht den Sieg des ersten TV-Duells naturgemäß für sich. "Ich glaube, heute Abend haben wir nur einen commander-in-chief (Oberkommandierenden) auf der Bühne gesehen und das war Hillary Clinton", sagte Clintons Sprecher Brian Fallon. "Innerhalb der ersten dreißig Minuten war klar, dass Donald Trump vor den Augen des amerikanischen Volkes die Fassung verliert, aber in den letzten beiden Teilen wurde es noch schlimmer." Fallon bezweifelte jedoch, dass das Fernsehduell zu einem deutlichen Vorsprung in den Umfragen führen könnte. "Es ist ein enges Rennen, und das wird es vermutlich auch bleiben", erklärte er. "Aber für die Leute, die heute zum ersten Mal in den Wahlkampf eingeschaltet haben, war die Debatte ein Augenöffner."
Börsen sehen Clinton vorn
An den Weltmärkten sieht man die demokratische Kandidatin offenbar ebenfalls vorn. Viele asiatische und europäische Aktienmärkte reagierten zunächst mit Kursgewinnen. Die Aussicht, dass Trump US-Präsident wird, wird von Börsenbeobachtern als politisches und wirtschaftliches Risiko bewertet. Clinton hingegen steht bei den Investoren für eine stabile Wirtschaftspolitik.
Am deutlichsten fielen die Reaktionen am Devisenmarkt aus. Der mexikanische Peso legte gegen den US-Dollar um zwei Prozent zu. "Wenn du wissen willst, wer die Präsidentschaftsdebatte gewonnen hat, geh nicht zu Twitter oder Facebook - schau dir bloß den Kurs des Dollars zum mexikanischen Peso an", sagte HSBC-Devisenmarktstratege David Bloom. In den vergangenen Wochen war der Peso auf ein Rekordtief gefallen, nachdem Trump gedroht hatte, die US-Grenze zu Mexiko mit einer Mauer gegen Immigranten zu schützen.
Zulegen konnte auch der kanadische Dollar. In Kanada gilt es als Risiko, dass Trump das Freihandelsabkommen Nafta mit den USA aufkündigen könnte. Gold - in unruhigen Zeiten oft als "sicherer Hafen" nachgefragt - geriet hingegen preislich leicht unter Druck.
Auch die Quoten im Wettgeschäft deuten darauf hin, dass Clinton das TV-Duell für sich entschieden hat. So haben die Online-Wettanbieter PredictIt und Paddy Power die Wahrscheinlichkeit eines Clinton-Siegs bei der Wahl im November höher eingestuft.
Quelle: ntv.de, cri mit dpa/rts