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Kein Pilot, dafür KI im Cockpit Wettlauf um autonomen Kampfjet entbrannt

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"Vista" -  eine durch künstliche Intelligenz gesteuerte F-16.

"Vista" - eine durch künstliche Intelligenz gesteuerte F-16.

(Foto: AP)

Werden Kriege in Zukunft von Maschinen ausgetragen? Diese Befürchtung zerstreut das US-Militär, bastelt aber gleichzeitig an einer Lösung, wie Kampfjets künftig ohne Piloten auskommen. Die USA und China sind Vorreiter bei KI im Cockpit.

Als kürzlich zwei Kampfjets der US-Luftwaffe in einen Schaukampf geschickt wurden, war nur ein Pilot am Steuer. Der andere Jet wurde von Künstlicher Intelligenz geflogen. Mit an Bord der "Vista": der für die Luftwaffe zuständige Minister Frank Kendall. Die Show zeigte, wie weit die Air Force bei der Entwicklung der Technologie inzwischen geht. Aber es soll nur ein Vorgeschmack des Kommenden sein.

Die USA wetteifern mit China in Sachen KI und deren Einsatz in Waffensystemen. "Ob man es nun einen Wettlauf nennen will oder nicht, es ist auf jeden Fall einer", erklärt US-Vizegeneralstabschef Christopher Grady. "Wir haben beide erkannt, dass dies ein sehr kritisches Element auf dem künftigen Schlachtfeld sein wird. China arbeitet daran genauso hart wie wir."

In der Bevölkerung wächst parallel die Sorge, dass künftige Kriege von Maschinen geführt werden. Die Streitkräfte beschwichtigen: Das werde nicht geschehen, zumindest nicht auf US-Seite, heißt es. Wie weit ein potenzieller Gegner gehen könnte, bleibt offen. Und das US-Militär will dem gewachsen sein.

Mit der Raketenabwehr fing es an

Frank Kendall sitzt zwar im Cockpit, gesteuert wird die F-16 aber von einer KI.

Frank Kendall sitzt zwar im Cockpit, gesteuert wird die F-16 aber von einer KI.

(Foto: AP)

Die Wurzeln der KI im Militär liegen in einer Mischung aus maschinellem Lernen und Autonomie. Beim ersteren analysiert ein Computer Daten und Regelsätze, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Autonomie entsteht, wenn diese dann zum Handeln ohne weitere menschliche Eingaben genutzt werden.

Ein Vorläufer war die Entwicklung des Aegis-Raketenabwehrsystems in den 1960er und 1970er Jahren. Es wurde mit einer Reihe von Wenn-dann-Regeln so trainiert, dass es in der Lage war, angreifende Raketen selbstständig zu erkennen und abzufangen - und zwar schneller als ein Mensch es könnte. Die Reaktionen waren aber auf die vorgegebenen Regeln begrenzt, das System war nicht darauf ausgelegt, aus seinen Entscheidungen zu lernen.

Einen Riesenschritt nach vorne machte die KI im Jahr 2012. Die Kombination aus großen Datenmengen und fortschrittlicher Rechenleistung ermöglichte es Computern nun, die Informationen zu analysieren und die Regeln selbst zu schreiben. Experten sprechen vom "Urknall" der KI.

Inzwischen gibt es im Pentagon mehrere hundert KI-Projekte. Eines gründet sich auf der Auswertung Tausender Stunden von Gesprächen im Cockpit. Aus der Flut von Worten und Nachrichten haben Forscher am MIT, dem Massachusetts Institute of Technology, einen Datensatz erstellt, mit dem die KI den Unterschied zwischen kritischen Infos und banalen Gesprächen lernen kann. Damit soll die KI schnell auf Gefahrenlagen aufmerksam machen.

KI muss Cockpit-Sprache noch lernen

Ein anderes Projekt zielt auf eine KI-Alternative zur satellitengestützten GPS-Navigation. Sollten im Kriegsfall Satelliten getroffen oder gestört sein, könnten Kommunikations- und Navigationssysteme gleichermaßen lahmgelegt werden. Der KI-Ausweg dafür basiert auf der Nutzung von Magnetfeldern der Erde. Die entsprechende KI lernt, indem sie in einem Militärfrachtflugzeug mitfliegt und Unmengen von Daten aufnimmt. Sie soll so unterscheiden können zwischen wichtigen Signalen und solchen, die für die Navigation unerheblich sind, wie das elektromagnetische Eigenrauschen der Flugzeuge. Die bisherigen Ergebnisse seien "sehr, sehr beeindruckend", sagt Garry Floyd, der Direktor der zuständigen Luftwaffenabteilung.

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Bei allen Projekten ist die Sicherheit ein kritisches Thema. Für "Vista" etwa gelte, dass genau kontrolliert werden müsse, welche Daten in den Simulator gespeist werden, aus dem die KI lernen kann, betonen die Fachleute. Bei jedem Flug verfügt die KI nur über die Daten in ihrem Repertoire. Nach jedem neuen Flug wird sie mit neuen Daten gefüttert, die dabei gesammelt wurden.

Neben der Sicherheit steht bei der Auswahl der Daten im Mittelpunkt, welche für die KI nützlich sind. Wenn es um die Gespräche im Cockpit geht, müsse die KI verstehen, wie die Kommunikation laufe, erklärt Admiral Grady. Dass vieles ein Spiegelbild von Kommando und Kontrolle sei und davon, wie Piloten denken. Was die KI allerdings nicht brauche, seien zu heftige Kraftausdrücke. "Sie muss nicht lernen, wie man flucht."

Quelle: ntv.de, mba/AP

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