Meuthen zur AfD-Vorstandswahl "Wir sind eine Partei mit Meinungspluralismus"
03.12.2017, 11:45 Uhr
Jörg Meuthen auf dem AfD-Parteitag in Hannover.
(Foto: dpa)
Überraschend rückt Alexander Gauland auf den zweiten Sprecherposten der AfD - nach Verhandlungen im Hinterzimmer, nachdem eine weit rechts stehende Überraschungskandidatin einen moderaten Bewerber aus den Rennen geworfen hatte. Von Kungeleien will Ko-Parteichef Jörg Meuthen im Interview aber nichts wissen.
n-tv.de: Die Wahl des Ko-Vorsitzenden war eine schwere Geburt. Woran hat es gelegen?
Jörg Meuthen: Wir hatten auf der zweiten Sprecherposition unerwartet zwei Kandidaten, die sehr ebenbürtig waren, sodass es in der Kampfkandidatur zu einer Pattsituation kam, die sich auch im zweiten Wahlgang nicht auflöste. Das gibt es und dann mussten wir eine neue Lösung finden. Wir haben mit beiden Kandidaten gesprochen und sie haben beide zurückgezogen und sind auf eine Stellvertreterkandidatur gegangen. Sie haben dann Alexander Gauland den Vortritt gelassen, der dann als einziger Kandidat auch durchkam.
Sie haben 72 Prozent geholt, Gauland nur 67. Kein tolles Ergebnis. Einige sagen, das sei auch eine Abrechnung mit der Art und Weise gewesen, wie hier in den Hinterzimmern gekungelt wurde.
Das sehe ich überhaupt nicht so und das war auch nicht so. Ich habe mich aus diesen Diskussionen herausgehalten und habe gesagt, ich kandidiere für den ersten Sprecherposten. Ich habe von vornherein gesagt, ich werde mit jedem zusammenarbeiten, der erfolgreich kandidert. Ich freue mich, dass es jetzt Alexander Gauland geworden ist, weil wir ein langjähriges Vertrauensverhältnis haben. Außerdem: Wir sind nicht bei der SPD, wo Kandidaten mit 100 Prozent gewählt werden. Die 72 Prozent bei mir und die 67 bei Gauland sind ein ehrliches Ergebnis. Dass nicht alle für uns gestimmt haben, ist berechtigt. Wir sind eine Partei mit Meinungspluralismus.
Der Berliner AfD-Chef Georg Pazderski galt als Favorit und ist es nicht geworden. Würden Sie das als Schwächung des moderaten Flügels begreifen und als Stärkung des rechten Flügels?
Überhaupt nicht. Ich bin kein Freund dieser Lager-Theorie. Wir stehen alle hinter dem Parteiprogramm. Ich sehe Georg Pazderski auch nicht als beschädigt an. Wir wollen einen Bundesvorstand, in dem die ganze Breite der Partei abgebildet ist. Und deswegen müssen - in Ihrer Diktion - aus dem anderen Lager Personen reinkommen.
Überraschungskandidatin war Doris von Sayn-Wittgenstein, die eine fulminante Rede gehalten hat, die vor allem Inhalte wie Heimat und Patriotismus in den Mittelpunkt gestellt hat und den Saal gewissermaßen aus den Sitzen gerissen hat. Das waren Inhalte, mit denen auch der rechte Flügel arbeitet. Würden Sie sagen, dass so etwas die Partei mobilisiert?
Ich glaube schon. Patriotismus mobilisiert die ganze Partei. Ich habe auch in meiner Rede gesagt, dass unser Wahlslogan "Hol dir dein Land zurück" aus meiner Sicht genau richtig ist. Denn wir sind tatsächlich eine patriotische Partei und wir wollen unser Land nicht verlieren. Mit diesen Inhalten habe ich bei meiner Rede in Köln auch den ganzen Saal bewegt und das hat Doris von Sayn-Wittgenstein jetzt auch gemacht. Ich finde es richtig. Das zeigt, wo wir stehen in unserem Land. Wir bringen das ein in die politische Diskussion.
Quelle: ntv.de, bdk