Politik

Rassistische Hetze auf Gitarre Zahl der Rechtsrock-Konzerte nimmt zu

Rechtsrock-Konzert 2013 in Thüringen: In den vergangenen vier Jahren ist die Zahl der Konzerte stetig gestiegen.

Rechtsrock-Konzert 2013 in Thüringen: In den vergangenen vier Jahren ist die Zahl der Konzerte stetig gestiegen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Neonazi-Szene lockt immer öfter mit Festivals und Openair-Veranstaltungen, um ihre Ideologie zu propagieren. Schon 2015 erreichte die Zahl der Rechtsrock-Konzerte ein Vier-Jahres-Hoch - ein Trend, der sich in diesem Jahr fortsetzt.

Die Zahl rechtsextremer Musikveranstaltungen nimmt einem Bericht der "Welt" zufolge weiter zu. Im ersten Halbjahr 2016 habe es nach vorläufigen Zahlen bundesweit bereits 98 Rechtsrock-Konzerte, Liederabende und Parteiveranstaltungen mit Auftritten von Musikern der rechtsextremen Szene gegeben. Dies gehe aus Antworten des Bundesinnenministeriums auf Anfragen der Linke-Fraktion im Bundestag hervor.

Wie die Zeitung weiter berichtet, registrierten die Sicherheitsbehörden 40 Rechtsrock-Konzerte und 49 sogenannte Liederabende - in kleinerem Rahmen treten dabei rechtsextreme Sänger und Liedermacher auf, häufig mit Gitarrenbegleitung. Hinzu kamen neun Auftritte bei Versammlungen und Festen der NPD und anderer rechtsextremer Parteien.

Die Zahlen aus dem ersten Halbjahr deuteten darauf hin, dass ein Trend anhalte, den das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) bereits im Juni attestiert hatte. Die Zahl rechtsextremer Musikveranstaltungen hatte demnach im vergangenen Jahr mit insgesamt 199 Auftritten ein Vier-Jahres-Hoch erreicht. Bei den für 2016 vorgelegten Zahlen fehlen noch Nachmeldungen, so dass ein weiterer Anstieg klar scheint.

"Jetzt sind es die Biedermänner"

Auch in der deutschen Musikszene sorgt das Erstarken rechter Kräfte für Besorgnis. Der deutsche Hip-Hop-Musiker Jan Delay zeigte sich in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland "erschrocken über den großen Prozentsatz von Leuten, die sich jetzt ganz ungeniert in der rechten Ecke aufhalten". Besonders befremdlich sei, dass zunehmend auch Menschen aus dem bürgerlichen Lager mit rechtem Gedankengut sympathisierten.

"Früher war der Gegner klar: Das waren irgendwelche Skinhead-Nazis in Ostdeutschland. Jetzt sind es die Biedermänner, die 'Das wird man ja mal sagen dürfen'-Deutschen", sagte Delay. Neu sei auch, dass "die Rechten jetzt ganz offen hetzen, mit ihrem Namen". Eine derartige Gesinnung dürfe nicht weiter um sich greifen und normal werden. "Wenn wir nicht sehr aufpassen und als Gemeinschaft dagegen vorgehen, dann schaukelt sich die Radikalität weiter hoch", warnte der Sänger der Band "Beginner".

Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP

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