Noch 350 Staatsbürger im Land Zwei IS-Kämpfer bei Luftangriff getötet - US-Abzug vom Airport beginnt
28.08.2021, 18:47 Uhr
Bei dem US-Vergeltungsschlag sind laut Pentagon zwei hochrangige Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat getötet und ein weiterer verletzt worden. Zivile Opfer soll es nicht gegeben haben. Trotz der angespannten Lage obliegt laut US-Militär die Kontrolle des Kabuler Flughafens weiter komplett den Vereinigten Staaten.
Bei einem US-Luftangriff in Afghanistan sind nach Angaben des US-Militärs zwei ranghohe Vertreter des örtlichen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden. Ein weiterer sei verletzt worden, erklärte Generalmajor William "Hank" Taylor im US-Verteidigungsministerium. Unterdessen teilte das US-Außenministeriums mit, dass sich noch rund 350 amerikanische Staatsbürger, die das Land verlassen wollen, in Kabul aufhielten. Parallel zu deren Evakuierung haben die USA die letzte Phase ihres Rückzugs eingeleitet. Soldaten hätten mit dem Abzug vom Flughafen Kabul begonnen, sagt ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums.
Nach dem unbemannten Luftangriff in der Provinz Nangarhar hatte das US-Militär am Freitagabend (Ortszeit) zunächst nur angegeben, "einen Planer" des tödlichen Terroranschlags in Kabul vom Donnerstag getötet zu haben. Er gehöre dem afghanisch-pakistanischen IS-Ablegers Islamischer Staat Provinz Chorasan (IS-K) an. Nun gehe man davon aus, bei dem Vergeltungsschlag einen Planer und einen Unterstützer des Vorhabens getötet zu haben, hieß es. Es gebe nach bisherigen Erkenntnissen keine zivilen Opfer, sagte Taylor.
Bei dem Anschlag vom Donnerstag am Flughafen in Kabul waren Dutzende Menschen - darunter auch 13 US-Soldaten - getötet worden. Ranghohe Vertreter der ehemaligen afghanischen Regierung sagten bei dem Anschlag seien mehr als hundert Menschen getötet worden. Einige Medien berichteten sogar von rund 170 Toten.
Ein AP-Bericht gibt mehr Details zu den gefallenen US-Soldaten. Demnach sind elf Marines sowie ein Mitglied der Navy und eins der Armee durch die Attacke der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ums Leben gekommen. Demnach sei ein großer Teil gerade Mal Anfang 20 gewesen.
US-Militär kontrolliert weiter Flughafen
Trotz der Tumulte nach den Anschlägen hat das US-Militär eigenen Angaben zufolge den Flughafen Kabul weiterhin komplett unter Kontrolle. Das Militär werde noch bis zum geplanten Abzug am Dienstag für Sicherheit und Betrieb des Airports verantwortlich sein, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby. Alle Tore des Flughafens stünden weiter unter Kontrolle der US-Truppen. Damit widersprach Kirby einer Darstellung der militant-islamistischen Taliban, wonach die USA "zwei, drei" Zugänge zum Flughafen in der Nacht an Kräfte der Islamisten übergeben hätten. Die Taliban hätten Sicherheitskontrollen rund um den Flughafen errichtet, sagte Kirby. "Aber sie kontrollieren keine Tore, sie sind nicht am Flughafen und haben keine Rolle für die Sicherheit", betonte Kirby.
Derweil liefen die Bemühungen, alle ausreisewilligen US-Amerikaner außer Landes zu bringen, rund um die Uhr. Laut Außenministerium wurden bislang 5400 US-Bürger aus Afghanistan evakuiert. Die US-Diplomaten stehen zudem mit rund 280 Menschen in Afghanistan in Kontakt, die sich als US-Bürger ausgegeben haben, aber bislang keine Informationen zu ihrer geplanten Abreise gemacht haben oder angegeben haben, vor Ort bleiben zu wollen, wie das Ministerium weiter erklärte. Der Evakuierungseinsatz des US-Militärs am Flughafen Kabul soll am Dienstag zu Ende gehen. Der Abzug hat bereits begonnen.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa