Anschlag auf Militärblogger Moskau veröffentlicht angebliches Geständnis-Video
03.04.2023, 19:35 Uhr Artikel anhören
Tatarski hatte selbst in der Ukraine gekämpft.
(Foto: picture alliance / Russian Look)
Wer ist verantwortlich für das tödliche Attentat auf den Ultranationalisten Tatarski? Die Ukraine sieht russischen Inlandsterrorismus am Werk, Moskau wiederum zeigt mit dem Finger auf Kiew. Als angeblichen Beleg veröffentlichen russische Behörden das Geständnis einer Frau.
Nach dem tödlichen Anschlag auf einen Militärblogger in St. Petersburg haben die russischen Behörden ein angebliches Geständnis einer festgenommenen Frau veröffentlicht. Auf der vom Innenministerium verbreiteten Aufnahme soll eine 26-jährige Russin zu sehen sein, die gesteht, die Bombe Wladlen Tatarski am Sonntag in einem Cafe überreicht zu haben. Das russische Anti-Terror-Komitee NAC machte als Drahtzieher den ukrainischen Geheimdienst verantwortlich, mithilfe von Unterstützern des inhaftierten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny. Dessen Anhänger wiesen die Anschuldigung zurück und sieht den russischen Inlandsgeheimdienst FSB in der Verantwortung.
Die Ukraine hatte am Sonntag von russischem Inlandsterrorismus gesprochen und eine Verwicklung verneint. Der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge war die Frau wegen Protests gegen den Krieg in der Ukraine schon einmal festgenommen worden. Laut unbestätigten weiteren russischen Medienberichten soll sie den Ermittlern gesagt haben, dass sie nichts von der Bombe gewusst habe. Ihr Ehemann habe diese Darstellung unterstützt. Der Sprengsatz war demnach in einer Figur versteckt.
Aufnahmen von vor der Explosion zeigen, wie er die kleine Statue bewundert und den anderen Gästen des Cafes zeigt. Bei der Detonation wurden 32 von ihnen verletzt. Tatarski hieß eigentlich Maxim Fomin und war einer der prominentesten Militärbloggern Russlands. In seinen Online-Beiträgen befürwortete er den Krieg gegen die Ukraine, kritisierte aber auch oft Spitzenvertreter des Militärs. Beim Messagingdienst Telegram folgten ihm mehr als 560.000 Menschen.
Zweites Attentat dieser Art seit Februar 2022
Tatarski hatte selbst in der Ukraine gekämpft. Im vergangenen Jahr sprach er davon, dass für einen russischen Sieg dort "alle getötet" und "alle ausgeraubt" werden müssten. Trauernde legten am heutigen Montag trotz eines Schneesturms Blumen vor dem Café. Sollte sich bestätigen, dass es sich um einen Anschlag handelte, wäre dies das zweite bekannte Attentat dieser Art auf russischem Boden seit der Invasion im Februar 2022.
Im August war bei einer Autobombenexplosion bei Moskau die Publizistin Darja Dugina getötet worden. Sie war die Tochter des radikalen Ideologen Alexander Dugin. Die Ukraine wies auch dazu jede Verwicklung zurück. Der russische Geheimdienst FSB erklärte Anfang März, er habe einen von der Ukraine unterstützten Anschlagsversuch auf einen Geschäftsmann verhindert, der sich für den Krieg ausgesprochen habe. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Quelle: ntv.de, lve/rts