Antisemitische Äußerungen Thunberg beerdigt ihre eigene Bewegung


Am Mittwoch musste Greta Thunberg zu einem Gerichtstermin in London erscheinen, um sich wegen Störung der öffentlichen Ordnung zu verantworten. Sie war Mitte Oktober vorübergehend festgenommen worden, als sie und andere Klimaaktivisten sich während eines Protests geweigert hatten, Auflagen der Polizei zu befolgen.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Die Letzte Generation war der Stich in den Rücken, nun ist es Greta Thunberg, die Fridays for Future den Todesstoß versetzt. Der Riss zwischen der einstigen Klima-Ikone und ihren deutschen Ablegern wird jedenfalls nicht zu kitten sein. Denn beim Judenhass ist Ende Gelände.
Als vor einem Jahr die ersten Aktivisten der Letzten Generation damit begannen, Kunstwerke - sogar epochale wie den Freskenzyklus der Scrovegni-Kapelle in Padua - für ihren Protest zu missbrauchen, hatte das noch etwas Harmloses. Denn auch wenn es generell zu verurteilen ist, Monets und Van Goghs mit Püree oder dem Inhalt einer Dose "Campbell's Soup" zu traktieren oder sich am nicht (!) originalen Rahmen der "Sixtinischen Madonna" Raffaels festzukleben, so war doch stets das Bemühen erkennbar, die Kunstschätze zu erhalten.
Mit anderen Worten: Es ging nicht um Zerstörung, sondern um Bewahrung. Das Motiv: Wenn die Welt nichts gegen den Klimawandel tut, haben wir alle nichts von den Kunstschätzen, denen die Schlachten zwischen Dreißigjährigem und Zweiten Weltkrieg nichts anhaben konnten, die aber nun - wie die gesamte Menschheit - vom Untergang bedroht sind, falls die Erderwärmung nicht rasch gestoppt wird. Das Ergebnis: Mit der ständigen Panikmache und Angstmacherei in sowieso unsicheren Zeiten gingen die radikalen Aktivisten auch dem Teil der Bevölkerung auf die Nerven, der das Problem anerkennt und Gegensteuern fordert.
Weltweite Mode
Für die Klimaschutzbewegung, allen voran Fridays for Future, erwies sich das Agieren der Letzten Generation als Bärendienst. Seit den ersten Attacken in Museen und den klebrigen Sitzstreiks auf öffentlichem Gelände wird viel mehr über die Art und Weise der "Aktionen" diskutiert als darüber, wie berechtigt oder unberechtigt die apokalyptischen Prognosen sind. Und weil Regierungen, Unternehmen und jede(r) Einzelne nicht sofort genau das tut, was die Straßenblockierer und Kulturgutschänder möchten, werden die noch zorniger und radikaler, wie das momentan weltweit in Mode ist, wenn Politik nicht tut, was Wutbürger will.
Das Ergebnis dieser Spirale zeigte sich neulich in der Londoner National Gallery, als eine Frau und ein Mann mit Hämmern auf einen berühmten Velázquez einschlugen und dabei mindestens Schäden an dem Gemälde in Kauf nahmen, das zum Glück von Panzerglas geschützt wird. Die Gruppierung "Just Stop Oil" fordert von der britischen Regierung, umgehend sämtliche "neue" Öl- und Gasprojekte zu stoppen. Die Truppe ignoriert wie die Letzte Generation konsequent die Weltlage mit all ihren Kriegen, Konflikten, nationalen Egoismen und hässlichen Notwendigkeiten, die entschiedene Maßnahmen gegen die Erderwärmung aktuell schwer bis unmöglich machen.
Zerstörung geht aber auch anders, deutlich einfacher und ohne Gewalt, wie Klimaschutz-Ikone Greta Thunberg gerade beweist. Die Schwedin ist dabei, ihr vor fünf Jahren geschaffenes Meisterwerk - die Fridays-for-Future-Bewegung - zu vernichten und alle jungen Menschen, die ihr gefolgt sind, ob angeklebt oder nicht, sitzen zu lassen. War die Letzte Generation der Stich in den Rücken von FFF, ist es nun Thunberg, die den Freitagsdemonstrationen, die seit Monaten ohnehin mäßigen Zulauf haben, den Todesstoß versetzt. Man muss es so sagen: Fridays for Future ist als weltweites Phänomen am Ende, selbst wenn hier und da noch Zehntausende auf die Straßen gehen.
Beim Antisemitismus hört der Spaß auf
Mit ihrem Verständnis für Juden- und Israelhasser treibt Thunberg einen Spalt tief in die Bewegung, der nicht mehr zu schließen sein wird. Als die Schwedin anfing, Kernkraft als "kleinen Teil einer sehr großen neuen kohlenstofffreien Energielösung" zu loben und es später als "Fehler" bezeichnete, AKW "abzuschalten und sich der Kohle zuzuwenden", irritierte sie ihre engsten Mitstreiter in Deutschland, die von den Grünen geprägt sind. Da das Ende der Kernenergie beschlossene Sache war, blieb der Streit zwischen dem deutschen FFF-Ableger mit Thunberg über Ja oder Nein zur Atomkraft eine mediale Eintagsfliege.
Allerdings war die Schwedin von nun an suspekt und nicht mehr nur die unangreifbare Heiligengestalt. "Greta irrt hier ausnahmsweise", schrieb ein Redakteur der linken taz, der seine Fassungslosigkeit über den "Schock" offenbarte, dass eine den Grünen nahestehende Streiterin für das Gute überhaupt auf den falschen Weg kommen konnte und plötzlich Dinge sagte, die FDP, Union und AfD bejubelten. Spätestens seit der Demonstration in Amsterdam vergangenes Wochenende ist klar, dass das lebendige Denkmal am Bröckeln ist und Thunberg ihren Status der Unantastbarkeit verloren hat. Denn beim Antisemitismus hören der Spaß und die Lust am gemeinsamen Demonstrieren auf, insbesondere in Deutschland und gerade bei Leuten aus dem Bildungsbürgertum, die den Kern von FFF bilden.
Das a-historische Geschwafel in der internationalen Fridays-Sektion von einem "Apartheid-System" in Israel, also einer mit staatlichen Repressionen durchgesetzten räumlichen Trennung von Menschen nach ethnischen (!) Gesichtspunkten, und einem angeblichen "Genozid" an Palästinensern durch Juden, zeugt von größtmöglichem Unwissen. Solche Absurditäten können nur auf scharfe Ablehnung stoßen. FFF Deutschland distanziert sich seit mehr als zwei Jahren glaubwürdig und immer wieder aufs Neue von derlei Geschwätz. Dass sich aber Thunberg von der linksradikalen Form des Antisemitismus nicht lossagt, ihn unterstützt, ist tragisch.
Schuld ist Greta Thunberg
Wie stark der Riss ist, zeigt sich in den jüngsten Reaktionen des deutschen Ablegers der Freitagsdemonstranten. "Wir haben die Prozesse mit der internationalen Vernetzung ausgesetzt", beteuerten sie in der taz nach der Kundgebung in Amsterdam, wo ein Klimaschützer, der nichts mehr von Israel hören wollte, Thunberg das Mikrofon entrissen hatte. FFF Deutschland agiere eigenständig und sei "schon lange über Greta als Person herausgewachsen".
Nur interessiert das niemanden, wahrgenommen und thematisiert wird nur der Streit, wie man auch an diesem Kommentar sieht. Schuld daran trägt die ewig bornierte und unbelehrbare Thunberg, die noch nie so was wie ein Gespür für das richtige Maß hatte, wie vor allem ihre Wutrede "How dare you" (Wie könnt ihr es wagen?!) vor den Vereinten Nationen offenbarte, die man wenigstens inhaltlich noch verstehen konnte. Hingegen ist ihr Versuch geradezu lächerlich, den Konflikt in der arabischen Welt mit dem Kampf gegen die Erderwärmung zu verlinken. "Auf besetztem Land gibt es keine Klimagerechtigkeit", blökt sie in die untergehende Welt hinaus, um den Missbrauch ihrer Bewegung für krude politische Ziele zu kaschieren.
Man darf getrost annehmen, dass den Menschen im Gazastreifen oder in den von Russland annektierten Gebieten in der Ukraine "Klimagerechtigkeit" ziemlich bis total egal ist, was wiederum Thunberg null interessiert. Diese Ignoranz teilt sie mit der Letzten Generation, die nicht aus ihrer Blase kommt, nicht mal aus ihr herausschauen mag, um ja nicht bemerken zu müssen, dass der Klimawandel momentan nicht die einzige Bedrohung für die Menschheit ist. Doch vor dem Weltuntergang verschwindet ohnehin erst einmal etwas anderes: und zwar Fridays for Future in der Bedeutungslosigkeit - dank Greta Thunberg.
Quelle: ntv.de