Rentner in Österreich, ein Traum FPÖ streut Lockdown-Gerüchte
02.10.2020, 13:48 Uhr
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Weder sofort, noch Hilfe: Vor 2 Wochen landete eine Antonow 124 mit Österreichs "Soforthilfe" für Moria in Athen - Menschen will Kanzler Kurz ja nicht aufnehmen, also schickte Österreich Zelte. Nun wurde bekannt: Die 55 Tonnen Hilfsgüter lagern noch immer in Athen, laut "Standard" aus einem einfachen Grund: Zelte gibt es im neuen Lager schon genug.
Kurz' harte Linie bereitet dem grünen Koalitionspartner Bauch-, Kopf- und allerlei sonstige Schmerzen. Der Grüne Michel Reimon, der den Kreis um Kurz mal als "rechtskonservative Autoritäre" bezeichnet hat, hat mir verraten, warum die Grünen trotzdem mitmachen - und wo die rote Linie ist. Das Interview lesen Sie am Sonnabend auf ntv.de.
Im aktuellen Newsletter beschäftigen wir uns mit dem Rentnerparadies Österreich und Gerüchten um einen neuen Lockdown.

Pension: Rente (allgemein, nicht nur auf Beamte bezogen)
Ein Rentenniveau von 66 Prozent des Bruttolohns statt 48 Prozent wie in Deutschland. 500 Euro mehr im Monat als deutsche Rentner. 14 Auszahlungen pro Jahr. Eine Mindestrente von fast 1000 Euro. Das sind die Kennzahlen, die Österreich in den Augen vieler Deutscher zum Rentner-Schlaraffenland machen - und zum Fluchtpunkt von linken Politikern, die höhere Renten in Deutschland fordern.
Am Mittwoch hat die türkis-grüne Regierung die jährliche Pensionserhöhung beschlossen: Wer bis 1.000 Euro Pension bezieht, erhält 3,5 Prozent mehr, bis 1.400 Euro sind es 1,5 Prozent mehr, also ein reiner Inflationsausgleich. Ab 2.333 Euro wird die Steigerung mit einem Fixbetrag von 35 Euro abgegolten.
Je nach Berechnungsgrundlage erhält ein Durchschnittsrentner in Österreich 1.517 Euro brutto - in Deutschland sind es rund 500 Euro weniger, auch wenn der Vergleich schwer zu machen ist, die Systeme sind zu unterschiedlich.
Wie machen die Österreicher das? Nun, sie machen einfach mehr Geld locker für ihre Pensionisten, insgesamt rund 14 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, in Deutschland sind es rund acht Prozent, der OECD-Durchschnitt liegt bei 8,7 Prozent.
Der Rententopf speist sich aus Beiträgen von allen Beschäftigten, also auch Selbstständigen und Beamten, der Satz liegt höher als in Deutschland, bei 22,8 Prozent. Die Beiträge allein reichen aber nicht aus: 2019 wurden für die gesetzliche und die Pensionsversicherung der Beamten insgesamt 56,1 Milliarden Euro budgetiert, fast 20 Milliarden Euro mussten vom Steuerzahler zugeschossen werden.
Auf lange Sicht eine wacklige Finanzierung, die Corona-Folgen kommen erschwerend hinzu. Auch in Österreich steigt die Zahl der Pensionisten - und sie gehen, auch wenn das Eintrittsalter theoretisch bei 65 Jahren liegt, recht früh in Pension: Frauen mit 59,5 Jahren, Männer mit 61,3. Aber, und das ist vergleichbar mit Deutschland: Sie stellen eine große Wählergruppe, und darum kommt die nächste Pensionserhöhung bestimmt.

"Der Tod, das muss ein Wiener sein", sang Georg Kreisler 1969. "Denn wer bringt dich pünktlich zur Himmelstür, da hat nur a Wiener das Gspür dafür." Verwalten und zu Geld machen darf diesen legendären Wiener Hang zur Morbidität die stadteigene Bestattung Wien (vollständig: B&F Wien - Bestattung und Friedhöfe GmbH). Sie verkauft im Bestattungsmuseum am Zentralfriedhof T-Shirts mit dem Slogan "We put the fun in funeral", USB-Sticks in Mini-Holzsärgen und, kein Scherz, ein Krematorium aus Lego.
Aber ob die Bestattung Wien bei ihrer neuesten Werbung wirklich das richtige Gespür hatte? "Corona leugnen sichert Arbeitsplätze", steht da in weißen Lettern auf schwarzem Grund geschrieben. Und das in einer Phase, in der es wieder ernst wird: Das Infektionsgeschehen scheint sich zwar auf relativ hohem Niveau zu stabilisieren, aber die Begleiterscheinungen machen die Menschen nervös - der Tourismus zittert besonders wegen der Reisewarnungen aus Deutschland um die Wintersaison, die unbeliebte Registrierungspflicht in der Gastronomie könnte bundesweit eingeführt werden, und dann machen auch noch Lockdown-Gerüchte die Runde. Befeuert wurden sie von FPÖ-Chef Norbert Hofer, der unter Berufung auf "gut informierte Kreise im Umfeld der Kabinette" sogar ein Datum nannte: den 23. Oktober.
Eine Ente, entgegnete Gesundheitsminister Rudolf Anschober, und mehr noch: "Das ist eine ganze Entenfarm. Da ist wirklich nichts dran." Wer Anschober nicht glaubt, könnte vor dem 23. Oktober noch schnell im Shop des Bestattungsmuseums vorbeischauen, dort werden Nudeln in Totenkopfform angeboten, dazu ein Weißer Veltliner: "Es wird a Wein sein, und wir wer'n nimmer sein."

++ Stand Freitag, 9 Uhr, verzeichnet Österreich 46.590 bestätigte Coronavirus-Fälle. Bislang sind 781 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben. Aktuell vermelden die Gesundheitsbehörden 8.408 aktive Infektionen. ++ Flucht über Österreich: Die "SZ" hat recherchiert, dass der gesuchte Wirecard-Manager Jan Marsalek am 19. Juni eine Chartermaschine vom Flughafen Vöslau-Köttingbrunn nahe Wien nach Minsk genommen hat. Geholfen habe ihm wohl ein Bekannter - ein Ex-Beamter des österreichischen Verfassungsschutzes BVT. Marsalek wird mittlerweile in Russland vermutet. ++ Der sehr gute deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) musste sich bis Freitagmorgen um 4.23 Uhr im Maut-Ausschuss verantworten. Zuvor hatten die Manager des Maut-Konsortiums, darunter der Österreicher Georg Kapsch, Scheuer belastet: Sie hätten dem Minister angeboten, mit dem Vertragsabschluss auf das EuGH-Urteil zu warten, das die Maut schließlich stoppte - Scheuer habe abgelehnt. ++ Vier Verdächtige und eine Expertenkommission: Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat bekannt gegeben, dass sie in der Causa Ischgl Ermittlungen gegen vier Verdächtige führt. Laut ORF befinde sich darunter Bürgermeister Werner Kurz, ermittelt werde wegen vorsätzlicher oder fahrlässiger Gefährdung von Menschen. Derweil hat die Tiroler Expertenkommission ihren Bericht für den 12. Oktober angekündigt. ++ Empfindliche Niederlagen im "Ländle": Die ÖVP hat bei Stichwahlen in Vorarlberg vier Bürgermeistersessel verloren: Die Landeshauptstadt Bregenz wird erstmals seit 30 Jahren wieder von einem SPÖ-Mann regiert, auch in Hard gewann der SPÖ-Kandidat. Lochau stellt mit Frank Matt sogar den ersten grünen Bürgermeister in der Geschichte des Landes. ++
Apropos Vorarlberg: Vergangene Woche habe ich den Skiort St. Anton am Arlberg fälschlicherweise ins "Ländle" verlegt, was natürlich ein Vollholler ist - St. Anton liegt auf der Tiroler Seite. Ein aufmerksamer Leser korrigierte mich nicht nur, sondern wies mich auch auf einen schönen Spruch hin, der an beiden Enden des Arlbergtunnels zur Herabwürdigung des jeweils anderen Bundeslandes bemüht wird: "Was der Herrgott durch einen Berg getrennt hat, soll der Mensch nicht durch einen Tunnel verbinden."
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Servus und Baba,
Ihr Christian Bartlau
Quelle: ntv.de