Pressestimmen

Tauwetter zwischen Kuba und USA Annäherung "zeugt vom Mut Obamas"

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Das politische Tauwetter zwischen den USA und Kuba setzt sich fort. Nach über 50 Jahren Funkstille trafen sich die Außenminister beider Länder. US-Präsident Barack Obama beweist mit der Annäherung an Kuba, dass er von Diplomatie mehr hält als von Sanktionen. Für Kuba könnte ein Ende des US-Embargos einen wirtschaftlichen Aufschwung bringen. Die Presse erkennt darin einen historischen Schritt von Seiten der USA und wirtschaftliches Kalkül Kubas.

Die Welt bewertet die Annäherung als "historisches Ereignis im schwer belasteten Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba." Ob die Präsidenten Obama und Castro sich bald die Hand schütteln, sei da nebensächlich. "Es zeugt vom Mut Obamas, diesem sinnlosen Konflikt ein Ende bereiten zu wollen", schreibt das Blatt weiter. Washington könne sich "Feinde in unmittelbarer Nachbarschaft nicht mehr leisten." Raúl Castro beweise bei dem Ganzen seinen Pragmatismus.

Dieser Pragmatismus unterscheide Raúl Castro von seinem weitaus charismatischeren Bruder Fidel, so der Berliner Tagesspiegel. Für Obama, "der zum Ende seiner für viele enttäuschenden Präsidentschaft mindestens außenpolitisch noch Wegzeichen setzen will", gehört das Tauwetter zu seiner neuen politischen Agenda der "Annäherungs- und Entspannungsversuche". Erst wurde der Atom-Deal mit dem Iran vorbereitet, jetzt soll Kuba folgen.

"Die homöopathischen Dosen Marktwirtschaft und der Flirt mit dem neuen kapitalistischen 'Freund' im Norden sollen Kubas Weiterexistieren sichern", schreibt der Kölner Stadtanzeiger. Kuba sei wirtschaftlich zu der Annäherung gezwungen. "Die tiefe politische und wirtschaftliche Krise in Venezuela, dem wichtigsten Handelspartner und politischen Verbündeten", ließe Castro keine andere Wahl als das Angebot der USA anzunehmen. Doch eine Annäherung, die auf dem Fundament solchen Kalküls aufgebaut ist, sei "wackelig".

Einen weiteren Risikofaktor erkennt die Thüringer Allgemeine Zeitung aus Erfurt. Der neue Wohlstand würde in Kuba eine neue Mittelschicht schaffen, "die selbstbewusster auftritt und gegen staatliche Gängelung aufmuckt." Raúl Castro hoffe zwar, dass "die neuen Banden zum ehemaligen Klassenfeind für einen Aufschwung sorgen", ein kritischer Mittelstand sei hingegen nicht in seinem Interesse.

Die Mitteldeutsche Zeitung aus Halle sieht die Annäherung nüchterner und stellt fest: "Es gibt keinen Grund, die kubanische Diktatur schön zu reden." Sie habe Kuba in den Ruin getrieben und sich bisher geweigert, das Land "ökonomisch noch sozial oder gar politisch" voran zu bringen. "Es gibt auch wenig Anlass, darauf zu vertrauen, dass die  Annäherung an die USA zu einer Verbesserung der Lage der Mehrheit der Kubaner führen wird", fügt das Blatt hinzu. Ein Problem stellen auch die in den USA lebenden Exil-Kubaner dar, die "alles unternehmen werden, um den Zustand vor der kubanischen Revolution von 1959 wieder herzustellen."

Zusammengestellt von Katja Belousova

Quelle: ntv.de

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