Problem weitet sich aus 100.000 Kreditkarten ausgetauscht
18.11.2009, 11:14 UhrAus Angst vor Datenmissbrauch haben Banken in Deutschland schätzungsweise mehr als 100.000 Kreditkarten eingezogen. Allein die Volks- und Raiffeisenbanken zogen wegen des Verdachts auf Datendiebstahl bei einem Dienstleister in Spanien rund 60.000 Karten aus dem Verkehr.

Welche Bank die Kreditkarte ausgegeben hat, ist bei der bestehenden Sicherheitslücke unerheblich.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Bereits im Oktober hatte die KarstadtQuelle Bank 15.000 Plastikkarten ihrer Kunden ausgetauscht, Anfang November der Kreditkartenanbieter Barclaycard. Vor einigen Tagen dann wurden tausende Kreditkarten des Lufthansa-Programms Miles & More eingezogen. Auch die Deutsche Bank, Citibank und die Commerzbank tauschen zurzeit Kreditkarten aus. Da es sich nicht um ein Problem der Bank handelt, die die Kreditkarten ausgibt, sondern um ein Problem bei der Zahlungsabwicklung über Kreditkartenzahlungen allgemein, ist die Gefahr nicht bei einer Bank größer als bei einer anderen.
Warnhinweise schon im Oktober
Betroffen sind Karten von Visa und Mastercard, die in den vergangenen Monaten in Spanien genutzt wurden. Grund sind Unregelmäßigkeiten bei einem Zahlungsdienstleister in Spanien. Unklar ist allerdings noch, um welches Unternehmen es sich handelt und auf welche Weise Kartendaten möglicherweise gestohlen wurden. Auch ein genauer Zeitraum für die Sicherheitslücke ist nicht bekannt.
Entdeckt wurde sie laut Mastercard im Oktober. Visa hatte die Banken vor rund vier Wochen gewarnt, dass es Hinweise auf Ungereimtheiten mit einem in Spanien ansässigen Unternehmen gebe, dass die Kreditkartenzahlungen abwickelt. Beide Kreditkarten-Unternehmen rieten, zu einem Umtausch der Karten, die mitten in der Urlaubszeit in Spanien genutzt wurden. Der Zentrale Kreditausschusses (ZKA), die Dachorganisation der Banken, beziffert die Kosten für jede umgetauschte Karte auf fünf bis zehn Euro. Bei 100.000 ausgetauschten Karten entsteht so rechnerisch ein Schaden von 500.000 bis 1.000.000 Euro.
Es ist auch möglich, dass Kreditkarten betroffen sind, die beim Einkauf in Deutschland eingesetzt wurden. Insbesondere bei Großunternehmen besteht der Trend, Dienstleistungen wie den Zahlungsverkehr an einem zentralen Ort auszulagern. Wickelt der Handelspartner seinen Zahlungsverkehr über Dienstleister in Spanien ab, könnten auch in Deutschland eingesetzte Kreditkarte betroffen sein.
Was Kunden tun können
Nach Angaben des Bundeskriminalamts sind bislang keine deutschen Geschädigten bekannt. Kunden sollten – wie auch bisher – ihre Kreditkartenabrechnungen mit den Einkäufen abgleichen. Bei Verdachtsfällen sollte man sich an die Bank wenden, die die Kreditkarte ausgegeben hat, um seine Sorgfaltspflicht gegenüber der Bank zu erfüllen. Diese haftet dann für den entstanden Schaden.
Quelle: ntv.de, mit AFP