Ratgeber

Jede Menge Marketing-Gags Anlageprodukte zur Fußball-EM

Die Finanzbranche hat sich zur Fußball-EM etwas einfallen lassen: Mit Appellen an Fan-Ehre und Fußballsachverstand werden die Kunden derzeit wieder von den Banken gelockt.

Wie schon zur Weltmeisterschaft vor zwei Jahren bieten zahlreiche Geldinstitute Anlageprodukte an, die zum Beispiel an die Erfolge der deutschen Nationalelf bei dem Turnier gekoppelt sind. Verbraucherschützer halten die meisten Angebote allerdings eher für "Marketing-Gags".

Die PSD Bank Rhein-Ruhr wirbt zum Beispiel mit einem "EM FestGeld": Dabei können noch bis zum 6. Juni mindestens 5000 Euro für neun Monate festgelegt werden - Obergrenze sind 30.000 Euro. Gezahlt wird ein Jahreszins von mindestens 4,25 Prozent. Sollten die deutschen Kicker das Halbfinale erreichen, erhöht sich die Verzinsung für die gesamte Laufzeit rückwirkend auf 4,5 Prozent. Schafft die Elf es bis ins Finale, sind es 4,75 Prozent. Und holt sie den Titel, werden 5 Prozent Jahreszins gezahlt. Fußball-Festgelder anderer Banken funktionieren ähnlich.

Bessere Standardalternativen

Karin Baur von der Stiftung Warentest in Berlin sieht solche Angebote eher skeptisch. "Bei anderen Banken bekomme ich vom ersten Tag an und ganz unabhängig von der Europameisterschaft eine höhere Verzinsung", sagt die Expertin der Zeitschrift "Finanztest". Es gebe im Markt einjährige Festgeldanlagen, die vom ersten Tag an mit mehr als fünf Prozent verzinst werden. Dasselbe gilt für die Tagesgelder unter den EM-Angeboten.

Die Dresdner Bank zum Beispiel hat mit dem "Europameisterkonto" ein Tagesgeld-Konto für Einlagen von bis zu 50.000 Euro aufgelegt. Wer bis zum 7. Juni einzahlt, bekommt 3,75 Prozent Zinsen. Obendrauf kommen noch einmal 1,25 Prozent, wenn Deutschland Fußball-Europameister werden sollte. Aber bei diesem Angebot gelte es, das Kleingedruckte besonders gut zu lesen, sagt Erk Schaarschmidt von der Verbraucherzentrale Brandenburg in Potsdam. "Die Verzinsung gilt nur für die kurze Zeit bis zum 7. September 2008. Der Kunde kennt also nicht den anschließenden Zinssatz."

Bei den Angeboten zur EM handelt es sich um "Lockangebote", lautet daher Schaarschmidts Fazit. "Hier wird darauf gesetzt, dass der Kunde auch nach der Fälligkeit weiter am Ball bleibt und das Geld dann möglicherweise zu schlechteren Konditionen bei der Bank liegenbleibt." Auch kapitalmarktorientierte Produkte kommen in der Einschätzung der Experten nicht gut weg. Das gilt zum Beispiel für die vierjährige Anleihe der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die auf zwei Aktien basiert.

Markige Werbeslogans

Mit dem Slogan "Neun Länder, neun Gründe zum Jubeln" wirbt die Hypovereinsbank für ihren zur EM aufgelegten "Championsbond". Dabei handelt es sich um ein für den Laien recht kompliziertes Zertifikat über eine Laufzeit von fünf Jahren. Zwar muss der Anleger um sein Geld nicht fürchten. Die Rückzahlung des kompletten Kapitals ist garantiert. Und mindestens 106 Prozent werden zurückgezahlt, wenn eines der neun Länder EM-Sieger wird, in denen das Mutterunternehmen UniCredit aktiv ist. "Etwa 1 Prozent Rendite pro Jahr ist aber kaum lukrativ", sagt Baur. Zugrunde gelegt werden außerdem die durchschnittliche Entwicklung des DAX und drei weiterer europäischer Indizes.

Die Durchschnittsrechnung könnte sich für Anleger aber negativ auswirken. "Nehmen wir an, die Aktienmärkte steigen in der Zeit um 30 Prozent - dann profitieren Anleger davon nicht voll, denn es wird ja eine Durchschnittsbewertung angestellt", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Er empfiehlt daher, die Konditionen im Markt genau zu prüfen. Denn offenbar seien diese meist anderswo besser als bei den Anlagen zur Fußball-EM.

Quelle: ntv.de

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