Ratgeber

Baufinanzierung Bank darf Kredite verkaufen

Von Alexander Klement

Die Hypothekenkrise in den USA ist in aller Munde. Weltweit halten die Finanzmärkte den Atem an. Die Zentralbanken sehen sich gezwungen, den Markt mit zusätzlichem Geld zu versorgen. Hypotheken-Firmen und -makler sowie andere Geldgeber vergaben reichlich Kredite für den Hauskauf und sahnten dabei jahrelang in großem Stil ab. Sie verkauften die Hypothekenkredite sofort weiter an Investmentbanken, Hedge-Fonds und andere Geldgeber.

Auch in Deutschland dürfen Banken Immobilienkredite an fremde Investoren verkaufen. Der Bundesgerichtshof entschied im Fall eines Ehepaares, dass die Abtretung ihres Kredits von einer Raiffeisenbank an eine Verwertungsgesellschaft rechtens war (Az. XI ZR 195/05). So kann es prinzipiell jedem passieren, dass er sich plötzlich nicht mehr der eigenen Bank sondern mit einem ausländischen Finanzinvestor auseinandersetzen muss.

Für deutsche Immobilienbesitzer ist dies zunächst nicht weiter schlimm. Werden pünktlich die fälligen Raten bezahlt, läuft der Kredit ganz normal bis zum Ende der Zinsfestschreibung weiter. Erst wenn es zu einem Anschlusskredit kommt, sind überhöhte Zinsforderungen des Finanzinvestors möglich. Doch in diesem Fall kann der Eigentümer einfach einen Kredit bei einer anderen Bank über einen Kreditvermittler abschließen.

Etwas anders sieht es aus, wenn fällige Raten nicht mehr gezahlt werden und man in Verzug gerät. In diesen Fällen sind Finanzinvestoren weniger gesprächsbereit als die Bank vor Ort und streben oft schneller eine Zwangsversteigerung an.

Unterschiedliche Kreditvergabe

Auch die Kreditvergabe erfolgt in Deutschland völlig anders als in den USA. Selbst Millionen Amerikaner mit schlechtem Kredit-Rating bekamen von den Banken und anderen Geldgebern teilweise hochriskante Hypothekenkredite mit variablen Zinsen zu anfänglichen Sonderkonditionen aufgedrängt. Die Hauskäufer mussten dabei keine Lohn- oder Einkommensbestätigungen vorlegen. Hypothekenfirmen und Banken hatten somit keinerlei Möglichkeit, sich zu vergewissern, dass die Hauskäufer auch tatsächlich in der Lage waren, ihre monatlichen Zahlungen zu leisten. Oftmals gab es die Kredite für den Hauskauf auch ohne oder nur mit minimaler Anzahlung.

In Deutschland hingegen wird der Antrag auf ein Hypothekendarlehen sehr genau geprüft. Wer kein oder nur wenig Eigenkapital für eine Immobilienfinanzierung mitbringt, muss schlagkräftige Argumente in Form eines überdurchschnittlich guten Gehalts mitbringen. Darüber hinaus werden in die Prüfung andere Kredite und Verbindlichkeiten mit einbezogen, so dass genau berechnet werden kann, wie hoch die monatliche Belastung sein darf. Außerdem geraten deutsche Immobilienbesitzer nicht gleich wegen steigender Zinsen in Schwierigkeiten. Die Zinsen werden gerade in Zeiten niedriger Zinssätze, wie wir sie in den vergangenen Jahren hatten, langfristig festgeschrieben. Auch die Tilgungsraten sollten in einer Niedrigzinsphase höher gewählt worden sein, so dass ein eventueller Zinssprung bei der Anschlussfinanzierung verkraftet werden kann.

Natürlich fallen auch in Deutschland immer wieder Hypothekendarlehen aus und es kommt zu Zwangsversteigerungen. Dies hat aber ganz gewiss nichts mit der Immobilienkrise in den USA und den damit verbundenen Panikattacken an den Finanzmärkten zu tun. Ursachen sind in der Regel im Verlust des Arbeitsplatzes, einer Scheidung oder Überschuldung durch weitere Kredite zu suchen. Für Panik bei Eigenheimbesitzern gibt es also keinen Grund.

Quelle: ntv.de

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