Ratgeber

Schutz vor Covid-19 Das bei Jagd nach Impftermin beachten

Wer auf mehreren Wartelisten steht, sollte bei einer Zusage zumindest die anderen Terminanfragen stornieren.

Wer auf mehreren Wartelisten steht, sollte bei einer Zusage zumindest die anderen Terminanfragen stornieren.

(Foto: imago images/Political-Moments)

Die Impfpriorisierung ist gefallen. Viele werden nun auf Terminjagd gehen. Dabei sollten sie aber Fairness und Geduld zeigen, appellieren Experten. Und das ist gar nicht mal so schwer.

Beim Bemühen um einen Corona-Impftermin fahren viele Menschen mehrgleisig. Sie vereinbaren zum Beispiel einen Termin in einem Impfzentrum in mehreren Wochen, lassen sich zeitgleich auf Wartelisten von Arztpraxen setzen und hoffen vielleicht auch noch darauf, von ihrem Betriebsarzt geimpft zu werden.

Roland Stahl von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) findet so ein Vorgehen zwar verständlich, weil die Menschen so schnell wie möglich an einen Termin herankommen wollten. "Aber gerade vor dem Hintergrund der Solidarität ist es wichtig, dass man gebuchte Termine so früh wie möglich absagt, wenn man woanders schneller drankommt. Das ist nur fair, das gehört sich so", sagt der Sprecher der KBV.

Auch Wartelistenplätze sollte man rechtzeitig freigeben. Wer auf mehreren Wartelisten stehe, sollte bei einer Zusage zumindest die anderen Terminanfragen stornieren, sagt Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz - "wer im Rettungsboot sitzt, sollte nicht auch noch Plätze in anderen Rettungsbooten blockieren".

Geduld und Fairness sind Gebote der Stunde

Man muss sich vor Augen führen: Ein blockierter Termin kann häufig nicht mehr spontan anderweitig vergeben werden, so Stahl. Das bedeutet: Jemand anderes, der ihn annehmen würde, kommt nicht dran. "Dazu kommt, dass die Impfdosen für den Tag verplant sind und aufgezogen werden. Wer dann nicht kommt, riskiert, dass im schlimmsten Fall Impfstoff weggeworfen werden muss."

Gerade Impfzentren könnten nicht einfach jemanden anrufen und fragen, ob er oder sie ganz spontan vorbeikommen könnte. "Ärzte sind hier ein wenig flexibler, doch auch bei ihnen sollte man Termine, die man nicht wahrnehmen wird, frühzeitig absagen", sagt Stahl.

Sein Appell ist, Geduld zu haben. "Jeder, der geimpft werden will, wird geimpft werden, aber eben nicht sofort." Auch wenn nun die Impfpriorisierung gefallen ist, sei Impfstoff weiterhin knapp. "Geduld und Fairness sind Gebote der Stunde, und wenn wir die zeigen, dann klappt das auch."

Patientenschützer Brysch sieht die Aufhebung der Priorisierung kritisch. "Das Problem ist: Die Schnellen und Starken setzen sich durch, denn sie wissen, wie es geht." Viele Schwächere aus den Prioritätsgruppen, die teils immer noch keinen Impftermin haben, blieben auf der Strecke.

Dass Menschen sich auf drei, vier Wegen um einen Impftermin bemühen und manchmal auch vor Tricks nicht zurückschrecken, findet Eugen Brysch "überhaupt nicht verwunderlich". Das sei vorhersehbares Chaos bei so vielen Angeboten, verschiedenen Regelungen und einem Mangel an Impfstoffen.

Mehrere Optionen für Impfung

Mit Blick auf das Bemühen um einen Impftermin bietet der Patientenservice der KBV unter 116117.de eine gute Übersicht. Dort findet man direkt auf der Startseite einen Link zur Themenseite rund um die Corona-Impfung. Da gibt es dann Infos dazu, wer eigentlich impft. Zudem sind die einzelnen Terminbuchungsseiten für die Impfzentren der Länder verlinkt. Hier ist zu beachten: Manche Bundesländer haben in ihren Impfzentren weiterhin Priorisierungen nach Risikogruppen.

Eine weitere Option sind die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, bei ihnen fällt die Priorisierung bundesweit generell weg. Von ihnen impften mittlerweile mehr als 70.000 gegen Covid-19, sagt Stahl. "Das sind nicht nur Hausärztinnen und Hausärzte, sondern auch Mediziner anderer Fachrichtungen."

Erstmal in eigenen Praxen nachfragen

Wer sich bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten um einen Termin bemüht, sollte erstmal in den Praxen anfragen, in denen sie oder er bereits erfasst ist. "Bei anderen Ärzten würde ich zunächst noch nicht anrufen, da diese erstmal ihre eigenen Patienten priorisieren werden", rät Stahl.

Generell empfiehlt es sich, vor einem Anruf in der Praxis zunächst auf deren Website nachzuschauen, ob dort überhaupt geimpft wird, ob es Wartelisten gibt und wer sich dort eintragen lassen kann.

Digitale Plattformen wie doctena.com oder doctolib.de helfen zudem dabei, Impfärzte zu finden. Besonders in größeren Städten finden sich auf diesen Plattformen zuweilen schon einige Anlaufstellen.

Impfzentren

Trotz der generellen Öffnung der Corona-Impfungen für alle an diesem Montag halten einige Bundesländer in ihren Impfzentren am Vorrang für Risikogruppen fest. In Schleswig-Holstein, Hamburg und Bayern soll die Priorisierung dort vorerst bestehen bleiben. In Bremen arbeiten die Impfzentren die Vorranglisten zunächst weiter ab. Im Saarland sollen Menschen der bisherigen Priorisierungsgruppen dort nach wie vor vorrangig bei Terminen bedacht werden. In den übrigen Ländern endet auch in den Impfzentren die bisherige Impfreihenfolge.

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Impftermin über sofort-impfen.de

Wer keine Lust hat, immer wieder und manchmal stundenlang nach Terminen zu suchen, kann sich auch beim Portal sofort-impfen.de registrieren und möglicherweise so einen früheren Impftermin ergattern. Das Ziel der Non-Profit-Organisation ist es, Ärzte und Impfinteressenten kostenlos zusammenzubringen und zu vermeiden, dass Impfstoff verfällt. Nachdem man sich auf der entsprechenden Warteliste angemeldet und den Wunschimpfstoff ausgewählt hat, wird man automatisch per E-Mail benachrichtigt, sobald bei Ärzten in der Nähe Impfdosen zur Verfügung stehen. Sollten Zeitpunkt und Impfstoff den Wünschen des Bürgers entsprechen, kann dieser den vorgeschlagenen Termin bestätigen. Alle an dem Projekt Beteiligten arbeiten ehrenamtlich. Spenden sind willkommen und fließen in den Betrieb und die Verbesserung der Plattform sowie in die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes.

Betriebsärzte impfen ab sofort

Arbeitnehmer sollten gegebenenfalls bei ihrem Arbeitgeber nachfragen. Spätestens ab dieser Woche sollen dann alle Betriebsärzte bei den Corona-Impfungen einbezogen werden.Diese Woche erhielten die Betriebsärzte rund 700.000 Impfdosen. Das sei eine beträchtliche Zahl. Sie werde wachsen, wenn sich das Impfen einspiele, so Bundeswirtschaftsminister Altmaier. Er geht von rund drei Millionen Impfungen pro Monat durch Betriebsärzte bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie deren Familienangehörigen aus.

Quelle: ntv.de, awi/dpa

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