Wiederholungstäter am Werk Das ist die Mogelpackung des Monats
03.03.2021, 13:08 Uhr
Tja ...
(Foto: Verbraucherzentrale Hamburg )
Man kennt den Kniff. Der Preis bleibt gleich, der Inhalt reduziert sich. Verbraucher müssen also mehr Geld für ein Produkt ausgegeben. Gut, dass es die Verbraucherzentrale Hamburg gibt, die solcherlei Mogelei publik macht. So auch jetzt wieder.
In diesem Monat bekommt das Spülmittel Pril Original von Henkel den Titel "Mogelpackung des Monats" von der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) verliehen. Der Grund für den Negativpreis: Statt 750 beziehungsweise 500 Milliliter sind jetzt nur 675 beziehungsweise 450 Milliliter in einer Flasche. Die Preise sind bei vielen Händlern identisch geblieben, sodass unterm Strich das Produkt um 11 Prozent teurer wurde.
Doch nicht nur das Original ist betroffen, auch andere Sorten wie zum Beispiel Pril Kraft-Gel oder Pril Sensitive Aloe Vera fallen jetzt kleiner aus. Statt 500 Milliliter stecken in den kleineren Flaschen nur noch 450 Milliliter. Somit sind quasi alle Geschirrspülmittel der Marke Pril von der Füllmengenreduzierung betroffen. Der Preis im Handel variiert stark: Zwischen 1,21 Euro und 1,74 Euro lag die Spanne.
In seiner Stellungnahme an die VZHH verweist der Henkel-Konzern darauf, dass durch eine "Formelanpassung" mit dem neuen Pril 5+ "Fett und starke Verschmutzungen (...) dank spezieller Enzyme noch effizienter bekämpft" werden könnten.
Große Flaschen mit Wasser "gestreckt"
Doch die Antwort stellt die Verbraucherschützer nicht zufrieden. Sie argumentieren: Wenn die neue Reinigungsformel so viel besser wäre als die alte, wäre das doch ein nachvollziehbares Argument für die Käufer des Spülmittels. Der Konzern könnte ohne schlechtes Gewissen transparent über die Preiserhöhung informieren. Doch das Gegenteil ist der Fall.
Irritiert hat die VZHH auch, dass die große Flasche mit 50 Prozent mehr Inhalt im Handel meist zum gleichen Preis verkauft wird wie die kleineren Flaschen. Die großen Flaschen sind demnach mit Wasser "gestreckt", obwohl die Werbung zur Spülkraft für beide Größen auf der Flasche identisch ist. Laut Inhaltsangaben enthält etwa das Pril Kraft-Gel (450 ml) mehr Tenside und ist konzentrierter als das Pril Original (675 ml). Daraus ergeben sich auch unterschiedliche Anwendungshinweise. Henkel empfiehlt, beim Kraft-Gel 3 Milliliter auf 5 Liter Wasser zu verwenden, bei der großen Flasche der Sorte Original sind es 5 Milliliter. Wer sich ungefähr an die Vorgaben von Henkel hält, ist mit dem Konzentrat besser bedient. Man erzielt 150 statt 135 Anwendungen pro Flasche. Doch wer misst schon sein Spülmittel ab? Gibt man immer die gleiche Anzahl an Spritzern in das Waschwasser, schneidet natürlich die Flasche mit dem Original besser ab, obwohl die Spülleistung nicht die gleiche sein dürfte.
2012 noch 300 Spülgänge drin
Damit nicht genug, schon 2012 hat Henkel das Kraft-Gel "verdünnt": Statt 2 Millilitern Spülmittel sollte man laut Verbraucherzentrale 3 Milliliter für 5 Liter Wasser verwenden. Damals waren noch 600 Milliliter Pril in einer kompakten Flasche. Faktisch sind mit einer Flasche heute also nur noch halb so viele Spülgänge (150) möglich wie vor neun Jahren (300). Zusätzlich vergrößerte der Konzern damals die Ausguss-Tülle, damit Verbraucher unbemerkt mehr Spülmittel verwenden.
Verbraucher müssen sich häufig über versteckte Preiserhöhungen ärgern. Vorausgesetzt, sie entdecken diese auch. Die VZHH bietet die Möglichkeit, auf Produkte, mit denen Kunden derart (weniger Inhalt bei gleichem Preis) getäuscht werden, aufmerksam zu machen. Sie macht diese Produkte dann öffentlich und kürt sie zur Mogelpackung des Monats und des Jahres.
Quelle: ntv.de, awi