Ratgeber

Unverändert lecker? Das ist die Mogelpackung des Monats

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(Foto: Verbraucherzentrale Hamburg )

Man kennt das: Der Inhalt reduziert sich, der Preis steigt sogar. Verbraucher müssen mehr Geld für ein Produkt ausgegeben, ohne dies leicht zu erkennen. Gut, dass es die Verbraucherzentrale Hamburg gibt, die solcherlei Mogelei publik macht. So auch jetzt wieder.

In diesem Monat bekommen einige Kochsaucen von Homann den Titel "Mogelpackung des Monats" von der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) verliehen. Der Grund für den Negativpreis? Homann hat die Füllmenge einiger Kochsaucen von 500 auf 400 Milliliter reduziert. Gleichzeitig ist der Preis im Handel gestiegen, sodass sie auf einen Schlag um bis zu 88 Prozent teurer wurden. Zusätzlich hat der Hersteller die Rezeptur geändert. In zwei Fertigsaucen sind nun 30 Prozent mehr Zucker.

"Bald im neuen Design. Unverändert lecker", kündigte das Unternehmen Homann, das zur Unternehmensgruppe Theo Müller (Müllermilch) gehört, kürzlich auf den Gläsern seiner Kochsaucen an. Mittlerweile gibt es die Saucen in sechs verschiedenen Sorten. Aus den alten "Zigeuner Saucen" wurden eine "Paprika Sauce Balkan Art" und eine "Scharfe Paprika Sauce". Die "Jäger Sauce" heißt jetzt "Champignon Sauce"; drei weitere Saucen sind neu im Sortiment ("Curry Sauce", "Pfefferrahm Sauce", "Tomatenrahm Sauce").

Preiserhöhung von 88 Prozent

Blöd nur, dass das Unternehmen die Überarbeitung seines Sortiments genutzt hat, um auch die Füllmenge in den Saucen-Gläsern zu reduzieren. Statt 500 werden nur noch 400 Milliliter abgefüllt. Die Gläser sind im direkten Vergleich zwar etwas schlanker, doch so richtig klar wird einem der Schwund erst, wenn man die Füllmengen der alten und neuen Produkte miteinander vergleicht, bemängelt die VZHH.

Zudem ist auch der Verkaufspreis im Handel gestiegen. Bei Kaufland in Hamburg etwa kostete die alte Sauce noch 0,99 Euro, nun werden laut der Verbraucherschützer trotz weniger Inhalt 1,49 Euro fällig. Das entspricht einer Preiserhöhung von 88 Prozent. Ähnliche Aufschläge soll es bei Edeka, Netto und anderen Kaufland-Filialen in Deutschland geben. Teilweise soll der alte Preis hier bei 1,09 Euro gelegen haben, damit wären die Saucen heute 71 Prozent teurer.

Aber auch an der Rezeptur wurde geschraubt. Bei seinen beiden "Paprika Saucen" hat Homann den Zuckergehalt kräftig angehoben. Statt aus knapp 11 bestehen sie nun zu knapp 14 Prozent aus Zucker. Homann verzichtet neuerdings auf den Süßstoff Natriumsaccharin. Damit die Saucen weiterhin süß sind, braucht es rund 30 Prozent mehr Zucker.

Homann gibt sich zugeknöpft

Zu den versteckten Preiserhöhungen und den Rezepturänderungen wollte sich das Unternehmen gegenüber der Verbraucherzentrale nicht äußern. Homann teilte der VZHH mit, dass man nur direkt mit den Verbrauchern sprechen wolle. Doch es gibt Kunden, welche die Antwort von Homann der VZHH zur Verfügung gestellt haben. Und die liest sich wie folgt:

"Wir haben durch eigene Marktforschung herausgefunden, dass die Verbraucher bei Saucen eine Menge von 400 ml der Menge von 500 ml vorziehen. Das hat mit der demografischen Entwicklung in Deutschland zu tun, es gibt immer mehr kleinere und Single-Haushalte. Für diese ist 400 ml eine ideale Größe. Auch um Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken entspricht unser 400-ml-Glas aktuellen Bedürfnissen. Für die Paprika Saucen nutzen wir jetzt wie für unsere anderen Kochsaucen ein einheitliches Glas und ein einheitliches Verpackungsdesign. Das erleichtert Ihnen im Supermarkt das Finden der Produkte im Saucenregal.

Der Geschmack der Sauce hat sich nicht geändert. Allerdings wurde das Süßungsmittel durch Zucker ersetzt. Das macht sich geschmacklich nicht bemerkbar, entspricht aber dem Wunsch vieler Kunden."

Für die VZHH hört sich die "eigene Marktforschung" nach einer Ausrede an und gefragt hat Homann sicherlich auch nicht, ob Verbraucherinnen und Verbraucher bereit wären, für ein kleineres Glas 88 Prozent mehr zu bezahlen.

Verbraucher müssen sich häufig über versteckte Preiserhöhungen ärgern. Vorausgesetzt, sie entdecken diese auch. Die VZHH bietet die Möglichkeit, auf Produkte, mit denen Kunden derart (weniger Inhalt bei gleichem Preis) getäuscht werden, aufmerksam zu machen. Sie macht diese Produkte dann öffentlich und kürt sie zur Mogelpackung des Monats und des Jahres.

Quelle: ntv.de, awi

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