127 Prozent teurer! Das ist die Mogelpackung des Monats
02.03.2023, 10:37 Uhr
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(Foto: VZHH)
Der Preis bleibt gleich, der Inhalt oder die Leistung reduziert sich. Zum Teil drastisch. Mitunter wird das Produkt dazu leicht verändert. Nennt sich Mogelpackung. Diese macht die Verbraucherzentrale Hamburg regelmäßig publik. Beim aktuellen Fall verschlägt es den Verbraucherschützern fast die Sprache.
In diesem Monat bekommen die "Tuc Bake Rolls" des Lebensmittelkonzern Mondelez den Titel "Mogelpackung des Monats" von der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) verliehen. Der Snackartikel ist mehr als doppelt so teuer wie das Vorgängerprodukt "7 days Bake Rolls". Mithilfe eines Markenwechsels wurde für quasi das gleiche Produkt eine drastische Preiserhöhung von 127 Prozent durchgesetzt.
Diesen Monat ist die Mogelpackung des Monats ein ganz besonderer Fall. Bislang betrafen versteckte Preiserhöhungen immer ein und dasselbe Produkt einer Marke. Dabei wird in der Regel der Inhalt reduziert und der Preis bleibt gleich oder steigt sogar. Doch jetzt hat sich der Lebensmittelkonzern Mondelez etwas Neues einfallen lassen.
Neue Marke, satte Preiserhöhung
Etliche Verbraucher hatten sich bei der VZHH darüber beschwert, dass die "7days Bake Rolls" durch die "Tuc Bake Rolls" ersetzt wurden. Und zwar fast eins zu eins, denn die Sorten Meersalz, Knoblauch, Zwiebeln sowie Tomate & Olive gibt es jetzt bei Tuc genauso wie sie zuvor unter der Marke 7days verkauft wurden. Die weiteren Sorten Pizza und Sour Cream & Onion von 7days sind als Mini Bake Rolls der Marke Tuc erhältlich. Deshalb entspricht der Hinweis "Neu" auf der Verpackung von Tuc laut den Verbraucherschützern auch nicht ganz der Realität.
Aussehen, Rezepturen und Nährwerte der verschiedenen Bake Rolls sind quasi identisch und zwar für alle Sorten. Mal abgesehen davon, dass der Salzgehalt der "neuen" Bake Rolls etwas geringer ausfällt. Die Nährwerte für Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Eiweiß hingegen sind identisch. Auch die Zutatenliste ist unverändert. Sogar die Farben für das Branding hat man von der alten Marke übernommen.
Händler Rewe verkauft die "Tuc Bake Rolls" für 1,89 Euro pro 150-Gramm-Packung; die "7days Bake Rolls" kosteten in der 250-Gramm-Tüte noch 1,39 Euro. Der Preis für das Snackprodukt steigt also um 127 Prozent. Doch ohne das Wohlwollen der Händler wäre eine solche Preissteigerung nicht möglich. Zumindest von Rewe wissen die Verbraucherschützer, dass dort die Bake Rolls von 7days einfach durch die von Tuc ersetzt wurden. Das hatten etliche Verbraucher berichtet. Ob andere Supermärkte und Discounter folgen werden, ist bisher unklar.
Stellungnahmen von Mondelez und Rewe
Sowohl Mondelez als auch Rewe antworten auf konkrete Fragen der VZHH zu dieser Mogelpackung meist mit Allgemeinplätzen, aber ohne stichhaltige Informationen. Von Mondelez gab es keine Auskunft zur horrenden Preiserhöhung, der reduzierten Füllmenge und dem unverbindlichen Verkaufspreis (UVP). Zwischen den Zeilen bestätigt das Unternehmen zumindest, dass es Brotchips in Deutschland zukünftig nur noch unter der Marke Tuc geben wird:
"Die Marke 7 Days gibt es weiterhin. Mondelēz International hat sich jedoch entschieden, Snacking-Kompetenzen unter etablierten Marken stärker zu bündeln. Daher führen wir salzige Snacks wie Brotchips in Deutschland unter unserer Crackermarke Tuc."
Ähnlich sieht es bei Rewe aus. Auch da wurde zu der extremen Preiserhöhung und der Rolle des Unternehmens dabei nachgefragt.
"Wir sehen es als unsere Aufgabe, steigende Preise im Sinne unserer Kunden - wo möglich - einzudämmen. Wir können aber eine Inflation, wie wir sie aktuell erleben, weder ungeschehen machen noch alleine tragen. Natürlich machen sich die steigenden Kosten (Erzeugerpreise ebenso wie eigene Kosten) auch bei uns bemerkbar - die Rewe Group hat aber dieses Jahr allein in Deutschland schon einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag investiert, um die Preise für die Kundinnen und Kunden so stabil wie möglich zu halten."
Verbraucher müssen sich häufig über versteckte Preiserhöhungen ärgern. Vorausgesetzt, sie entdecken diese auch. Die VZHH bietet die Möglichkeit, auf Produkte, mit denen Kunden derart (weniger Inhalt bei gleichem Preis) getäuscht werden, aufmerksam zu machen. Sie macht diese Produkte dann öffentlich und kürt sie zur Mogelpackung des Monats und des Jahres.
Quelle: ntv.de, awi