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Shrinkflation in vollem Gange Das ist die Mogelpackung des Monats

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Die Flasche selbst ist schmaler geworden; der reduzierte Inhalt fällt nur im direkten Vergleich zur alten Mundspülung auf.

Die Flasche selbst ist schmaler geworden; der reduzierte Inhalt fällt nur im direkten Vergleich zur alten Mundspülung auf.

(Foto: VZHH)

Das Verkleinern der Portionierungsgrößen von Verbrauchsgütern oder das Abfüllen einer geringeren Menge, um Inflation zu verbergen, nennt sich Shrinkflation. Und die läuft aus dem Ruder, wie eine aktuelle Untersuchung von Warentest und der Verbraucherzentrale Hamburg zeigt.

Der Inhalt schrumpft, der Preis nicht: Immer häufiger verteuern Anbieter Produkte, indem sie in weitgehend gewohnter Verpackung weniger Inhalt verkaufen. Die für die Produktion der Marken gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten sollen an die Kundschaft weitergegeben werden, ohne dass die es merkt und gänzlich verprellt wird.

"Im ersten Halbjahr 2023 verzeichneten wir einen neuen Rekord an Beschwerden über Shrinkflation", sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH), die das Phänomen seit Jahren systematisch untersucht. Der Begriff Shrinkflation setzt sich aus dem englischen Wort "shrink" für "schrumpfen" und "Inflation" zusammen.

Mundspülung ist Mogelpackung des Monats

In diesem Monat bekommt die Listerine Mundspülung von Johnson & Johnson den Titel "Mogelpackung des Monats" von der VZHH verliehen. Auf den ersten Blick ist der Unterschied zwischen alter und neuer Flasche gar nicht erkennbar. Doch der Hersteller füllt nur noch 500 statt 600 Milliliter Mundspülung pro Flasche ab. Im Handel wird das Produkt teilweise teurer verkauft, sodass es zu einer Preiserhöhung von bis zu 33,5 Prozent kommt.

Die Flasche selbst ist schmaler geworden; der reduzierte Inhalt fällt nur im direkten Vergleich zur alten Mundspülung auf. Die Angabe der Füllmenge ist nicht mehr so gut sichtbar wie beim alten Verpackungsdesign. Der US-Konzern Johnson & Johnson verweist auf gestiegene Kosten und erklärt gegenüber der Verbraucherzentrale, dass mit dem reduzierten Inhalt auch die unverbindliche Preisempfehlung herabgesetzt wurde.

Weitere Beispiele der VZHH und der Stiftung Warentest zeigen, wie stark sich diverse Produkte verteuert haben:

  • Das Kakaopulver Suchard Express schrumpft von 500 auf 400 Gramm und ist damit 25 Prozent teurer.
  • Beim Eis am Stiel von Milka und Oreo finden sich nicht nur ein Stück weniger im Karton, sondern bei jedem ist auch noch das Gewicht geschrumpft. Das bedeutet: 48 Prozent beziehungsweise 63 Prozent Preissteigerung.
  • Das Duschgel Duschdas Sport hat weniger Inhalt und wird gleichzeitig teurer - plus 22 Prozent.

Inflation für Lebensmittel im Juli 2023 bei 11 Prozent

"Die meisten der von uns gezeigten Beispiele übertreffen bei Weitem die Inflationsrate", sagt Ina Bockholt von der Stiftung Warentest. Die Inflation lag für Lebensmittel im Juli 2023 bei 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Laut VZHH hat der Trend bereits 2022 begonnen: Vom ersten auf das zweite Halbjahr hatten sich die bestätigten Fälle fast verdoppelt. Fiel das Phänomen früher überwiegend bei klassischen Marken auf, sind inzwischen öfter auch Discounter- und Biomarken betroffen.

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Illegal ist die Praxis der Hersteller in der Regel zwar nicht, aber äußerst intransparent. Die Inhaltsänderung wird oft versteckt oder verschleiert, teils wird sie auch kommuniziert - aber so, als wäre es ein Vorteil: "New Size" heißt es dann oder "Neue Form für feineren Genuss".

Verbraucher müssen sich häufig über versteckte Preiserhöhungen ärgern. Vorausgesetzt, sie entdecken diese auch. Die VZHH bietet die Möglichkeit, auf Produkte, mit denen Kunden derart (weniger Inhalt bei gleichem Preis) getäuscht werden, aufmerksam zu machen. Die VZHH macht diese Produkte dann öffentlich und kürt sie zur Mogelpackung des Monats und des Jahres.

Quelle: ntv.de, awi

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