Ratgeber

Bombengeschäft für Versicherer Fallen bei Hausratpolicen

Mit dem Verkauf von Hausratversicherungen machen die Assekuranzen richtig Kasse. Um den Kunden das Rundum-Sorglos-Gefühl zu geben, werden Pauschaltarife angeboten, die nur wenig mit der Realität beim Kunden zu tun haben.

Es gibt Versicherungen, die für die Versicherer wenig lukrativ sind. Hierzu gehört beispielsweise die Kfz-Versicherung. Die Versicherer liefern sich hier eine Preisschlacht und die Kunden profitieren. Für die Versicherungsgesellschaften bedeutet dies, dass sie in diesem Bereich hohe Verluste einfahren.

Ganz anders ist dies bei der Hausratversicherung. Nach Angaben des Versicherungsanlysehauses Map Report haben die Hausratversicherungen den deutschen Assekuranzen in den vergangen zehn Jahren einen Gewinn in Höhe von rund 3,4 Milliarden Euro eingebracht. Dabei gehört die Hausratversicherung eher zu den Kann-Policen, wo man sich genau überlegen sollte, ob man sie überhaupt braucht.

Zum Hausrat gehören Möbel, technische Geräte, Kleidung, Wertsachen, Schmuck und auch Bargeld – also alles, was sich im Haus befindet aber nicht Bestandteil des Gebäudes ist. Entscheidend ist, wie hoch der Wert dieser Gegenstände ist. Die Versicherer machen ein ganz gutes Geschäft damit, dass sie in ihren Pauschaltarifen von einer Versicherungssumme in Höhe von 650 Euro pro Quadratmeter ausgehen. Der Hausrat einer 120 Quadratmeter großen Wohnung ist also mit einer Summer in Höhe von 78.000 Euro versichert. Im Gegenzug versprechen die Versicherer einen Unterversicherungsverzicht.

Kein Pauschaltarif

Jetzt mag man als Kunde denken, die Wohnungsgröße stimmt vielleicht, aber der Wert des Hausrats beträgt niemals 78.000 Euro. In diesem Fall kann man natürlich auch eine niedrigere Versicherungssumme vereinbaren. Wer jetzt beispielsweise eine Versicherungssumme in Höhe von 60.000 Euro gewählt hat, muss allerdings berücksichtigen, dass er im Falle einer Unterversicherung immer nur 80 Prozent des entstandenen Schadens erhält. Das gilt auch, wenn die Schadenssumme nur 10.000 Euro beträgt. In diesem Fall würden nur 8000 Euro von der Versicherung ausgezahlt. Deshalb lassen sich viele Kunden auf den Pauschaltarif mit Unterversicherungsverzicht und einer eventuell zu hohen Versicherungssumme ein.

Diese sorgenfreie Art der Hausratversicherung klingt verlockend. Doch Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten (BdV) findet sie zu pauschal: "Gerade in Großstädten und auf dem Dorf komme ich mit dieser Formel nicht hin." Wer zum Beispiel ein riesiges Haus mit nur wenig Hausrat besitzt, zahle bei der Pauschalisierung zu viel. Hortet jemand dagegen in einer kleinen Wohnung teure Möbel oder Schmuck, könne die Versicherungssumme den Schaden unter Umständen nicht abdecken.

Ermittlung der Versicherungssumme

Rudnik rät daher, die Versicherungssumme selbst zu ermitteln und den Neuwert aller Gegenstände im Haus aufzuschreiben. Zimmer für Zimmer sollten alle Werte aufgelistet werden. "Dabei kommt es auf ein paar hundert Euro nicht an, die Größenordnung muss stimmen", erklärt Rudnik. Nützlicher Nebeneffekt: Eine vollständige Liste des Hausrates hilft im Schadensfall auch, sich an alles zu erinnern, was sich über die Jahre angesammelt hat.

Ebenso hilfreich ist es, Kopien von Kassenbelegen oder am besten gleich Fotos der ganzen Wohnung feuersicher oder an einem anderen Ort aufzubewahren. "Auch bei einem Schaden sollte man alles dokumentieren", rät Rudnik. Dabei helfen Fotos, Videos und Zeugen. Wichtig sei außerdem: "Die Sachen niemals entsorgen, bevor sich der Versicherer ein Bild vom Schaden gemacht hat".

Die Hausratversicherung kommt in der Regel für Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel, Einbruch und Vandalismus auf. Die Versicherung zahlt den Wiederbeschaffungswert der Gegenstände. Für die Versicherten ist in diesem Zusammenhang ganz wichtig, dass bei einem Schaden die Hausratversicherung den Neuwert des Gegenstands ersetzt. Der Neuwert ist jedoch nicht gleichbedeutend mit dem Kaufpreis: Der Versicherte erhält so viel Geld, dass er einen gleichwertigen Gegenstand zu aktuellen Preisen erwerben kann.

Hausrat außer Haus

Wird das Auto aufgebrochen und daraus das Handy gestohlen, könnte die Hausratversicherung das Handy ersetzen. Dann darf es aber nicht sichtbar im Auto gelegen haben.

Wird das Auto aufgebrochen und daraus das Handy gestohlen, könnte die Hausratversicherung das Handy ersetzen. Dann darf es aber nicht sichtbar im Auto gelegen haben.

(Foto: GerdaB., Pixelio.de)

Übrigens müssen sich die Gegenstände, die versichert sind, nicht zwangsläufig in der eigenen Wohnung befinden. Wurde beispielsweise im Hotelzimmer eingebrochen und es fehlen Wertsachen, kann der Schaden auch der Hausratversicherung gemeldet werden. Gleiches gilt, wenn Fahrräder innerhalb der Hausratpolice mitversichert sind, zahlt diese natürlich nicht nur, wenn das Fahrrad in der heimischen Garage gestohlen wurde, sondern auch, wenn es angeschlossen in der Stadt gestohlen wurde.

Allerdings sperrt sich der Versicherer, wenn aus dem Haus oder der Wohnung Dinge gestohlen wurden, weil ein Fenster oder eine Tür offenstand. Vorraussetzung für eine Versicherungsleistung ist, dass der Täter gewaltsam oder mit hohem Risiko eingedrungen sein muss. Gleiches gilt für Hausrat, der sich nicht in den eigenen vier Wänden befunden hat.

Vergleichsrechner - Hausratpolicen

Quelle: ntv.de

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