Eine sechs vor dem Komma Festgeldnepp aus Amsterdam
23.08.2007, 10:26 UhrVon Alexander Klement
Zugegeben – dass wir hier in Deutschland Angebote für Festgeld mit einem Zinssatz jenseits der sechs Prozent gesehen haben, ist schon ganz schön lange her. Festgeld hört sich erst einmal seriös an. Deshalb haben wir auch nicht gleich aufgelegt, als der Anruf eines Mitarbeiters von Monroe Direct aus Amsterdam kam. Vollmundig wurde da für 6,1 Prozent für Festgeldeinlagen geworben.
Da wir in der Regel vorurteilsfrei sind, haben wir uns das Produkt näher angeschaut. Gleich vorweg, der zweite Blick hat sich nicht gelohnt. Doch zu den Fakten. Außer dem Zins werden erst mal weitere Werbebotschaften in den Mittelpunkt gerückt: Keine Gebühren, frei wählbarer Anlagebetrag ab 5000 Euro, fester Zinssatz für die gewählte Laufzeit. Für Festgeld also das Übliche.
Unterschiedliche Risikoklassen
Die Zinssätze sind zum einen gestaffelt nach Laufzeit (ein bis fünf Jahre) und zum anderen nach Anlagebetrag (ab 5000, 25.000 und 50.000 Euro). Dabei wird nach dem einfachen Schema verfahren: Je höher der Anlagebetrag und je länger die Laufzeit, desto üppiger fällt der Zinssatz aus. Etwas verdutzt dürfte der kaufbereite Investor allerdings sein, dass die Tabellen mit Zinssätzen, Laufzeiten und Anlagebeträgen drei Mal hintereinander folgen und drei Mal unterschiedliche Konditionen angeboten werden. Die Überschriften unterscheiden sich nur minimal im Namen. Da ist von FG 100, FG 80 und FG 50 die Rede. Eine Erläuterung sucht man allerdings vergebens.
Eine alte Investmentregel besagt, je höher die Renditechance desto höher das Risiko. Aber wie kann Festgeld in verschiedenen Risikoklassen angeboten werden? Gar nicht – jedenfalls wenn man darunter den in Deutschland üblichen Duktus der Banken versteht. Festgeld ist für deutsche Banken eine Spareinlage, die zu 100 Prozent sicher ist – jedenfalls so lange die Bank nicht insolvent wird. Selbst dann wären die Gelder der Anleger bei den meisten deutschen Banken durch den Einlagensicherungsfonds geschützt. Das Risiko ist also fast gleich null.
Trügerische Bezeichnung
Wer Festgeld in diesem Sinne sucht, wird bei Monroe Direct nicht fündig. In etwas eigenartiger Weise wird zwar auf deren Internetseite erklärt, dass es seit 1998 in der EU die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken gibt, die immerhin eine Geldanlage in Höhe von 20.000 Euro pro Person zu 90 Prozent absichert. Direkt im Nachsatz wird jedoch erklärt: "Monroe Direct Festgeld-Verträge sind nicht über einen Einlagensicherungsfonds abgesichert." Stattdessen stehen den Einlagen der Kunden Bankausfallbürgschaften gegenüber.
So kommen auch die unterschiedlich hohen Zinssätze unter gleichen Rahmenbedingungen zustande. Bei FG 100 stehen den Geldanlageverträgen Bankausfallbürgschaften in Höhe von 100 Prozent gegenüber, bei FG 80 sind es 80 Prozent und bei FG 50 sind es 50 Prozent.
Fazit: Vom Namen "Festgeld" sollte man sich nicht täuschen lassen. Laut Monroe Direct wird das von Anlegern eingesammelte Geld in "Projekte" investiert. In punkto Sicherheit ist in diesem Zusammenhang von "Nicht- bzw. Schlechtlieferungen hinsichtlich der Fertigstellung und/oder Abnahme der Projekte" die Rede. Es scheint sich also um Investments in Immobilien zu handeln, die dem Anlagebetrag gegenüberstehen. Für eine einjährige Anlage, die voll durch eine Bankbürgschaft abgesichert sein soll, zahlt Monroe Direct erst ab 50.000 Euro Anlagebetrag vier Prozent Zinsen. Da bieten selbst über ein Dutzend deutsche Kreditinstitute mehr. Selbst wer 25.000 Euro fünf Jahre anlegen möchte, findet gleiche Konditionen auch bei deutschen Anbietern. Von Monroe Direct Festgeld-Verträgen sollten Sie also besser die Finger lassen.
Quelle: ntv.de