Ratgeber

Lieber prassen als sparen? Fragwürdiges Rentenmodell

Ein beliebtes Argument für Einkaufsexzesse lautet: "Einer muss ja die Volkswirtschaft ankurbeln." Angesichts der schwächelnden Binnennachfrage ist diese Begründung durchaus plausibel. In Zukunft können Freunde des Kaufrauschs ihr Verhalten aber auch mit Verweis auf die eigene Altersvorsorge rechtfertigen. "Shoppen für die Rente" heißt es ab sofort beim Discounter Plus. Dort wird nämlich das neue Altersvorsorgeprodukt von ARAG, Ontos und der RheinLand Versicherungsgruppe mit dem Namen "Deutschland Rente" vertrieben.

Dahinter verbirgt sich eine Kombination aus Rentenversicherung, Kreditkarte und Bonusprogramm. "Noch nie war Altersvorsorge so einfach", verspricht die Werbung, doch daran kann man seine Zweifel haben. Auf den ersten Blick erscheint das ganze jedenfalls etwas unübersichtlich. Der Kern der Deutschland Rente ist eine fondsgebundene Rentenversicherung. Dabei zahlt man mindestens 19,90 Euro monatlich in den UBS Global Allocation Funds ein, einem Mischfonds mit globaler Ausrichtung. Seit der Einführung in Deutschland im Jahr 2004 ist sein Wert um fast 11 Prozent gestiegen. Für eine aussagekräftige Bewertung ist der Fonds allerdings noch nicht lange genug am Markt. Dass zumindest die eingezahlten Beiträge garantiert sind, mag manchen beruhigen. Stirbt der Versicherte bevor er die Rente in Anspruch nimmt, bekommen die Hinterbliebenen die gesparte Summe ausgezahlt.

Kosten drücken Rendite

Wie gut der UBS-Fonds letztlich abschneidet, wird sich zeigen. Aus Verbrauchersicht bringen fondsgebundene Rentenversicherungen aber ein generelles Problem mit sich: sie sind vergleichsweise teuer. So schmälern Abschluss-, Vertriebs- und Verwaltungskosten die Rendite.

Sehr viel preiswerter ist da die zweite Komponente des Deutschland Rentenpakets: die Kreditkarte. Die Master Card von Santander kostet in den ersten beiden Jahren gar nichts, danach überschaubare fünf Euro pro Jahr. Und sie soll sogar Geld einbringen: Zahlt man mit der Kreditkarte, wird ein halbes Prozent des Umsatzes auf dem Rentenkonto gutgeschrieben. Das sind bei 100 Euro Umsatz ganze 50 Cent. Wer 1000 Euro ausgibt, hat immerhin die Kartengebühr wieder drin. Für 100 Euro extra muss man sich shoppingtechnisch schon sehr ins Zeug legen und 20.000 Euro umsetzen.

Bonus von den Partnershops

Am besten man nutzt dafür die Partnershops, die am Deutschland Renten-Bonusprogramm teilnehmen. Unter den 180 kooperierenden Unternehmen finden zahlreiche Mobilfunkanbieter, auch Reiseveranstalter, Drogerien und Modemarken zahlen Boni bis zu zehn Prozent aufs Rentenkonto, wenn man bei ihnen einkauft. Geld gibt es allerdings nur für Umsätze, die online über das Deutschland Renten-Einkaufsportal getätigt wurden. Und wie bei allen Kundenkarten gilt auch hier: immer auch die Konkurrenzangebote vergleichen. Denn der Bonuspartner muss nicht der günstigste sein.

Fazit: Auch wenn das Marketing die Deutschland Rente als Revolution der privaten Altersvorsorge verkauft - gewartet hat man auf die Konsumrente nicht unbedingt. Echte Tücken birgt das Konzept zwar nicht, doch die Vorteile halten sich in Grenzen. Finanziell lohnt sich das ganze am ehesten für Kaufsüchtige. Wer etwas für seine Rente tun möchte, sollte auf jeden Fall auch andere Angebote prüfen und sich genau überlegen, ob eine fondsgebundene Rentenversicherung erste Wahl ist. Und so ehrenhaft es auch sein mag, durch privaten Konsum die Konjunktur anzukurbeln: für die eigene Rente ist eine hohe Sparquote doch die bessere Wahl.

Quelle: ntv.de

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