Ratgeber

Ausbildungsplatzsuche Für viele könnte es eng werden

Krise, Abschwung, Rezession - diese Worte bestimmen seit längerem die Nachrichten. Die einen können sie schon nicht mehr hören, den anderen machen sie immer mehr Angst. Schulabgänger hatten schon bessere Zeiten für die Lehrstellensuche. Aber sie sollten sich nicht einschüchtern lassen: "Es gibt immer noch Chancen auf einen Ausbildungsplatz", sagt Knut Böhrnsen von der Arbeitsagentur in Hamburg. Wer noch zum kommenden Ausbildungsjahr eine Stelle haben will, muss jetzt allerdings Gas geben.

Viele große Unternehmen haben die Ausbildungsplätze für 2009 längst vergeben. Aber noch ist nicht alles gelaufen. Viele kleinere Betriebe warten die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Halbjahr ab, bis sie entscheiden, wie viele Stellen für Azubis sie anbieten. Deswegen rät Thilo Pahl vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin nicht nur, sich bei der Bewerbung noch mehr anzustrengen als sonst, sondern auch, Durchhaltevermögen zu entwickeln. Auch wenn die ersten Bewerbungen nicht erfolgreich waren, kann es bei den nächsten durchaus noch klappen.

Weniger Ausbildungsplätze

Einfacher ist es in diesem Jahr sicher nicht: Nach dem jüngsten Berufsbildungsbericht ging die Zahl der abgeschlossenen Verträge schon im vergangenen Ausbildungsjahr um 9600 auf 616.000 zurück. Allerdings gab es erstmals seit langem am Schluss mehr unbesetzte Plätze als unversorgte Bewerber. Nach Einschätzung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn dürfte die Zahl der Ausbildungsplätze 2009 wegen des Abschwungs auf 598.000 bis 559.000 sinken. Für viele Bewerber heißt das: Es könnte eng werden.

"Die erste Botschaft lautet aber: Man darf sich von der Krise auf keinen Fall entmutigen lassen", sagt Thilo Pahl. "Wir haben ein Konjunkturproblem, aber keine Ausbildungskrise." Insgesamt wird zwar mit einem Minus bei der Zahl der Ausbildungsverträge gerechnet. "Aber es gibt auch einen Rückgang bei den Bewerbern", sagt Tanja Nackmayr von der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA). "Damit haben wir im Moment ein günstigeres Verhältnis von gemeldeten Stellen zu Bewerbern als in den Jahren zuvor."

Garantien gibt es nicht

Knut Böhrnsen rät, angesichts der Wirtschaftsflaute bei der Berufswahl nicht als erstes zu gucken, wie es einer betreffenden Branche aktuell geht: "Wenn ich mich für einen bestimmten Beruf interessiere und die Voraussetzungen dafür mitbringe, dann sollte ich mich durch vermeintlich schlechte Wirtschaftsdaten nicht abschrecken lassen." Im Gegenteil, unter Umständen könne es sogar taktisch klug sein, gerade nicht dem allgemeinen Trend zu folgen. "Und man weiß sowieso nie, wie eine Firma in drei Jahren dasteht. Eine Garantie gibt es nirgendwo."

In der Regel sei es so, dass ein Betrieb, der ausbildet, auch einen gewissen Bedarf an Nachwuchskräften hat. Böhrnsens Ratschlag lautet deshalb: "Man sollte sich nicht beirren lassen. Wer einen ganz konkreten Berufswunsch hat, der soll den auch verfolgen."

Gegen den Trend bewerben

Das schätzt Thilo Pahl ähnlich ein: Auch in Unternehmen, die wie in den exportorientierten Branchen derzeit besonders unter Auftragseinbrüchen leiden, könne man sich ruhig um einen Ausbildungsplatz bewerben. Allerdings zählt in diesem Jahr noch mehr als sonst, beim Bewerben flexibel zu bleiben, weil es dumm wäre, sich weiter auf einen Beruf zu versteifen, auch wenn man lauter Absagen bekommt: "Man sollte schon gucken, was es rechts und links davon gibt", sagt Böhrnsen.

"Über den Tellerrand gucken" nennt Thilo Pahl das. "Es gibt vielleicht eine ganze Reihe anderer Berufe, die auch für mich in Betracht kommen." Und viele Branchen suchten geradezu nach Azubis: "Banken und Versicherungen gehören dazu und auch das Gastgewerbe. Da gibt es noch viele offene Stellen." Erfahrungsgemäß würden zum Beispiel im Nahrungsmittelhandwerk Bewerber gesucht, sagt Tanja Nackmayr von der BDA.

Und wenn es trotz allem lange Zeit so aussieht, als ob nichts geht, kann sich Durchhalten auch auf den letzten Metern noch auszahlen: Selbst wer im September - nach Beginn des offiziellen Ausbildungsjahres - noch keine Stelle hat, habe Chancen, im Rahmen der so genannten Nachvermittlung eine zu bekommen, sagt Thilo Pahl. Zu resignieren und sich schon früh mit einer nicht-betrieblichen Ausbildung zufrieden zu geben, sei deshalb keine gute Empfehlung.

Quelle: ntv.de

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