Weniger Kosten, mehr Leistungen Gesundheitstourismus nimmt zu
04.05.2010, 12:18 UhrImmer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit, sich im EU-Ausland ärztlich versorgen zu lassen. Dabei spielen geringere Kosten oft eine entscheidende Rolle. Doch auch die Verknüpfung mit einer Urlaubsreise ist für die Deutschen attraktiv.

Der Zahnersatz aus dem Ausland ist zwar in aller Munde, eine viel größere Rolle spielen allerdings Heilmittelbehandlungen und Kuren.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Gesundheitstourismus der Deutschen nimmt zu. Das ist das Ergebnis einer Studie, die auf einer umfangreichen Stichprobe der Techniker Krankenkasse (TK) beruht. Die Krankenkasse wertete dabei Fragebögen von 15.540 Mitgliedern aus.
Bereits im Jahr 2003 fand eine Befragung von 2100 Mitgliedern statt. Damals gaben weniger als sieben Prozent der Befragten an, eine geplante Behandlung im EU-Ausland in Anspruch genommen zu haben. Inzwischen entscheiden sich 40 Prozent der TK-Mitglieder bewusst für eine EU-Auslandsbehandlung. Dabei bezahlt der Versicherte in der Regel eine Privatrechnung. Die Kosten werden von der deutschen Krankenkasse geprüft und bis zu dem Betrag erstattet, der auch für eine entsprechende Behandlung in Deutschland angefallen wäre.
Senioren an der Spitze
Besonders häufig betreiben Senioren über 60 Jahren Gesundheitstourismus. Fast 80 Prozent der TK-Mitglieder, die eine Behandlung im EU-Ausland planen, fallen in diese Altersgruppe. 76 Prozent sind Rentner, weitere 13 Prozent sind Angestellte. Relativ deutlich zeigt die Studie, dass es sich oft um TK-Mitglieder handelt, die über ein geringes Einkommen verfügen. Mehr als die Hälfte müssen mit einem Bruttoeinkommen von weniger als 1500 Euro klarkommen, ein weiteres Drittel verdient zwischen 1500 und 2500 Euro brutto.
Eine wichtige Motivation für die Behandlung im EU-Ausland ist daher die Kostenersparnis bei Leistungen, die von der gesetzlichen Krankenversicherung nicht übernommen werden (33 Prozent), oder Einsparungen bei Zuzahlungen (24 Prozent). 45 Prozent der Befragten gaben an, dass sie mit der Behandlung gleichzeitig eine Urlaubsreise verbinden. Um insgesamt Kosten zu sparen waren die Länder Tschechien, Ungarn, Polen und Italien besonders beliebt. Immerhin zehn bis elf Prozent der TK-Mitglieder gab an, dass sie bei der geplanten Behandlung im EU-Ausland auf der Suche nach besserer Qualität, besserem Komfort oder neuen Behandlungsverfahren waren.
Heilmittel und Kuren gefragt
Bedingt durch das relative hohe Alter der Gesundheitstouristen rangieren Heilmittel wie Massagen, Krankengymnastik, Chirogymnastik, Inhalation, Bäder sowie Wärme- und Kälteanwendungen, die mit einer Zuzahlung verbunden sind, ganz oben auf der Behandlungsliste. Dahinter folgen direkt komplette Kuren. 70 Prozent der TK-Mitglieder gaben als Grund für die Behandlung Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes an. Mit weitem Abstand folgen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (15 Prozent), des Atmungssystems (8 Prozent) sowie Zahnerkrankungen (7 Prozent).
Unterm Strich herrschte nach erfolgter Behandlung Zufriedenheit bei der Mehrheit der TK-Mitglieder. Fast die Hälfte gab an, dass sie etwas oder sehr viel zufriedener mit den Behandlungen im EU-Ausland im Vergleich zu denjenigen in Deutschland waren. Allerdings wollten 20 Prozent sich zu diesem Thema nicht äußern. Gründe für eine zufriedenstellende Behandlung waren kürzere Wartezeiten, höflichere Betreuung, geringere Kosten, eine als besser empfundene Behandlungsqualität und der Eindruck, dass die behandelnden Ärzte unter geringerem Zeitdruck standen.
Quelle: ntv.de