Exotische Zeichen Immer mehr lernen Chinesisch
28.08.2007, 06:55 UhrAuf Europäer wirken sie exotisch und kompliziert: chinesische Schriftzeichen. Die Sprache ist mit ihren tausenden Schriftzeichen nicht gerade einfach - trotzdem wollen immer mehr Menschen Chinesisch lernen.
"Die Nachfrage boomt", sagt Beate Blüggel, Referentin für Sprachenmarketing beim Deutschen Volkshochschulverband in Bonn. Mit dem ökonomischen Wachstum in China ist auch das Interesse an Sprache und Kultur aus dem Reich der Mitte gestiegen. Im Jahre 2002 belegten bundesweit rund 5000 Menschen einen Chinesisch-Kurs an der Volkshochschule. Drei Jahre später waren es bereits doppelt so viele.
Französisch viel leichter
"Die Sprache ist ungefähr doppelt so schwer wie Französisch", sagt Andreas Guder, Bundesvorsitzender des Fachverbandes Chinesisch. Das Sprechen sei noch verhältnismäßig einfach. "Nach 100 Unterrichtsstunden kann man schon eine Menge", meint Guder. Auch mit der Grammatik gebe es keine Probleme, weil es im Chinesischen keine Veränderungen von Wörtern wie in europäischen Sprachen gibt. Schwierig sei vielmehr die Schrift. Die beherrsche der Sprachschüler selbst nach 500 Stunden noch nicht. "Erst nach zwei Jahren Intensiv-Studium ist er in der Lage, Texte auf dem Niveau eines Zwölfjährigen zu lesen", erklärt der Wissenschaftler.
Eine Besonderheit im Vergleich zu europäischen Sprachen sind die Tonhöhen. Eine Silbe könne in vier verschiedenen Varianten ausgesprochen werden. Jede dieser Tonhöhen gebe einem Wort dabei einen anderen Sinn. Das Wort Schanghai etwa sei zum einen die Bezeichnung für die berühmte Hafenstadt. Andererseits sei das Wort aber auch die Bezeichnung für "verletzen". "Bei fallendem Ton auf der ersten Silbe und tiefem auf der zweiten ist die Stadt gemeint, bei hohem Ton auf der ersten Silbe und fallendem auf der zweiten heißt es 'verletzen'", erklärt der Sinologe.
An der Vermittlung hapert es noch
Derzeit macht Guder noch Defizite beim Lernen aus: "In Deutschland hat man sich noch nicht damit beschäftigt, wie die Sprache richtig vermittelt wird", gibt er zu bedenken. So sei es beispielsweise problematisch zu wissen, wann man sich bei jemandem in China entschuldigen muss. "Auf Fehler wird meist nicht hingewiesen. Es wird erwartet, dass der Betroffene seine Verfehlung selbst erkennt und korrigiert." Auf diese Weise bleibe ihm die Schmach des Gesichtsverlusts erspart. Derzeit würden in Berlin Vorbereitungen zum bundesweit ersten Lehramtsstudiengang Chinesisch getroffen.
Auch in der deutschen Wirtschaft spielt China eine immer größere Rolle. Besonders in Hamburg bildet der Handel mit dem 1,3 Milliarden Einwohner zählenden Land einen Schwerpunkt. "In der Hansestadt sind inzwischen über 650 Firmen im China-Geschäft tätig", sagt Heinz Dickmann, stellvertretender Geschäftsführer der Handelskammer in Hamburg. Und die Tendenz sei steigend.
Quelle: ntv.de