Schnäppchen in Spanien? Immobilienmarkt bröckelt
15.05.2008, 07:42 UhrOb Ferienwohnung oder Finca - wer in den letzten Jahren eine Immobilie in Spanien kaufen wollte, musste reichlich Geld ausgeben. Zwischen 1996 und 2006 legten die Preise um 200 Prozent zu. Die Nachfrage löste einen beispiellosen Bauboom aus: Allein im vergangenen Jahr entstanden in Spanien 600.000 neue Wohnungen, in keinem anderen Land der EU wurden auch nur annähernd so viele gebaut. Doch das Überangebot und die steigenden Zinsen setzen dem spanischen Markt seit einigen Monaten zu. Der Verkauf von Wohnungen ist drastisch zurückgegangen, weil die Käufer abwarten. "Den Interessenten fehlt Liquidität, weil die Banken zurückhaltender geworden sind und die Hypotheken einschränken", hat Laura Argent festgestellt. Sie arbeitet für die Immobiliengesellschaft Habitat. Dort reagiert man auf die Krise nicht nur mit angeboten zum Probewohnen, sondern auch mit großzügigen Preisnachlässen.
Lage wird noch wichtiger
Einen generellen Preisverfall hat Immobilienexperte Miguel Hernndez aber nicht festgestellt. Was jetzt zählt, ist die Lage. Siedlungen in den Zentren und mit guten Verkehrsanbindungen seien weniger gefährdet. "Hart trifft aber es die Viertel, die in den vergangenen Jahren auf der grünen Wiese entstanden sind." Diese würden stark in Mitleidenschaft gezogen, meint Hernndez und prognostiziert: "Deren Absatzprobleme werden sehr sehr lange anhalten."
Bei einem Blick auf die Preise scheint die Krise jedoch erst zu beginnen. Denn im europäischen Vergleich ist das Preisniveau immer noch hoch. So wird eine 120 Quadratmeter-Wohnung am Rande eines Gewerbegebiets, 25 Kilometer vom Zentrum Madrids entfernt, für 450.000 Euro angeboten - der Rabatt ist da schon eingerechnet. Ein Schnäppchen ist das nicht gerade.
Marktbereinigung an den Küsten
Doch wie sieht es an den Küsten aus? Am Mittelmeer und Atlantik entstanden ebenfalls Hunderttausende Wohnungen und Häuser. Das Ende des Immobilienbooms ist auch hier spürbar. Doch auch hier ist vor allem die Lage entscheidend. Die Unternehmer mit langer Erfahrung im Markt reden nicht einmal von Krise, sondern von einer Bereinigung des Marktes. So sieht Carlos Borho von Oliva Nova Immobilien keine Gefahr für die gesamte Baubranche: "Nur diejenigen, die in den letzten Jahren in den Markt eingestiegen sind, werden aufgeben."
Jedoch zwingt das große Angebot an der Küste auch die alten Hasen zum Nachgeben. Unternehmen, die jetzt immer noch im Geschäft sind, seien auch bereit, über den Preis zu reden, meint Borho. Eine Einschätzung, die Fernando Encinar von Spaniens führendem Immobilienportal Idealista.com ebenfalls beobachtet. "Der Immobilienmarkt an der Küste ist der erste, der die Abkühlung zu spüren bekam. Die Preisnachlässe sind zum Teil sehr groß." Wer sich schon immer ein Domizil an Spaniens Küsten wünschte, sollte jetzt also die Augen offenhalten.
Quelle: ntv.de