Fotografien als Anlage Investieren in Kunstfonds
18.02.2008, 08:16 UhrDer Wiener Fotogalerist Johannes Faber hält Fotografien für eine gute Anlage. Als Beispiel zeigt er die Fotografie einer russische Tanzgruppe, die 1925 in Wien gastierte, von Rudolf Koppitz. Es handelt sich um einen Vintage-Abzug, der Abzug ist also ungefähr zur gleichen Zeit entstanden wie das Negativ. Zu erkennen ist das am Papier, das typisch für die 20-er Jahre ist, sowie dem Blind- und dem Atelierstempel.
"Der momentane Wert dieser Fotografie liegt bei 125.000 Euro", berichtet Faber. "Sie wurde aber auch schon für 160.000 Euro versteigert." Von diesem Bild gibt es etwa 30 Originalabzüge, deren Wert beständig gestiegen ist. 1982 konnte man die Bewegungsstudie noch für 4000 Dollar ersteigern.
Knappes Angebot bedeutender Werke
Johannes Faber hat sich mit dem Sammler Alexander Spuller und dem Private Banker Friedrich Kiradi von Merit Alternative Investments zusammengetan. Gemeinsam haben sie den "Art Photography Fund" gegründet, einen Kunstfonds, der in Fotografien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts investiert.
Spuller ist von dem Konzept überzeugt. "Fotografen aus dieser Periode haben in der Regel nur wenige Abzüge gemacht, und zwar für kleinere Ausstellungen, bekannte Fotografen und Freunde. Denn damals gab es noch keinen ernsthaften Markt für Kunstfotografien. Aus diesem Grund haben wir ein knappes Angebot von relativ bedeutenden Werken."
Immer mehr Museen würden mittlerweile Fotografien sammeln, weiß Faber, auch Privatsammlungen gehörten dazu. Auch Kiradi hält Fotografien für eine gute Anlage. "Es gibt einen Kunstfotografie-Index, der einen Eindruck davon vermittelt, was preislich möglich ist", sagt er. Dort haben Fotografien in den letzten 30 Jahren zwischen 13 und 14 Prozent pro Jahr erzielt. Kiradi: "Auch wir stellen unseren Investoren bei verhaltener Volatilität eine zweistellige Rendite in Aussicht."
Dass Fotografien im Wert steigen, bestätigen Kunstsachverständige. Auktionshäuser wie Sothebys versteigern nicht nur Malerei, sondern längst schon Fotografien - auf eigenen Autionen. Gallus Pesendorfer von Sotheby's Wien kennt sich aus: "In den letzten zehn, zwanzig Jahren sind die Preise für Fotografie gestiegen, in den letzten Jahren sogar sehr stark." Während der Anteil am Umsatz auf dem Kunstmarkt vor zwei Jahrzehnten noch im Promillebereich gelegen habe, betrage er heute etwa zwei Prozent. Das Interesse der Käufer am Medium Fotografie sei eindeutig gestiegen.
Vier Faktoren beachten
Für den Art Photography Fund wollen die drei Wiener Top-Werke berühmter Fotografen kaufen, wie zum Beispiel ein Foto des Amerikaners Eisenstaedt von 1945, eine Studie des Rumänen Constantin Brancusi oder den Sonnenuntergang von Edward Weston, alles Ikonen der klassischen Fotografie. Diese Bilder erzielen zwar keine Millionenbeträge wie zeitgenössische Fotografien, dafür sind diese Künstler seit langem etabliert und quasi alte Meister der Fotografie.
"Gerade die klassische Moderne ist ein Gebiet, das sehr wertbeständig ist", meint Pesendorfer. "Aber man muss auf die Qualität achten, auf die Seltenheit, den Zustand und natürlich die Provinienz." Würden diese vier Faktoren berücksichtigt, könne man sicher sein, ein wertbeständiges Objekt gekauft zu haben, dass im günstigsten Fall auch noch im Wert steige.
Trotzdem sei die Anlage in Kunstfonds immer mit einem Risiko verbunden, so der Sotheby-Experte. Mit einer Mindesteinlage von 70.000 Euro richtet sich der Art Photography Fund eher an institutionelle Anleger.
Übrigens : Wer sich in den Fonds einkauft, kann ausgewählte Fotos auch bei sich zu Hause oder im Büro aufhängen.
Quelle: ntv.de