Sparkassen machen Ernst Kein Bares mit der Visa-Karte
30.01.2009, 10:21 UhrBargeldbeschaffung kann bekanntlich ziemlich teuer werden, wenn man an fremden Automaten abhebt. Kunden bestimmter Direktbanken haben es da gut: Mit ihrer Visa-Karte können sie sich überall bedienen, kostenlos. Das kartenausgebende Institut überweist dafür bis zu 1,74 Euro an die auszahlende Bank. Zu wenig, sagen die Sparkassen. Jetzt drohen sie, ihre Verträge mit dem Kreditkartenunternehmen kündigen, berichtet die "Frankfurter Rundschau" am Freitag. Die Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe habe die Kündigung bereits "offiziell rausgeschickt", sagte ein Vertreter der Bank dem Blatt. Die Kreissparkasse Heilbronn rechne "in den kommenden Tagen" mit einem entsprechenden Beschluss, sagte ein Mitglied des Vorstands.
Rechtlich abgesichert
Die Sparkassen sind erbost darüber, dass Direktbanken wie ING Diba, Volkswagenbank oder DKB kaum Kosten für die Bargeldversorgung ihrer Kunden, und damit einen Wettbewerbsvorteil haben. Die Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben rund 44.000 Automaten aufgestellt, von denen die Visa-Kunden fremder Institute profitieren - noch. Schon im vergangenen Jahr hatten zahlreiche Sparkassen ihre Geldautomaten für Visa-Kunden mehrerer Direktbankenkunden gesperrt, kamen damit aber vor Gericht meist nicht durch. Schließlich haben die Banken Verträge mit Visa. Durch die Kündigung dieser Verträge, wie jetzt offenbar in Dinslaken geschehen, können Sparkassen und Genossenschaftsbanken ihren Boykott auf rechtlich sichere Beine stellen.
Gelassene Reaktion
Die ING-Diba gibt sich angesichts der ersten Kündigung aus dem Lager der Sparkassen gelassen. "Das beunruhigt uns in keiner Weise, hier handelt es sich nur um wenige Automaten, die uns verlorengehen", sagte ein ING-Diba-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Es sei fraglich, ob die Kündigung eines Vertrags mit Visa im Interesse der Kunden einer Sparkasse sei. Diese müssten nach einer Kündigung nämlich ihre Kreditkarten zurückgeben.
Es sei schwer nachvollziehbar, dass die Sparkassen von den Direktbanken höhere Gebühren für Abhebungen haben wollten, sagte der ING-Sprecher. Die internen Kosten der Sparkassen für eine Abhebung beliefen sich auf 60 Cent. Bei der bisherigen Gebühr von 1,74 besteht bereits "eine beträchtliche Gewinnspanne". Insofern sei es nicht wahr, dass sich für die Sparkassen die Abhebungen von Fremdkunden mit Visa-Karten nicht rechne.
Der Sparkassenverband hält dem entgegen, dass sich "die Kostensituation von Haus zu Haus" anders darstellt. Zudem sei es auch Sicht der Institute auch nachvollziehbar, "wenn sie ihr System nur für Fremdkunden öffnen, wenn sie im Gegenzug ein ähnliches Angebot erhalten", sagte die DSGV-Sprecherin. Die Direktbanken investierten kaum in ein eigenes Automaten- oder Filialnetz, wollten aber die Infrastruktur der Sparkassen gegen günstige Gebühren nutzen. Außerdem würden teils extrem hohe Gebühren fällig, wenn Sparkassen-Kunden mit EC-Karten an den Automaten von Direktbanken abheben wollten.
Quelle: ntv.de