Ratgeber

Klima-Abgabe für Flieger Moderner Ablasshandel


Die Idee der freiwilligen Klima-Abgabe fürs Fliegen ist nicht neu. Trotzdem hält Pressesprecher Oliver Aust das Easyjet-System für innovativ. Immerhin frage sein Unternehmen den Kunden direkt bei der Buchung, ob er die Klima-Abgabe leisten wolle, und nicht versteckt auf einer Webseite.

"Ein weiterer Unterschied ist, dass wir ausschließlich von den Vereinten Nationen zertifizierte Projekte unterstützen", sagt Aust. "So weiß der Passagier genau, was mit seinem Geld geschieht." Außerdem gebe es keine Mittelsmänner , und Easyjet die Verwaltungskosten bei der Weiterleitung der Klimaabgaben auf fünf Prozent drücken.

Rund 1000 Easyjet-Kunden entscheiden sich europaweit täglich für die Klima-Abgabe. Das sind zwei Prozent aller Easyjet-Buchungen. Genau darüber können sich die Passagiere auf der Internetseite von Easyjet informieren. Nach der Flugauswahl wird auf der folgenden Seite automatisch der anfallende Co2-Ausgleich angezeigt. Hier steht auch, wem das Geld zu Gute kommt. Im Moment ist dies ein Wasserkraftprojekt in Ecuador. Mit einem Klick auf den "Co2-Ausgleich" wird der Betrag zum Ticketpreis addiert.

Fluggesellschaften: Den Klimaschaden klein rechnen

Mit durchschnittlichen 4,50 Euro für einen Hin-und Rückflug in Europa ist also auch der Klimaschutz bei Easyjet billig - zu billig für die deutsche Klimaschutzorganisation Atmosfair. Auch sie bietet Fliegenden eine freiwillige Abgabe an. 2006 konnte sie so 210.000 Euro einsammeln. Der Hintergrund: Atmosfair setzt die Abgas-Menge pro Flug wesentlich höher an und errechnet daraus eine dreimal höhere Abgabe als Easyjet. Atmosfair-Geschäftsführer Dietrich Brockhagen erklärt die den Unterschied: "Fluggesellschaften wie Easyjet haben ein Interesse daran, den Schaden, den das Fliegen für die Atmosphäre erzeugt, möglichst klein zu rechnen. Deswegen tendieren sie dazu, nicht die volle ökologische Wahrheit zu sagen."

Denn Kurzstreckenflüge stehen ganz oben auf der Liste der Klimasünden. Atmosfair zieht im Vergleich zu Easyjet bei der Abgaben-Berechnung alle schädlichen Abgase von Flugzeugen mit ein, beispielsweise auch die Effekte durch Kondensstreifen. Easyjet dagegen berücksichtigt nur den direkten CO2-Ausstoß durch das Flugzeug.

Beim Fliegen werden mit allen berücksichtigten klimawirksamen Nebeneffekten 369 Gramm Kohlendioxid pro Person und Kilometer ausgestoßen. Das ist ein Vielfaches von anderen Verkehrsmitteln. Denn ein Auto braucht im Schnitt 144 Gramm pro Kilometer, Fernzüge 52 Gramm und der Reisebus sogar nur 32 Gramm.

Gut fürs Gewissen, aber nicht fürs Klima

Für den Klimaexperten Karl-Otto Schallaböck nützt die freiwillige CO2-Abgabe in erster Linie dem schlechten Umweltgewissen, nicht aber dem Klima: "Man muss sich klar machen, dass eine einzelne Urlaubsreise ins Mittelmeer die Umwelt fast im gleichen Maß belastet, als würde man das ganze Jahr Auto fahren", sagt er. Die freiwillige Abgabe diene dem Klima nur insofern, als dass sie auf ein Problem aufmerksam mache, mit dem man sich auseinander setzen müsse.

Quelle: ntv.de

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