Junge Fahrer richtig versichern Policen-Preise drücken
18.03.2008, 11:42 UhrDer Traum von der Fahrt im ersten eigenen Auto und die Höhe des Kontostandes - das sind gerade bei Fahranfängern zwei Dinge, die oft nicht zusammenpassen. Zum einen sind die finanziellen Mittel junger Menschen meist begrenzt. Zum anderen ist das Autofahren speziell für Führerscheinneulinge auch eine durchaus teure Sache. Das gilt nicht allein für die Fahrzeuganschaffung oder die Kraftstoffpreise: Vor allem sind es die Versicherungen, deren hohe Prämien fast schon eine Strafe darstellen. Mittlerweile allerdings gibt es einige Möglichkeiten, auch in jungen Jahren ein Fahrzeug vergleichsweise günstig zu versichern.
Dass Versicherungen von Fahranfängern hohe Beiträge verlangen, hat vor allem damit zu tun, dass junge Autofahrer eine bekannte Risikogruppe darstellen. Gerade junge Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren sind überproportional gefährdet. So waren nach Angaben des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) im Jahr 2005 insgesamt 20 Prozent der Verunglückten im Straßenverkehr 18 bis 24 Jahre alt. Die Altersgruppe stellt aber nur etwa acht Prozent der Gesamtbevölkerung. Bei den tödlich Verunglückten ist der Anteil der 18- bis 24-Jährigen doppelt so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung. Alle sechs Minuten verunglückt demnach statistisch gesehen ein 18- bis 24-jähriger Mensch im Straßenverkehr, alle acht Stunden führen die Folgen eines Unfalls zu einem Todesfall in dieser Altersgruppe.
Beitragssatz von 230 Prozent
"Die Versicherung ist für Fahranfänger neben der Anschaffung des Autos einer der teuersten Posten", bestätigt Maximilian Maurer vom ADAC. Das wiederum gilt vor allem dann, wenn der unerfahrene Autofahrer ohne weitere Nachfrage zu einer Versicherung geht und dort einfach seine Unterschriften auf die Papiere setzt. "Dann wird der Fahranfänger automatisch in die Klasse Null eingestuft, was einem Beitragssatz von 230 Prozent entspricht", sagt Beate-Kathrin Bextermöller von der Stiftung Warentest.
Wird dann noch berücksichtigt, dass die Beiträge von Versicherer zu Versicherer verschieden sind, kann solche Unachtsamkeit zu teils erstaunlich hohen Kosten führen. Aus einem Test der Stiftung Warentest resultiert, dass ein 19-jähriger Fahranfänger mit 230 Prozent Beitragssatz bei der günstigsten Versicherung 1660 Euro gezahlt hätte. Am anderen Ende der Skala lag ein Beitrag von 4646 Euro. Allerdings nur, wenn der Versicherte sein Auto als einziger Fahrer genutzt hätte - würde er auch Freunde an das Lenkrad lassen, wären 6210 Euro fällig gewesen.
Der Unterschied zwischen Alleinfahrer und der Möglichkeit, Freunde ans Lenkrad zu lassen, zeigt aber auch, dass es heute Wege gibt, den Beitrag zu senken. "Einige Versicherer bieten günstigere Einstufungen an, wenn der Fahranfänger Erfahrungen auf dem Mofa oder Moped vorweisen kann, auch das sogenannte begleitete Fahren kann zu besseren Einstufungen führen", so Beate-Kathrin Bextermöller.
Günstigere Einstufungen möglich
Je nach Versicherer gibt es verschiedene Dinge, die eine bessere Einstufung ermöglichen. Das gilt zum Beispiel auch, wenn der Fahranfänger ein zusätzliches Fahrsicherheitstraining absolviert, bei dem er mehr über den richtigen Umgang mit dem Fahrzeug in gefährlichen Situationen lernt. Die Teilnahme kann zu einer Einstufung mit 140 statt der sonst üblichen 230 Prozent führen.
"Ein Fahrtraining kostet in der Regel zwischen 80 und 120 Euro", sagt Jochen Lau, Referatsleiter Aus- und Weiterbildung des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR). Nicht immer muss der Anfänger dieses Geld jedoch aus eigener Tasche aufbringen. "Auszubildende haben in vielen Fällen die Möglichkeit, dass die gesetzlichen Unfallversicherer günstigere Konditionen bieten oder die Kosten übernehmen." Ob diese Möglichkeit besteht, lässt sich schnell herausfinden: "Man sollte im Betrieb einfach mal den Ausbilder fragen."
Daneben gibt es aber auch heute noch die klassischen Wege für sparsame Fahranfänger: "Man muss das erste Auto nicht selbst versichern, es kann auch zum Beispiel auf einen Elternteil zugelassen werden", sagt ADAC-Sprecher Jochen Oesterle. Der Nachteil: Die Beitragssätze sind dann zwar geringer, der Fahranfänger selbst sammelt jedoch keine schadensfreien Jahre an, die später seine eigenen Beitragssätze reduzieren.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Versicherer, die einen bei den Eltern "erfahrenen" Rabatt später anrechnen. Außerdem besteht zum Teil - ebenfalls je nach Versicherer - die Möglichkeit, dass der Fahranfänger mit 140 Prozent und eigenem Fahrzeug beginnt, wenn die Eltern bei dem Anbieter ebenfalls ein Auto versichert haben.
Selbst informieren und nachhaken
Es existieren also mehrere Möglichkeiten, die Beiträge schon am Anfang des Autofahrerlebens niedrig zu halten. Eines haben all diese Tarife jedoch gemeinsam: Die wenigsten Versicherer werden den Neukunden von sich aus auf die entsprechenden Angebote aufmerksam machen. "Es ist ratsam, sich vorab zum Beispiel im Internet über die Angebote zu informieren. So wird man früh sensibilisiert und kann in etwa einschätzen, ob ein Angebot günstig ist oder nicht", sagt Beate-Kathrin Bextermöller.
Und es gibt auch noch eine gute Nachricht: Die Abschreckungstaktik der Versicherer mit hohen Einstiegsprämien wird mittlerweile überdacht. "Manche Versicherung denkt um und empfängt den Fahranfänger als Kunden freudig", so Bextermöller. Denn auch aus einem jungen Führerscheinneuling wird einmal ein erfahrener Verkehrsteilnehmer, der vielleicht gerade deswegen bei seiner Versicherung bleibt, weil diese ihn in den Anfängen mit günstigen Beiträgen unterstützt hat.
Quelle: ntv.de