Ratgeber

Richtig auswandern Tschüs Deutschland

Deutschland ist ein Auswanderungsland. Das belegen die Zahlen des Statischen Bundesamtes. 145.000 Deutsche packten 2005 endgültig ihre Koffer und versuchen ihr Glück im Ausland. Damit kehren mehr Bundesbürger Deutschland den Rücken, als sich Menschen hierzulande anmelden.

Mit telegenen Naturburschen geht die Schweiz auf Nachwuchsfang: Obwohl schon seit Jahren das beliebteste Auswanderungsziel der Deutschen, lässt die Alpenrepublik nicht locker und buhlt mit emotionalen Werbespots speziell für junge Frauen seit einiger Zeit vor allem um den auswanderungswilligen Nachwuchs der Nachbarn. Fast 10.000 Deutsche bezogen 2005 ihren neuen Schweizer Wohnsitz; eine Verdreifachung innerhalb von fünf Jahren.

Noch weiter südlich zieht es Matthias Bollen, um den zu vielen Berliner Regentagen zu entfliehen: Barcelona wird seine neue Heimat sein, der neue Job und die neue Wohnung in der Katalanischen Metropole sind bereits gefunden. Auch seine Freundin kommt mit. In wenigen Wochen erfüllt sich damit ein lang gehegter Traum. "Ich war nach dem Abitur für ein halbes Jahr in Madrid. Da habe ich die spanische Lebensart schon sehr genossen. Seitdem habe ich den Traum im Hinterkopf, nach Spanien zu gehen", erzählt Bollen.

Nichts dem Zufall überlassen

Er wollte nichts dem Zufall überlassen und hat sich im Vorfeld ausgiebig über sein neues Heimatland Spanien informiert. Geholfen haben ihm dabei auch die Experten des Raphaels-Werks, das seit mehr als 135 Jahren Auswanderungswilligen mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Gründe für das zunehmende Interesse an solchen Beratungen kennt auch Christina Busch vom Raphaels-Werk: "Es hat sehr viel mit der Situation auf dem Arbeitsmarkt Deutschland zu tun. Menschen, die von Jobverlust bedroht sind oder ihren Job schon verloren haben, suchen oft im Ausland nach einer neuen Perspektive."

Doch je konkreter die Planung wird, umso mehr Stolpersteine legen sich in den Weg der Auswanderungswilligen. Die Checklist für den erfolgreichen Absprung ins neue Traumland ist lang. Intensivsprachkurse, eine deutsche Schule für die Kinder am neuen Arbeitsort und vieles mehr. Hinzu kommt der Test der neuen Heimat unter Alltagsbedingungen. Das ist mitunter harte Arbeit und siebt die vielen Illusionen des Arbeitens unter Palmen rechtzeitig aus. "Einige Länder wie zum Beispiel Australien oder Neuseeland haben sehr komplexe Einwanderungsgesetze. Man kann also nicht einfach den Koffer packen und losziehen, sondern man braucht entsprechende Visa, um dort überhaupt arbeiten zu können", erläutert Busch.

Ersparnisse helfen

Auch ausreichende Ersparnisse sind beim Abbruch der Zelte in Deutschland nicht hoch genug einzuschätzen. Denn was tun, wenn die viel versprechende Arbeitssuche plötzlich in monatelange Arbeitslosigkeit ausufert und im neuen Heimatort noch keine Ansprüche auf Arbeitslosengeld bestehen. Hier wird der Vorteil für diejenigen deutlich, deren neuer Wohnsitz innerhalb der EU liegt: Denn in EU-Ländern wird Arbeitslosengeld dann gezahlt, wenn in Deutschland Ansprüche bestehen.

Ebenfalls zu beachten ist das komplexe Feld der Sozialversicherung. Experten raten hier, sich die Zeiten, in denen Beiträge gezahlt wurden, schriftlich bestätigen zu lassen. Das erleichtert die Neuversicherung im Ausland. Durch den Abschluss von kostenpflichtigen Anwartschaften hält man sich die Rückkehr in die deutschen Rentenversicherungssysteme erst einmal offen.

Der Mut zum Auswandern ist alterslos. Für den Traum vom Eigenheim fernab von Deutschland ist es nie zu spät.

Quelle: ntv.de

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