Ratgeber

Krankenkassen-Modelle Weniger Kosten, mehr Komfort

15,5 Prozent zahlen gesetzlich Krankenversicherte seit Anfang des Jahres, für die meisten ist das mehr als vorher. Mehr Leistung habe ihnen das bislang allerdings nicht gebracht, kritisieren Verbraucherschützer. Sie raten dazu, Wahltarife noch einmal auf ihren Nutzen hin zu prüfen: Die etablierten Hausarzt-Modelle zum Beispiel können mehr Vorteile bringen als nur den Erlass der Praxisgebühr. Ab Mitte des Jahres müssen alle Kassen ihren Patienten diese Wahlmöglichkeit anbieten.

"Die Hausarzt-Programme sind gar nicht mehr so langweilig - gerade unter dem Stichwort Zwei-Klassen-Medizin ist da heute Musik drin", sagt Dörte Elß von der Verbraucherzentrale Berlin. So versprechen manche Modelle zum Beispiel, dass der Hausarzt dem Patienten beim Facharzt einen Termin besorgt. "Oft lässt sich die Praxisgebühr für Teilnehmer sparen - das ist für viele interessant." Auch zusätzliche Sprechstunden abends oder am Wochenende sind denkbar.

Regeln für beide Seiten

Der Patient verpflichtet sich mit der Teilnahme allerdings auch dazu, bestimmte Regeln zu befolgen. Er bindet sich per Vertrag an einen Hausarzt, der ihn bei Bedarf an einen Facharzt überweist, erläutert die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in Berlin. Termine bei Augen-, Zahn- und Frauenärzten sind ausgenommen.

"Es kann Bestandteil des Modells sein, dass der Hausarzt für mich Termine beim Facharzt vereinbart", sagt Daniela Hubloher von der Verbraucherzentrale Hessen. Nachteile könnten sich für Patienten bei einem Hausarzt ergeben, der "nicht gern überweist", sagt sie. "Wir bekommen immer wieder die Rückmeldung, dass Hausärzte zu spät überweisen", ergänzt Judith Storf von der Unabhängigen Patientenberatung.

Auch das dürfte ein Grund sein, weshalb Ärzte für das Anbieten eines Hausarzt-Programms besondere Qualitätsanforderungen erfüllen müssen. Sie schließen einen Vertrag mit der Kasse. Voraussetzung ist unter anderem die Teilnahme an Qualitätszirkeln zur Arzneimitteltherapie und an Fortbildungen zu "hausarzttypischen Behandlungsfehlern", zählt die KBV auf.

Mehraufwand oder Komfort?

Die Experten raten, eine Teilnahme genau abzuwägen: Wer ein schweres, spezifisches Leiden hat, bindet sich besser nicht unbedingt an den Hausarzt. Solche Patienten sind im Chroniker-Programm besser aufgehoben. Denn für sie führt der Weg zum Facharzt im Hausarzt-Modell zwingend über den Hausarzt - das macht mehr Arbeit als nötig. Außerdem begrenzen die Programme die freie Arztwahl.

Gerade Patienten, die häufig wegen unterschiedlicher Leiden behandelt werden, können dagegen besonders stark profitieren: "Ein guter Hausarzt gibt Orientierung und Vertrauen. Er erklärt die Diagnose des Facharztes, er dolmetscht. Und er kann zielgerichtet weiter verweisen", sagt Storf.

Viele Tarife bieten auch einen größeren Umfang regelmäßiger, kostenfreier Vorsorgeuntersuchungen, erklärt die KBV. "Beim Punkt Erweiterte Vorsorge sollten sich Patienten zum Beispiel erkundigen, ob sie alle zwei Jahre oder einmal im Jahr eine kostenfreie Vorsorge erhalten", rät Richter - "zum Beispiel das Hautkrebs-Screening".

Quelle: ntv.de

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