Hessen Vogelgrippe in Hessen - was heißt das für Bauern und Bürger?
24.10.2025, 10:58 Uhr
Erst Tausende tote Schweine und nun erreicht die Vogelgrippe Hessen. Die Herausforderungen für Kommunen und Tierhalter sind groß. Wie geht es nun weiter?
Groß-Gerau (dpa/lhe) - Auf Hessens Höfen stehen den Tierhaltern die Sorgenfalten auf der Stirn. Erst die Afrikanische Schweinepest, jetzt kommt auch noch die Vogelgrippe hinzu und in Südhessen sind nach dem Nachweis der Blauzungenkrankheit Teile von einer Sperrzone betroffen. "Die Tierseuchensituation ist für viele hessische Landwirte äußerst besorgniserregend, da sie nur zu einem geringen Teil zu beeinflussen ist", sagte eine Sprecherin des hessischen Bauernverbandes auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie ist die Situation?
Vor gut einem Jahr wurden im südhessischen Kreis Groß-Gerau die ersten Fälle von Afrikanischer Schweinepest bestätigt. Seither wurden mehr als 2.200 Kadaver oder Kadaverteile positiv auf die Schweinepest getestet. Betroffen sind nicht nur Wildschweine, sondern auch Schweinehalter. Die Angst vor einer Ausbreitung ist real. Das Land plant an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen 60 Kilometer Festzaun, um eine Ausbreitung nach Mittel- und Nordhessen zu verhindern. Dort waren tote Wildschweine schon in Grenznähe positiv getestet worden. Der Kampf gegen die für Menschen ungefährliche, aber für Schweine fast immer tödliche Infektion, wird wohl noch lange dauern.
Jetzt gibt es auch in Hessen eine erste Bestätigung für die Vogelgrippe, wieder im Kreis Groß-Gerau. Sie ist auch eine Gefahr für Geflügelhalter. Bei einem Fall auf einem Hof muss der Bestand gekeult werden, wie es in anderen Bundesländern bereits geschehen ist. Der Naturschutzbund Nabu Hessen geht von einer schnellen Ausbreitung aus. Das tödliche Ausmaß in der Kranichpopulation sei möglicherweise so groß wie nie.
Welche Regionen liegen in der Sperrzone?
Nach dem Bekanntwerden einer Infektion der Blauzungenkranheit im Ortenaukreis in Baden-Württemberg liegen Teile der Kreise Bergstraße und Odenwald in der Sperrzone. Das Landwirtschaftsministerium rät zum Impfen der Bestände. Im vergangenen Jahr hätten Infektionen mit dem Virus zu hohen Verlusten in hessischen Schaf- und Rinderhaltungen geführt.
Was bedeutet die Tierseuche für die Höfe?
Sie können nach Angaben des Bauernverbandes nur die Sicherheit und Hygiene beeinflussen. "Jedoch können viele Faktoren nicht beeinflusst werden, was eine Art Ohnmachtsgefühl auslösen kann: Krankheitsausbrüche bei Wildtieren und entsprechende Sperrzonen mit Auflagen, Eintrag in den eigenen Bestand durch Wildtiere oder Insekten, Ausbruch bei einem Betrieb in der Umgebung und dadurch entstehende Sperrzonen mit massiven Einschränkungen." Umso wichtiger sei es, dass die Regierung die Nutztierhalter mit der Bewältigung der finanziellen Folgen der Tierseuchen nicht alleine lasse.
Was ist wegen der Vogelgrippe zu tun?
Die Vogelgrippe, auch Geflügelpest genannt, ist eine hochansteckende und bei vielen Vogel- und Geflügelarten rasch tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Ehemals war das Virus im Zusammenhang mit dem Vogelzug nur während der kalten Jahreszeit hierzulande präsent. Mittlerweile gibt es das ganze Jahr hindurch Nachweise, wenn auch mit saisonalen Schwankungen.
Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) empfiehlt als Schutzmaßnahme die schnelle Entfernung von Wildvogel-Kadavern durch Expertenteams, um weitere Infektionen vor allem von Aasfressern wie Krähen, Raben, Seeadlern oder Füchsen zu vermeiden. Die Bevölkerung solle Kontakte mit erkrankten oder verendeten Wildvögeln meiden, hieß es.
Geflügelhaltern wird dringend empfohlen, Kontakte des Geflügels zu Wildvögeln zu minimieren und so das Risiko einer Einschleppung der Krankheit zu verhindern. Auch wenn die Gefahr einer Übertragung auf den Menschen gering ist, sollte man dem Nabu zufolge die Tiere keinesfalls anfassen und Hunde von ihnen fernhalten.
Wie steht es um die Tierhaltung in Hessen?
Die Bestände an Rindern und Schweinen sinken dem Bauernverband zufolge zwar seit Jahren tendenziell. "Auswirkungen vermuten wir insbesondere durch die Schweinepest auf südhessische Schweinebestände (massiver Rückgang) sowie durch die Blauzungenkrankheit auf die Schaf- und Rinderbestände im Jahr 2024." Hingegen nehmen die Geflügelbestände und die Anzahl der gehaltenen Tiere jährlich zu. Das sei einmal auf den deutlich gestiegenen Verzehr von Eiern zurückzuführen, aber auch auf die gestiegene Nachfrage nach Geflügelfleisch.
Wie sind die Behörden auf den Ausbruch vorbereitet?
"Die hessischen Behörden sind krisenerprobt, die Experten im Landwirtschafts- und Umweltministerium, in den Regierungspräsidien und in den Veterinärbehörden der Kreise und kreisfreien Städte arbeiten intensiv und gemeinsam an der Bekämpfung der Tierseuchen und dass die Auswirkungen für die Betroffenen so gering wie möglich gehalten werden können", heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium. In den vergangenen Jahren habe es bereits Ausbrüche in Geflügelhaltungen in Hessen gegeben, daher ist ein entsprechendes Vorgehen im Falle eines Ausbruchs bereits geübt.
Quelle: dpa