Fotos werfen neue Fragen auf Djokovic hatte im Dezember Corona, sagen Anwälte
08.01.2022, 10:11 Uhr
Djokovic betritt am 15. November den Platz bei den ATP-Finals in Paris - laut Anwälten noch ohne zweite Infektion.
(Foto: imago images/Shutterstock)
Ist das die Wende in der Posse um Tennis-Superstar Novak Djokovic? Seine Anwälte erklären vor Gericht, dass der Serbe im Dezember mit dem Coronavirus infiziert gewesen sei. Daran bestehen Zweifel. Und ob dies für eine Einreise reicht oder nicht, soll am Montag entschieden werden.
In der Affäre um Tennis-Superstar Novak Djokovic haben seine Anwälte bei einer gerichtlichen Anhörung erklärt, der Serbe sei im Dezember zum zweiten Mal mit dem Coronavirus infiziert gewesen. "Das Datum des ersten positiven Tests war der 16. Dezember", sagten die Vertreter Djokovics laut den vom Gericht veröffentlichten Dokumenten. Bislang hatte Djokovic sich nicht zu einer möglichen Infektion geäußert. Auch über seinen Impfstatus hatte er bisher geschwiegen.
Der 34-jährige Serbe befindet sich weiterhin in einem Abschiebehotel in Melbourne und wartet auf eine gerichtliche Entscheidung über seine mögliche Einreise nach Australien. Djokovic war am Mittwoch die Einreise verweigert worden. Der Fall zieht weltweite Aufmerksamkeit auf sich.
In den Gerichtsdokumenten argumentieren seine Anwälte, dass Djokovic am 30. Dezember eine "medizinische Ausnahmegenehmigung" des Tennisverbands Tennis Australia erhalten habe. Diese gelte für ungeimpfte, aber kürzlich genesene Personen, deren Erkrankung mindestens 14 Tage zurückliege und die in den letzten 72 Stunden keine Symptome aufweisen. Die Genehmigung sei von dem Verband erteilt und von einer unabhängigen Expertenkommission des Bundesstaates Victoria begutachtet worden.
Dem Titelverteidiger der Australian Open war eine Ausnahmegenehmigung für die Teilnahme an dem ersten Grand Slam des Jahres erteilt worden. Allein das hatte in Australien, das nur geimpften Personen die Einreise erlaubt, für große Empörung gesorgt. Die Lage eskalierte, nachdem die australischen Behörden Djokovic die Einreise am Flughafen verweigert hatten. Sie begründeten dies mit unzureichenden Belegen. Der Grand-Slam-Rekordsieger habe "keine angemessenen Nachweise für die Erfüllung der Einreisebestimmungen" vorgelegt.
Wer sagt die Wahrheit?
Australiens Ministerpräsident Scott Morrisson erklärte, Djokovic habe es versäumt, den Beamten einen Nachweis über die doppelte Impfung oder eine angemessene medizinische Ausnahmegenehmigung vorzulegen. "Regeln sind Regeln und es gibt keine Sonderfälle", sagte Morrison am Donnerstag. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic sprach im Anschluss von einer "politischen Hexenjagd". Über die verhinderte Einreise Djokovics wird auch innerhalb Australiens heftig gestritten. Dem Verband wird vorgeworfen, die Profis in die Irre geführt zu haben. Der Verband wehrt sich jedoch gegen diese Anschuldigungen. In einem geleakten Video sagte Verbandschef Craig Tiley, dass sein Team "unglaubliche Arbeit" geleistet habe und alle Schuldzuweisungen gegen Tennis Australia ins Leere laufen würden.
Laut australischen Medienberichten wurden die Spieler von Tennis Australia am 7. Dezember informiert, dass eine Infektion in den letzten sechs Monaten "jetzt in eine Kategorie fällt, unter der sie für eine vorübergehende medizinische Ausnahmegenehmigung in Frage kommen können". Diese Informationen sei nach einem längeren Austausch mit den australischen Behörden an die Profis weitergetragen worden. Der Gesundheitsminister Australiens, Greg Hunt, argumentiert jedoch, die angepassten Reisebestimmungen gälten nur für australische Bürger. Darauf habe der Verband bereits im November hingewiesen.
Nach den von den Anwälten vorgelegten Beweisen begann im Internet die Suche nach Djokovics Spuren rund um den 16. Dezember. Der US-Tennisexperte Ben Rothenberg belegte anhand einer Serie von Tweets, dass der Serbe sich am Tag des angeblichen Tests ohne Maske bei einer Podiumsdiskussion zeigte und am folgenden Tag bereitwillig den besten Tennis-Kindern des Landes für Selfies zur Verfügung stand, ebenfalls ohne Maske. So geschehen bei einer Nachwuchsehrung im "Novak Tennis Center" in Belgrad.
Djokovic hatte sich bereits zu Beginn der Pandemie auf der von ihm aufgelegten und höchst umstrittenen Adria-Tour infiziert. Djokovic hat sich nie öffentlich zu seinem Impfstatuts geäußert - das haben nun die vom Gericht veröffentlichten Dokumente für ihn übernommen. Bei der Ausnahmeregelung handle es sich um eine "medizinische Befreiung von der Covid-Impfung" auf Basis einer kürzlichen Infektion, erklärten seine Anwälte dort.
Quelle: ntv.de, sue